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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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eines Tages zu einem Spaziergange überredet
und in den Wald hinaus mitgenommen hätten,
und ich beschrieb mit merkwürdiger Wahrheit die
Art, wie etwa größere Knaben einen kleinern zu
einem muthwilligen Streifzuge mitnehmen. Die
Angeklagten geriethen außer sich und betheuerten
mit Thränen, daß sie theils seit langer Zeit,
theils gar nie in jenem Gehölze gewesen seien,
am wenigsten mit mir! Dabei sahen sie mit
erschrecktem Hasse auf mich, wie auf eine böse
Schlange, und wollten mich mit Vorwürfen und
Fragen bestürmen, wurden aber zur Ruhe ge¬
wiesen und ich aufgefordert, den Weg anzugeben,
welchen wir gegangen. Sogleich lag derselbe
deutlich vor meinen Augen, und angefeuert durch
den Widerspruch und das Läugnen eines Mähr¬
chens, an welches ich nun selbst glaubte, da ich
mir sonst auf keine Weise den wirklichen Bestand
der gegenwärtigen Scene erklären konnte, gab
ich nun Weg und Stege an, die an den Ort
führen, und nannte hier ein Dorf, dort eine
Brücke oder eine Wiese. Ich kannte dieselben
nur vom flüchtigen Hörensagen, und obgleich ich

eines Tages zu einem Spaziergange uͤberredet
und in den Wald hinaus mitgenommen haͤtten,
und ich beſchrieb mit merkwuͤrdiger Wahrheit die
Art, wie etwa groͤßere Knaben einen kleinern zu
einem muthwilligen Streifzuge mitnehmen. Die
Angeklagten geriethen außer ſich und betheuerten
mit Thraͤnen, daß ſie theils ſeit langer Zeit,
theils gar nie in jenem Gehoͤlze geweſen ſeien,
am wenigſten mit mir! Dabei ſahen ſie mit
erſchrecktem Haſſe auf mich, wie auf eine boͤſe
Schlange, und wollten mich mit Vorwuͤrfen und
Fragen beſtuͤrmen, wurden aber zur Ruhe ge¬
wieſen und ich aufgefordert, den Weg anzugeben,
welchen wir gegangen. Sogleich lag derſelbe
deutlich vor meinen Augen, und angefeuert durch
den Widerſpruch und das Laͤugnen eines Maͤhr¬
chens, an welches ich nun ſelbſt glaubte, da ich
mir ſonſt auf keine Weiſe den wirklichen Beſtand
der gegenwaͤrtigen Scene erklaͤren konnte, gab
ich nun Weg und Stege an, die an den Ort
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Bruͤcke oder eine Wieſe. Ich kannte dieſelben
nur vom fluͤchtigen Hoͤrenſagen, und obgleich ich

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[221/0235] eines Tages zu einem Spaziergange uͤberredet und in den Wald hinaus mitgenommen haͤtten, und ich beſchrieb mit merkwuͤrdiger Wahrheit die Art, wie etwa groͤßere Knaben einen kleinern zu einem muthwilligen Streifzuge mitnehmen. Die Angeklagten geriethen außer ſich und betheuerten mit Thraͤnen, daß ſie theils ſeit langer Zeit, theils gar nie in jenem Gehoͤlze geweſen ſeien, am wenigſten mit mir! Dabei ſahen ſie mit erſchrecktem Haſſe auf mich, wie auf eine boͤſe Schlange, und wollten mich mit Vorwuͤrfen und Fragen beſtuͤrmen, wurden aber zur Ruhe ge¬ wieſen und ich aufgefordert, den Weg anzugeben, welchen wir gegangen. Sogleich lag derſelbe deutlich vor meinen Augen, und angefeuert durch den Widerſpruch und das Laͤugnen eines Maͤhr¬ chens, an welches ich nun ſelbſt glaubte, da ich mir ſonſt auf keine Weiſe den wirklichen Beſtand der gegenwaͤrtigen Scene erklaͤren konnte, gab ich nun Weg und Stege an, die an den Ort fuͤhren, und nannte hier ein Dorf, dort eine Bruͤcke oder eine Wieſe. Ich kannte dieſelben nur vom fluͤchtigen Hoͤrenſagen, und obgleich ich

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/235>, abgerufen am 22.11.2024.