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Kautsky, Karl; Schönlank, Bruno: Grundsätze und Forderungen der Sozialdemokratie. 4. Aufl. Berlin, 1907.

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amten der herrschenden Klassen nicht bloß ebenbürtig, sondern überlegen werden.
Und in keiner Klasse ist der Drang nach Wissen um des Wissens willen so groß
als in der Arbeiterklasse, deren Gehirne nicht erschöpft werden durch den Kon-
kurrenzkampf.

Gleichzeitig werden aber auch die Proletarier ökonomisch immer unentbehr-
licher, indes die Kapitalisten immer überflüssiger für die Produktion werden.
Man beseitige heute die Klasse der Kapitalisten, und in den weitaus meisten und
gerade in den wichtigsten Jndustriezweigen wird die Produktion ohne Störung
fortgehen. Dagegen kann die Produktion in keiner der großen Jndustrien auch
nur eine Minute ohne die Proletarier fortgesetzt werden. Gerade die für die
Massenproduktion, gerade die für das ganze gesellschaftliche Leben unentbehr-
lichsten Jndustriezweige werden aber heute kapitalistisch betrieben. Ohne die Ar-
beit der Proletarier ist daher jede Existenz in der modernen Gesellschaft unmög-
lich geworden.

So wächst das Proletariat unaufhörlich an Zahl, an sittlicher Kraft, an
Jntelligenz, an Geschlossenheit, an Unentbehrlichkeit. Es wird eine Macht, die
ihren Gegnern immer mehr Furcht einflößt. Auch sein Selbstvertrauen und
seine Hoffnungsfreudigkeit wachsen, indes seine Feinde angstvoll an sich selbst zu
verzweifeln beginnen.

Jst aber einmal das Proletariat eine Macht geworden, dann bleibt es nicht
allein, dann ziehen seiner Fahne auch aus den anderen ausgebeuteten Klassen
Rekruten zu, aus den Proletariern der geistigen Arbeit, den Kleinbürgern und
Kleinbauern, die bisher den konservativen und liberalen Fahnen nachgelaufen
waren

Jn den revolutionären Bewegungen der letzten Jahrhunderte haben Bauern,
Kleinbürger und Proletarier die Entscheidungskämpfe stets zusammen-
gekämpft. Der Schwerpunkt lag dabei immer bei der Klasse, welche die ökonomisch
wichtigste war: in den sogenannten Bauernkriegen waren das die Bauern; in
der großen französischen Revolution des 18. und ihren Ausläufern in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts waren es die Kleinbürger. Seit den sechziger
Jahren des vorigen Jahrhunderts ist die Führung im Kampfe gegen die Unter-
drücker und Ausbeuter der niederen Volksklassen überall dort, wo sich eine selb-
ständige Arbeiterpartei gebildet hat, an das Proletariat übergegangen.

Soweit Kleinbürger und Bauern sich noch zu den Ausbeutern zählen, soweit
sie glauben, durch vermehrte Ausbeutung von Lohnarbeitern sich emporarbeiten
zu können, stehen sie den Arbeitern und ihrer Partei feindselig gegenüber, bleiben
sie die Gefolgen der alten Parteien, bleiben sie die Stützen einer Gesellschafts-
ordnung. die sie ruiniert.

Aber immer größere Schichten der Kleinbürger und Bauern kommen zur
Erkenntnis, daß sie zu den Ausgebeuteten gehören; ihre Lage wird immer ähn-
licher der der Proletarier, und das Einzige, was sie vom Proletariat noch trennt,
ihr bißchen Besitz, schwindet dahin wie der Schnee vor der Sonne. Und selbst
wo es ihnen gelingt, ihren Besitz noch notdürftig zu erhalten, verliert er immer
mehr die Fähigkeit, ihnen ein Dasein zu gewähren, das, nach dem Maßstabe
unserer Kultur gemessen, ein menschenwürdiges genannt werden könnte. Ebenso
sinken die Arbeiter der Jntelligenz immer mehr und mehr auf die Stufe eines
proletarierhaften Daseins herab. Nur vereinzelten Glücksvögeln unter ihnen
gelingt es noch, sich zu einer behaglichen Stellung emporzuschwingen. Den
Meisten winkt nur Not und Elend, die gerade in diesen Kreisen am drückendsten
empfunden werden, wo eine höhere, bürgerliche Lebenshaltung zu den Lebens-
bedingungen gehört.

Gleich den Proletariern sehen Bauern, Kleinbürger und besitzlose "Ge-
bildete" sich ausgeschlossen von all den glänzenden Errungenschaften der

amten der herrschenden Klassen nicht bloß ebenbürtig, sondern überlegen werden.
Und in keiner Klasse ist der Drang nach Wissen um des Wissens willen so groß
als in der Arbeiterklasse, deren Gehirne nicht erschöpft werden durch den Kon-
kurrenzkampf.

Gleichzeitig werden aber auch die Proletarier ökonomisch immer unentbehr-
licher, indes die Kapitalisten immer überflüssiger für die Produktion werden.
Man beseitige heute die Klasse der Kapitalisten, und in den weitaus meisten und
gerade in den wichtigsten Jndustriezweigen wird die Produktion ohne Störung
fortgehen. Dagegen kann die Produktion in keiner der großen Jndustrien auch
nur eine Minute ohne die Proletarier fortgesetzt werden. Gerade die für die
Massenproduktion, gerade die für das ganze gesellschaftliche Leben unentbehr-
lichsten Jndustriezweige werden aber heute kapitalistisch betrieben. Ohne die Ar-
beit der Proletarier ist daher jede Existenz in der modernen Gesellschaft unmög-
lich geworden.

So wächst das Proletariat unaufhörlich an Zahl, an sittlicher Kraft, an
Jntelligenz, an Geschlossenheit, an Unentbehrlichkeit. Es wird eine Macht, die
ihren Gegnern immer mehr Furcht einflößt. Auch sein Selbstvertrauen und
seine Hoffnungsfreudigkeit wachsen, indes seine Feinde angstvoll an sich selbst zu
verzweifeln beginnen.

Jst aber einmal das Proletariat eine Macht geworden, dann bleibt es nicht
allein, dann ziehen seiner Fahne auch aus den anderen ausgebeuteten Klassen
Rekruten zu, aus den Proletariern der geistigen Arbeit, den Kleinbürgern und
Kleinbauern, die bisher den konservativen und liberalen Fahnen nachgelaufen
waren

Jn den revolutionären Bewegungen der letzten Jahrhunderte haben Bauern,
Kleinbürger und Proletarier die Entscheidungskämpfe stets zusammen-
gekämpft. Der Schwerpunkt lag dabei immer bei der Klasse, welche die ökonomisch
wichtigste war: in den sogenannten Bauernkriegen waren das die Bauern; in
der großen französischen Revolution des 18. und ihren Ausläufern in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts waren es die Kleinbürger. Seit den sechziger
Jahren des vorigen Jahrhunderts ist die Führung im Kampfe gegen die Unter-
drücker und Ausbeuter der niederen Volksklassen überall dort, wo sich eine selb-
ständige Arbeiterpartei gebildet hat, an das Proletariat übergegangen.

Soweit Kleinbürger und Bauern sich noch zu den Ausbeutern zählen, soweit
sie glauben, durch vermehrte Ausbeutung von Lohnarbeitern sich emporarbeiten
zu können, stehen sie den Arbeitern und ihrer Partei feindselig gegenüber, bleiben
sie die Gefolgen der alten Parteien, bleiben sie die Stützen einer Gesellschafts-
ordnung. die sie ruiniert.

Aber immer größere Schichten der Kleinbürger und Bauern kommen zur
Erkenntnis, daß sie zu den Ausgebeuteten gehören; ihre Lage wird immer ähn-
licher der der Proletarier, und das Einzige, was sie vom Proletariat noch trennt,
ihr bißchen Besitz, schwindet dahin wie der Schnee vor der Sonne. Und selbst
wo es ihnen gelingt, ihren Besitz noch notdürftig zu erhalten, verliert er immer
mehr die Fähigkeit, ihnen ein Dasein zu gewähren, das, nach dem Maßstabe
unserer Kultur gemessen, ein menschenwürdiges genannt werden könnte. Ebenso
sinken die Arbeiter der Jntelligenz immer mehr und mehr auf die Stufe eines
proletarierhaften Daseins herab. Nur vereinzelten Glücksvögeln unter ihnen
gelingt es noch, sich zu einer behaglichen Stellung emporzuschwingen. Den
Meisten winkt nur Not und Elend, die gerade in diesen Kreisen am drückendsten
empfunden werden, wo eine höhere, bürgerliche Lebenshaltung zu den Lebens-
bedingungen gehört.

Gleich den Proletariern sehen Bauern, Kleinbürger und besitzlose „Ge-
bildete“ sich ausgeschlossen von all den glänzenden Errungenschaften der

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Zitationshilfe: Kautsky, Karl; Schönlank, Bruno: Grundsätze und Forderungen der Sozialdemokratie. 4. Aufl. Berlin, 1907, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kautsky_grundsaetze_1907/24>, abgerufen am 25.11.2024.