kümmerlichen Gaben ihrer Armuth enthielten, um die alten launenhaften Leute für sich zu ge¬ winnen, und worin sie reichere Gegenspenden nach Hause zu tragen hofften. Diese Sippschaft war schroff in zwei Lager geschieden, welche sich nach dem Streite, der zwischen den Hauptper¬ sonen herrschte, ebenfalls den Hoffnungen auf den früheren Tod des Gegners hingaben, um einst ein vergrößertes Erbe zu erhalten. Sie haßten und befeindeten sich eben so stark unter einander, als die Leidenschaften Margreth's und ihres Mannes das Vorbild dazu abgaben, und es entstand jedesmal, nachdem die zahlreiche Ge¬ sellschaft sich an dem ungewohnten Ueberflusse ge¬ sättigt und gewärmt hatte und der Uebermuth den anfänglichen Zwang auflöste, ein mächtiger Zank zwischen beiden Parteien, daß sich die Männer die übrig gebliebenen Schinken, ehe sie dieselben in ihre Quersäcke steckten, um die Köpfe schlugen und die armen Weiber sich gegen¬ seitig unter die blassen spitzigen Nasen schimpften und über dem befriedigten Magen ein Herz voll Neid und Aerger auf den Heimweg trugen.
kuͤmmerlichen Gaben ihrer Armuth enthielten, um die alten launenhaften Leute fuͤr ſich zu ge¬ winnen, und worin ſie reichere Gegenſpenden nach Hauſe zu tragen hofften. Dieſe Sippſchaft war ſchroff in zwei Lager geſchieden, welche ſich nach dem Streite, der zwiſchen den Hauptper¬ ſonen herrſchte, ebenfalls den Hoffnungen auf den fruͤheren Tod des Gegners hingaben, um einſt ein vergroͤßertes Erbe zu erhalten. Sie haßten und befeindeten ſich eben ſo ſtark unter einander, als die Leidenſchaften Margreth's und ihres Mannes das Vorbild dazu abgaben, und es entſtand jedesmal, nachdem die zahlreiche Ge¬ ſellſchaft ſich an dem ungewohnten Ueberfluſſe ge¬ ſaͤttigt und gewaͤrmt hatte und der Uebermuth den anfaͤnglichen Zwang aufloͤſte, ein maͤchtiger Zank zwiſchen beiden Parteien, daß ſich die Maͤnner die uͤbrig gebliebenen Schinken, ehe ſie dieſelben in ihre Querſaͤcke ſteckten, um die Koͤpfe ſchlugen und die armen Weiber ſich gegen¬ ſeitig unter die blaſſen ſpitzigen Naſen ſchimpften und uͤber dem befriedigten Magen ein Herz voll Neid und Aerger auf den Heimweg trugen.
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kuͤmmerlichen Gaben ihrer Armuth enthielten,
um die alten launenhaften Leute fuͤr ſich zu ge¬
winnen, und worin ſie reichere Gegenſpenden
nach Hauſe zu tragen hofften. Dieſe Sippſchaft
war ſchroff in zwei Lager geſchieden, welche ſich
nach dem Streite, der zwiſchen den Hauptper¬
ſonen herrſchte, ebenfalls den Hoffnungen auf
den fruͤheren Tod des Gegners hingaben, um
einſt ein vergroͤßertes Erbe zu erhalten. Sie
haßten und befeindeten ſich eben ſo ſtark unter
einander, als die Leidenſchaften Margreth's und
ihres Mannes das Vorbild dazu abgaben, und
es entſtand jedesmal, nachdem die zahlreiche Ge¬
ſellſchaft ſich an dem ungewohnten Ueberfluſſe ge¬
ſaͤttigt und gewaͤrmt hatte und der Uebermuth
den anfaͤnglichen Zwang aufloͤſte, ein maͤchtiger
Zank zwiſchen beiden Parteien, daß ſich die
Maͤnner die uͤbrig gebliebenen Schinken, ehe ſie
dieſelben in ihre Querſaͤcke ſteckten, um die
Koͤpfe ſchlugen und die armen Weiber ſich gegen¬
ſeitig unter die blaſſen ſpitzigen Naſen ſchimpften
und uͤber dem befriedigten Magen ein Herz voll
Neid und Aerger auf den Heimweg trugen.
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/226>, abgerufen am 25.11.2024.
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