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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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Ew. Wohlehrwürden in Nichts ab, Euere Für¬
sorge und Education betreffend. Wenn das Töch¬
terlein dereinst, wie ich zum allmächtigen und
barmherzigen Gott verhoffe, hier oder dort er¬
leuchtet und gerettet sein wird, so wird es ohn¬
zweifelhaft sich höchlich erfreuen, ein gutes Theil
seiner Buße schon mit seiner Verstocktheit abge¬
than zu haben, welche über ihn's zu verhängen,
der unerforschliche Meister beliebt hat!" Diese
tapferen Worte vor Augen, habe ich auch diese
Gelegenheit für dienlich erachtet, der Kleinen mit
dem Schedel eine ernsthafte Buße anzuthun.
Man hat übrigens einen kleinen leichten Kinds¬
schedel gebrauchet, dieweill der Mahler sich be¬
schwehret, daß der große Mannsschedel zu un¬
förmlich seye für die kleinen Händlein, in Betracht
seiner Kunst-Regula und hat sie denselben nach¬
her lieber gehalten; auch hat ihr der Mahler ein
weißes Röslein dazugesteckt, was ich wohl leiden
mochte, weil es als ein gutes Symbolum gelten
kann."

"Habe heut plötzlich ein Contreorder erhalten
in Betreff des Tableau und soll nun selbiges

Ew. Wohlehrwuͤrden in Nichts ab, Euere Fuͤr¬
ſorge und Education betreffend. Wenn das Toͤch¬
terlein dereinſt, wie ich zum allmaͤchtigen und
barmherzigen Gott verhoffe, hier oder dort er¬
leuchtet und gerettet ſein wird, ſo wird es ohn¬
zweifelhaft ſich hoͤchlich erfreuen, ein gutes Theil
ſeiner Buße ſchon mit ſeiner Verſtocktheit abge¬
than zu haben, welche uͤber ihn's zu verhaͤngen,
der unerforſchliche Meiſter beliebt hat!« Dieſe
tapferen Worte vor Augen, habe ich auch dieſe
Gelegenheit fuͤr dienlich erachtet, der Kleinen mit
dem Schedel eine ernſthafte Buße anzuthun.
Man hat uͤbrigens einen kleinen leichten Kinds¬
ſchedel gebrauchet, dieweill der Mahler ſich be¬
ſchwehret, daß der große Mannsſchedel zu un¬
foͤrmlich ſeye fuͤr die kleinen Haͤndlein, in Betracht
ſeiner Kunſt-Regula und hat ſie denſelben nach¬
her lieber gehalten; auch hat ihr der Mahler ein
weißes Roͤslein dazugeſteckt, was ich wohl leiden
mochte, weil es als ein gutes Symbolum gelten
kann.«

»Habe heut ploͤtzlich ein Contreorder erhalten
in Betreff des Tableau und ſoll nun ſelbiges

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[162/0176] Ew. Wohlehrwuͤrden in Nichts ab, Euere Fuͤr¬ ſorge und Education betreffend. Wenn das Toͤch¬ terlein dereinſt, wie ich zum allmaͤchtigen und barmherzigen Gott verhoffe, hier oder dort er¬ leuchtet und gerettet ſein wird, ſo wird es ohn¬ zweifelhaft ſich hoͤchlich erfreuen, ein gutes Theil ſeiner Buße ſchon mit ſeiner Verſtocktheit abge¬ than zu haben, welche uͤber ihn's zu verhaͤngen, der unerforſchliche Meiſter beliebt hat!« Dieſe tapferen Worte vor Augen, habe ich auch dieſe Gelegenheit fuͤr dienlich erachtet, der Kleinen mit dem Schedel eine ernſthafte Buße anzuthun. Man hat uͤbrigens einen kleinen leichten Kinds¬ ſchedel gebrauchet, dieweill der Mahler ſich be¬ ſchwehret, daß der große Mannsſchedel zu un¬ foͤrmlich ſeye fuͤr die kleinen Haͤndlein, in Betracht ſeiner Kunſt-Regula und hat ſie denſelben nach¬ her lieber gehalten; auch hat ihr der Mahler ein weißes Roͤslein dazugeſteckt, was ich wohl leiden mochte, weil es als ein gutes Symbolum gelten kann.« »Habe heut ploͤtzlich ein Contreorder erhalten in Betreff des Tableau und ſoll nun ſelbiges

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/176>, abgerufen am 24.11.2024.