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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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durch eine gewisse Raschheit und Entschlossenheit
äußerte. Zudem fühlte ich das dunkle Bedürfniß,
das unsichtbare Unheil, welches über mir sich
sammelte, durch sonstige Pflichterfüllung einiger¬
maßen aufzuwiegen.

Jedoch trotz Allem befand ich mich jenen
ganzen Sommer hindurch in einem unheimlichen
und peinvollen Zustande, dessen Erinnerung, ver¬
bunden mit derjenigen an den blauen Himmel
und Sonnenschein, an die stillen grünen Wald¬
schenken, in welche wir uns zu heimlichen Ge¬
lagen verkrochen, eine seltsame Empfindung wach¬
ruft. Meine Genossen mußten längst gemerkt
haben, daß es mit meinem Gelde nicht mit rech¬
ten Dingen zugehe, aber sie hüteten sich sorg¬
fältig, einen Verdacht zu äußern oder die leiseste
Frage an mich zu thun; vielmehr stellten sie sich,
als ob sich Alles von selbst verstünde, waren mir
stillschweigend behülflich, die auffälligen blanken
Silberstücke umzuwechseln, ohne in Erörterungen
einzugehen, und als die Herrlichkeit ein Ende
nahm, wandten sie sich ganz trocken und unbe¬
theiligt von mir, ganz wie erwachsene brave Ge¬

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durch eine gewiſſe Raſchheit und Entſchloſſenheit
aͤußerte. Zudem fuͤhlte ich das dunkle Beduͤrfniß,
das unſichtbare Unheil, welches uͤber mir ſich
ſammelte, durch ſonſtige Pflichterfuͤllung einiger¬
maßen aufzuwiegen.

Jedoch trotz Allem befand ich mich jenen
ganzen Sommer hindurch in einem unheimlichen
und peinvollen Zuſtande, deſſen Erinnerung, ver¬
bunden mit derjenigen an den blauen Himmel
und Sonnenſchein, an die ſtillen gruͤnen Wald¬
ſchenken, in welche wir uns zu heimlichen Ge¬
lagen verkrochen, eine ſeltſame Empfindung wach¬
ruft. Meine Genoſſen mußten laͤngſt gemerkt
haben, daß es mit meinem Gelde nicht mit rech¬
ten Dingen zugehe, aber ſie huͤteten ſich ſorg¬
faͤltig, einen Verdacht zu aͤußern oder die leiſeſte
Frage an mich zu thun; vielmehr ſtellten ſie ſich,
als ob ſich Alles von ſelbſt verſtuͤnde, waren mir
ſtillſchweigend behuͤlflich, die auffaͤlligen blanken
Silberſtuͤcke umzuwechſeln, ohne in Eroͤrterungen
einzugehen, und als die Herrlichkeit ein Ende
nahm, wandten ſie ſich ganz trocken und unbe¬
theiligt von mir, ganz wie erwachſene brave Ge¬

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[323/0337] durch eine gewiſſe Raſchheit und Entſchloſſenheit aͤußerte. Zudem fuͤhlte ich das dunkle Beduͤrfniß, das unſichtbare Unheil, welches uͤber mir ſich ſammelte, durch ſonſtige Pflichterfuͤllung einiger¬ maßen aufzuwiegen. Jedoch trotz Allem befand ich mich jenen ganzen Sommer hindurch in einem unheimlichen und peinvollen Zuſtande, deſſen Erinnerung, ver¬ bunden mit derjenigen an den blauen Himmel und Sonnenſchein, an die ſtillen gruͤnen Wald¬ ſchenken, in welche wir uns zu heimlichen Ge¬ lagen verkrochen, eine ſeltſame Empfindung wach¬ ruft. Meine Genoſſen mußten laͤngſt gemerkt haben, daß es mit meinem Gelde nicht mit rech¬ ten Dingen zugehe, aber ſie huͤteten ſich ſorg¬ faͤltig, einen Verdacht zu aͤußern oder die leiſeſte Frage an mich zu thun; vielmehr ſtellten ſie ſich, als ob ſich Alles von ſelbſt verſtuͤnde, waren mir ſtillſchweigend behuͤlflich, die auffaͤlligen blanken Silberſtuͤcke umzuwechſeln, ohne in Eroͤrterungen einzugehen, und als die Herrlichkeit ein Ende nahm, wandten ſie ſich ganz trocken und unbe¬ theiligt von mir, ganz wie erwachſene brave Ge¬ 21 *

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/337>, abgerufen am 25.11.2024.