hm! einundfunfzig u. s. f. Dabei hatte er Gift und Tod im Herzen und wußte, daß seine Frau durch das Betragen doppelt litt; denn sie hatte keine Bosheit noch Muthwillen, um den Kampf auf diese Weise fortzusetzen. Was aber Beide in diesem Zustande sich zu Leide thaten, bestand dann gewöhnlich in einer verschwenderischen Frei¬ gebigkeit, womit sie Alles beschenkten, was ihnen nahe kam, gleichsam als wollte Eines vor des Anderen Augen den Besitz aufzehren, nach dem ein Jedes trachtete.
Der Mann war gerade kein gottloser Mensch, sondern ließ, indem er in der gleichen wunder¬ lichen Art, wie an Gespenster und Hexen, so auch an Gott und seinen Himmel glaubte, den¬ selben einen guten Mann sein und dachte nicht im Mindesten daran, sich auch um die moralischen Lehren zu bekümmern, welche aus diesem Glau¬ ben entspringen mußten; er aß und trank, lachte und fluchte und machte seine Schnurren, ohne je zu trachten, sein Leben mit einem ernstern Grundsatze in Einklang zu bringen. Aber auch der Frau fiel es niemals ein, daß ihre Leiden¬
hm! einundfunfzig u. ſ. f. Dabei hatte er Gift und Tod im Herzen und wußte, daß ſeine Frau durch das Betragen doppelt litt; denn ſie hatte keine Bosheit noch Muthwillen, um den Kampf auf dieſe Weiſe fortzuſetzen. Was aber Beide in dieſem Zuſtande ſich zu Leide thaten, beſtand dann gewoͤhnlich in einer verſchwenderiſchen Frei¬ gebigkeit, womit ſie Alles beſchenkten, was ihnen nahe kam, gleichſam als wollte Eines vor des Anderen Augen den Beſitz aufzehren, nach dem ein Jedes trachtete.
Der Mann war gerade kein gottloſer Menſch, ſondern ließ, indem er in der gleichen wunder¬ lichen Art, wie an Geſpenſter und Hexen, ſo auch an Gott und ſeinen Himmel glaubte, den¬ ſelben einen guten Mann ſein und dachte nicht im Mindeſten daran, ſich auch um die moraliſchen Lehren zu bekuͤmmern, welche aus dieſem Glau¬ ben entſpringen mußten; er aß und trank, lachte und fluchte und machte ſeine Schnurren, ohne je zu trachten, ſein Leben mit einem ernſtern Grundſatze in Einklang zu bringen. Aber auch der Frau fiel es niemals ein, daß ihre Leiden¬
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hm! einundfunfzig u. ſ. f. Dabei hatte er Gift
und Tod im Herzen und wußte, daß ſeine Frau
durch das Betragen doppelt litt; denn ſie hatte
keine Bosheit noch Muthwillen, um den Kampf
auf dieſe Weiſe fortzuſetzen. Was aber Beide
in dieſem Zuſtande ſich zu Leide thaten, beſtand
dann gewoͤhnlich in einer verſchwenderiſchen Frei¬
gebigkeit, womit ſie Alles beſchenkten, was ihnen
nahe kam, gleichſam als wollte Eines vor des
Anderen Augen den Beſitz aufzehren, nach dem
ein Jedes trachtete.
Der Mann war gerade kein gottloſer Menſch,
ſondern ließ, indem er in der gleichen wunder¬
lichen Art, wie an Geſpenſter und Hexen, ſo
auch an Gott und ſeinen Himmel glaubte, den¬
ſelben einen guten Mann ſein und dachte nicht
im Mindeſten daran, ſich auch um die moraliſchen
Lehren zu bekuͤmmern, welche aus dieſem Glau¬
ben entſpringen mußten; er aß und trank, lachte
und fluchte und machte ſeine Schnurren, ohne
je zu trachten, ſein Leben mit einem ernſtern
Grundſatze in Einklang zu bringen. Aber auch
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/224>, abgerufen am 22.11.2024.
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