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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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das gute Mädchen alsogleich sehen. Plötzlich riß
ich mich los und eilte nach Hause, von wo mir
der schrille Ton einer Dorfgeige entgegenklang.
Sämmtliche Jugend war in dem geräumigen
Saale versammelt und benutzte den kühlen, mü¬
ßigen Abend, nach den Klängen des herbeigerufe¬
nen Geigers sich gegenseitig im Tanze zu unter¬
richten und zu üben; denn die älteren Mitglieder
der Sippschaft befanden für gut, auf die Feste des
nahenden Herbstes den jüngeren Nachwuchs vor¬
zubereiten und dadurch sich selbst ein vorläufiges
Tanzvergnügen zu verschaffen. Als ich in den
Saal trat, wurde ich aufgefordert, sogleich Theil
zu nehmen, und indem ich mich fügte und unter
die lachenden Reihen mischte, ersah ich plötzlich
die erröthende Anna, welche sich hinter denselben
versteckt hatte. Sogleich war ich zufrieden und
innerlich hoch vergnügt; aber obgleich schon zwei
Wochen vergangen, seit ich sie zum ersten Male
gesehen, ließ ich meine Zufriedenheit nicht merken
und entfernte mich, nachdem ich sie kurz begrüßt,
wieder von ihr, und als meine Basen mich auf¬
forderten, mit ihr, die gleichfalls anfing, einen

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das gute Maͤdchen alſogleich ſehen. Ploͤtzlich riß
ich mich los und eilte nach Hauſe, von wo mir
der ſchrille Ton einer Dorfgeige entgegenklang.
Saͤmmtliche Jugend war in dem geraͤumigen
Saale verſammelt und benutzte den kuͤhlen, muͤ¬
ßigen Abend, nach den Klaͤngen des herbeigerufe¬
nen Geigers ſich gegenſeitig im Tanze zu unter¬
richten und zu uͤben; denn die aͤlteren Mitglieder
der Sippſchaft befanden fuͤr gut, auf die Feſte des
nahenden Herbſtes den juͤngeren Nachwuchs vor¬
zubereiten und dadurch ſich ſelbſt ein vorlaͤufiges
Tanzvergnuͤgen zu verſchaffen. Als ich in den
Saal trat, wurde ich aufgefordert, ſogleich Theil
zu nehmen, und indem ich mich fuͤgte und unter
die lachenden Reihen miſchte, erſah ich ploͤtzlich
die erroͤthende Anna, welche ſich hinter denſelben
verſteckt hatte. Sogleich war ich zufrieden und
innerlich hoch vergnuͤgt; aber obgleich ſchon zwei
Wochen vergangen, ſeit ich ſie zum erſten Male
geſehen, ließ ich meine Zufriedenheit nicht merken
und entfernte mich, nachdem ich ſie kurz begruͤßt,
wieder von ihr, und als meine Baſen mich auf¬
forderten, mit ihr, die gleichfalls anfing, einen

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[99/0109] das gute Maͤdchen alſogleich ſehen. Ploͤtzlich riß ich mich los und eilte nach Hauſe, von wo mir der ſchrille Ton einer Dorfgeige entgegenklang. Saͤmmtliche Jugend war in dem geraͤumigen Saale verſammelt und benutzte den kuͤhlen, muͤ¬ ßigen Abend, nach den Klaͤngen des herbeigerufe¬ nen Geigers ſich gegenſeitig im Tanze zu unter¬ richten und zu uͤben; denn die aͤlteren Mitglieder der Sippſchaft befanden fuͤr gut, auf die Feſte des nahenden Herbſtes den juͤngeren Nachwuchs vor¬ zubereiten und dadurch ſich ſelbſt ein vorlaͤufiges Tanzvergnuͤgen zu verſchaffen. Als ich in den Saal trat, wurde ich aufgefordert, ſogleich Theil zu nehmen, und indem ich mich fuͤgte und unter die lachenden Reihen miſchte, erſah ich ploͤtzlich die erroͤthende Anna, welche ſich hinter denſelben verſteckt hatte. Sogleich war ich zufrieden und innerlich hoch vergnuͤgt; aber obgleich ſchon zwei Wochen vergangen, ſeit ich ſie zum erſten Male geſehen, ließ ich meine Zufriedenheit nicht merken und entfernte mich, nachdem ich ſie kurz begruͤßt, wieder von ihr, und als meine Baſen mich auf¬ forderten, mit ihr, die gleichfalls anfing, einen 7 *

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/109>, abgerufen am 23.11.2024.