gemischt aus der Freude der Erwartung und aus der Lust der Vorbereitung. Kleine Tornister wurden vorschriftsmäßig bepackt, Patronen wur¬ den so viele als möglich über die bestimmte Zahl angefertigt, unsere Zweipfünderkanonen, sowie die Fahnen bekränzt, und überdies ging unter der Hand das Gerede, wie unsere Nachbaren nicht nur propere und gedrillte Soldaten, sondern auch aufgeweckte und lustige Zecher und Kameraden wären, daß es also nicht nur gelte, sich mög¬ lichst blank und strack zu halten, sondern Je¬ der sich gut mit Taschengeld zu versehen hätte, um den berühmten Nachbaren auf jede Weise die Stange zu halten. Dazu wußten wir, daß dort die weibliche Jugend ebenfalls Theil nehmen, festlich gekleidet und bekränzt uns beim Einmarsche begrüßen und daß nach dem gemeinschaftlichen Mahle getanzt würde. Auch in dieser Hinsicht waren wir nicht gesonnen, uns etwas zu verge¬ ben; es hieß, Jeder solle sich weiße Handschuhe verschaffen, um beim Balle eben so galant als militairisch zu erscheinen, und alle diese Dinge wurden hinter dem Rücken der Aufseher mit solcher
gemiſcht aus der Freude der Erwartung und aus der Luſt der Vorbereitung. Kleine Torniſter wurden vorſchriftsmaͤßig bepackt, Patronen wur¬ den ſo viele als moͤglich uͤber die beſtimmte Zahl angefertigt, unſere Zweipfuͤnderkanonen, ſowie die Fahnen bekraͤnzt, und uͤberdies ging unter der Hand das Gerede, wie unſere Nachbaren nicht nur propere und gedrillte Soldaten, ſondern auch aufgeweckte und luſtige Zecher und Kameraden waͤren, daß es alſo nicht nur gelte, ſich moͤg¬ lichſt blank und ſtrack zu halten, ſondern Je¬ der ſich gut mit Taſchengeld zu verſehen haͤtte, um den beruͤhmten Nachbaren auf jede Weiſe die Stange zu halten. Dazu wußten wir, daß dort die weibliche Jugend ebenfalls Theil nehmen, feſtlich gekleidet und bekraͤnzt uns beim Einmarſche begruͤßen und daß nach dem gemeinſchaftlichen Mahle getanzt wuͤrde. Auch in dieſer Hinſicht waren wir nicht geſonnen, uns etwas zu verge¬ ben; es hieß, Jeder ſolle ſich weiße Handſchuhe verſchaffen, um beim Balle eben ſo galant als militairiſch zu erſcheinen, und alle dieſe Dinge wurden hinter dem Ruͤcken der Aufſeher mit ſolcher
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[306/0320]
gemiſcht aus der Freude der Erwartung und aus
der Luſt der Vorbereitung. Kleine Torniſter
wurden vorſchriftsmaͤßig bepackt, Patronen wur¬
den ſo viele als moͤglich uͤber die beſtimmte Zahl
angefertigt, unſere Zweipfuͤnderkanonen, ſowie die
Fahnen bekraͤnzt, und uͤberdies ging unter der
Hand das Gerede, wie unſere Nachbaren nicht
nur propere und gedrillte Soldaten, ſondern auch
aufgeweckte und luſtige Zecher und Kameraden
waͤren, daß es alſo nicht nur gelte, ſich moͤg¬
lichſt blank und ſtrack zu halten, ſondern Je¬
der ſich gut mit Taſchengeld zu verſehen haͤtte,
um den beruͤhmten Nachbaren auf jede Weiſe die
Stange zu halten. Dazu wußten wir, daß dort
die weibliche Jugend ebenfalls Theil nehmen,
feſtlich gekleidet und bekraͤnzt uns beim Einmarſche
begruͤßen und daß nach dem gemeinſchaftlichen
Mahle getanzt wuͤrde. Auch in dieſer Hinſicht
waren wir nicht geſonnen, uns etwas zu verge¬
ben; es hieß, Jeder ſolle ſich weiße Handſchuhe
verſchaffen, um beim Balle eben ſo galant als
militairiſch zu erſcheinen, und alle dieſe Dinge
wurden hinter dem Ruͤcken der Aufſeher mit ſolcher
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/320>, abgerufen am 25.11.2024.
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