Eigenschaft, den Vorwürfen, Ermahnungen und Strafen bei vorkommenden Fällen ein un¬ wandelbares Schweigen entgegenzusetzen, hatte mir seine Abneigung zugezogen. Das ängstliche Läugnen, die Zungengeläufigkeit, Strafe von sich abzuwenden, das hartnäckige Feilschen um die¬ selbe waren mir unmöglich; glaubte ich eine solche verdient zu haben, so nahm ich sie schweigend hin, schien sie mir zu ungerecht, so schwieg ich ebenfalls, und nicht aus Trotz, sondern ich lachte innerlich ganz frohmüthig darüber und dachte, der Richter hätte das Pulver auch nicht erfunden. Darum hielt mich der Herr für einen unbrauch¬ baren, bedenklichen Burschen und fuhr mich nun mit drohender Miene an: "Hast Du an dem Skan¬ dale Theil genommen? Schweig! läugne nicht, es wird nichts helfen!" Ich brachte ein leises Ja hervor, der weiteren Dinge gewärtig. Doch wie um mich in seinen Augen, da ihm einmal zur Weckung guter Laune durchaus ein gründlicher Wortwechsel nöthig war, noch zu retten, that er, als ob er ein Nein vernommen hätte und schrie: "Wie, was? Heraus mit der Wahrheit!" "Ja!"
Eigenſchaft, den Vorwuͤrfen, Ermahnungen und Strafen bei vorkommenden Faͤllen ein un¬ wandelbares Schweigen entgegenzuſetzen, hatte mir ſeine Abneigung zugezogen. Das aͤngſtliche Laͤugnen, die Zungengelaͤufigkeit, Strafe von ſich abzuwenden, das hartnaͤckige Feilſchen um die¬ ſelbe waren mir unmoͤglich; glaubte ich eine ſolche verdient zu haben, ſo nahm ich ſie ſchweigend hin, ſchien ſie mir zu ungerecht, ſo ſchwieg ich ebenfalls, und nicht aus Trotz, ſondern ich lachte innerlich ganz frohmuͤthig daruͤber und dachte, der Richter haͤtte das Pulver auch nicht erfunden. Darum hielt mich der Herr fuͤr einen unbrauch¬ baren, bedenklichen Burſchen und fuhr mich nun mit drohender Miene an: »Haſt Du an dem Skan¬ dale Theil genommen? Schweig! laͤugne nicht, es wird nichts helfen!« Ich brachte ein leiſes Ja hervor, der weiteren Dinge gewaͤrtig. Doch wie um mich in ſeinen Augen, da ihm einmal zur Weckung guter Laune durchaus ein gruͤndlicher Wortwechſel noͤthig war, noch zu retten, that er, als ob er ein Nein vernommen haͤtte und ſchrie: »Wie, was? Heraus mit der Wahrheit!« »Ja!«
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Eigenſchaft, den Vorwuͤrfen, Ermahnungen
und Strafen bei vorkommenden Faͤllen ein un¬
wandelbares Schweigen entgegenzuſetzen, hatte
mir ſeine Abneigung zugezogen. Das aͤngſtliche
Laͤugnen, die Zungengelaͤufigkeit, Strafe von ſich
abzuwenden, das hartnaͤckige Feilſchen um die¬
ſelbe waren mir unmoͤglich; glaubte ich eine ſolche
verdient zu haben, ſo nahm ich ſie ſchweigend
hin, ſchien ſie mir zu ungerecht, ſo ſchwieg ich
ebenfalls, und nicht aus Trotz, ſondern ich lachte
innerlich ganz frohmuͤthig daruͤber und dachte,
der Richter haͤtte das Pulver auch nicht erfunden.
Darum hielt mich der Herr fuͤr einen unbrauch¬
baren, bedenklichen Burſchen und fuhr mich nun
mit drohender Miene an: »Haſt Du an dem Skan¬
dale Theil genommen? Schweig! laͤugne nicht,
es wird nichts helfen!« Ich brachte ein leiſes Ja
hervor, der weiteren Dinge gewaͤrtig. Doch wie
um mich in ſeinen Augen, da ihm einmal zur
Weckung guter Laune durchaus ein gruͤndlicher
Wortwechſel noͤthig war, noch zu retten, that er,
als ob er ein Nein vernommen haͤtte und ſchrie:
»Wie, was? Heraus mit der Wahrheit!« »Ja!«
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/396>, abgerufen am 25.11.2024.
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