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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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suchen; hingegen bei einer reichen Hexenwirthin
in einem andern Dorfe müßten wir keck zum
Schornstein hineinfahren, damit sie, in der thö¬
richten Meinung, ein Paar angehender hoff¬
nungsvoller Hexer bei sich zu sehen, uns mit
ihren vortrefflichen Pfannkuchen mit Speck und
mit frischem Honig ohne Rückhalt bewirthe.
Daß unterwegs auf hohen Bäumen und Felsen
Einsicht in die seltensten Vogelnester genommen
und das Tauglichste von jungen Vögeln ausge¬
sucht würde, verstand sich von selbst. Wie alles
ohne Schaden zu unternehmen sei, dafür hatte
er bereits eine Auskunft und kannte die Formel,
mit welcher der Teufel, nach beendigtem Ver¬
gnügen, um seinen Theil gebracht würde.

Auch in dem Gespensterwesen war er sehr
erfahren: doch auch hier verdrehte sich ihm Alles
zum Lustigen. Die Angst, welche er bei seinen
Abenteuern empfunden, war immer eine höchst
komische und endete öfter mit einem pfiffigen
Streiche, welchen er den Quälgeistern spielte.

Auf diese Weise ergänzte er trefflich das
phantastische Wesen seiner Frau, und ich hatte

ſuchen; hingegen bei einer reichen Hexenwirthin
in einem andern Dorfe muͤßten wir keck zum
Schornſtein hineinfahren, damit ſie, in der thoͤ¬
richten Meinung, ein Paar angehender hoff¬
nungsvoller Hexer bei ſich zu ſehen, uns mit
ihren vortrefflichen Pfannkuchen mit Speck und
mit friſchem Honig ohne Ruͤckhalt bewirthe.
Daß unterwegs auf hohen Baͤumen und Felſen
Einſicht in die ſeltenſten Vogelneſter genommen
und das Tauglichſte von jungen Voͤgeln ausge¬
ſucht wuͤrde, verſtand ſich von ſelbſt. Wie alles
ohne Schaden zu unternehmen ſei, dafuͤr hatte
er bereits eine Auskunft und kannte die Formel,
mit welcher der Teufel, nach beendigtem Ver¬
gnuͤgen, um ſeinen Theil gebracht wuͤrde.

Auch in dem Geſpenſterweſen war er ſehr
erfahren: doch auch hier verdrehte ſich ihm Alles
zum Luſtigen. Die Angſt, welche er bei ſeinen
Abenteuern empfunden, war immer eine hoͤchſt
komiſche und endete oͤfter mit einem pfiffigen
Streiche, welchen er den Quaͤlgeiſtern ſpielte.

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[202/0216] ſuchen; hingegen bei einer reichen Hexenwirthin in einem andern Dorfe muͤßten wir keck zum Schornſtein hineinfahren, damit ſie, in der thoͤ¬ richten Meinung, ein Paar angehender hoff¬ nungsvoller Hexer bei ſich zu ſehen, uns mit ihren vortrefflichen Pfannkuchen mit Speck und mit friſchem Honig ohne Ruͤckhalt bewirthe. Daß unterwegs auf hohen Baͤumen und Felſen Einſicht in die ſeltenſten Vogelneſter genommen und das Tauglichſte von jungen Voͤgeln ausge¬ ſucht wuͤrde, verſtand ſich von ſelbſt. Wie alles ohne Schaden zu unternehmen ſei, dafuͤr hatte er bereits eine Auskunft und kannte die Formel, mit welcher der Teufel, nach beendigtem Ver¬ gnuͤgen, um ſeinen Theil gebracht wuͤrde. Auch in dem Geſpenſterweſen war er ſehr erfahren: doch auch hier verdrehte ſich ihm Alles zum Luſtigen. Die Angſt, welche er bei ſeinen Abenteuern empfunden, war immer eine hoͤchſt komiſche und endete oͤfter mit einem pfiffigen Streiche, welchen er den Quaͤlgeiſtern ſpielte. Auf dieſe Weiſe ergaͤnzte er trefflich das phantaſtiſche Weſen ſeiner Frau, und ich hatte

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/216>, abgerufen am 28.11.2024.