Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.
Du kanst dein Ackerwerk wie sichs gehört abwarten, Dort in den Ländern wo der Krieg sich tummeln geht, Da pflügt, da sät man nich; und was im Felde steht Ist für die Reuterey, es ab zu furagiren. Hans. Wans so iß darf mans nich erst in die Scheune führen. Doch Spaß bei Seit gesetzt, Muhm Ohrte du redst wahr, Der gar zu schwere Krieg der krümmt uns noch kei Haar, A kommt uns dann und wan nur so a bißel nekken; Verwichen kamen uns die Rußen och erschröcken, Doch haben wir da Schröck nich sunderlich gefühlt, Es kam uns nur so für als wan sichs Wetter kühlt. Denn Gott sey Lob und Dank! sie seyn noch nich gekommen Und haben uns von Stroh die Betten weggenommen; Ich kann in Sicherheit noch meine Furchen ziehn Und wenn ich hintern Pflug mich heischer gnug geschrien, Da denk ich Abends dann auch an das Ausgespanne, Da fahr ich heim, und dann kommt meine liebe Anne Und lacht mich freundlich an, und dreymal streichelt sie Mich um das Kinn herum, und macht daß ich die Müh Die mir der Pflug gemacht schon halb und halb vergeße, Nu wird der Tisch gedeckt, ich setze mich und eße Mei Käsenbrod mit ihr, und meinen Hirschebrey Und eine dicke Milch, das seyn der G'richte drey, Die schmecken mir und ihr so gut und zehnmal beßer
Du kanſt dein Ackerwerk wie ſichs gehoͤrt abwarten, Dort in den Laͤndern wo der Krieg ſich tummeln geht, Da pfluͤgt, da ſaͤt man nich; und was im Felde ſteht Iſt fuͤr die Reuterey, es ab zu furagiren. Hans. Wans ſo iß darf mans nich erſt in die Scheune fuͤhren. Doch Spaß bei Seit geſetzt, Muhm Ohrte du redſt wahr, Der gar zu ſchwere Krieg der kruͤmmt uns noch kei Haar, A kommt uns dann und wan nur ſo a bißel nekken; Verwichen kamen uns die Rußen och erſchroͤcken, Doch haben wir da Schroͤck nich ſunderlich gefuͤhlt, Es kam uns nur ſo fuͤr als wan ſichs Wetter kuͤhlt. Denn Gott ſey Lob und Dank! ſie ſeyn noch nich gekommen Und haben uns von Stroh die Betten weggenommen; Ich kann in Sicherheit noch meine Furchen ziehn Und wenn ich hintern Pflug mich heiſcher gnug geſchrien, Da denk ich Abends dann auch an das Ausgeſpanne, Da fahr ich heim, und dann kommt meine liebe Anne Und lacht mich freundlich an, und dreymal ſtreichelt ſie Mich um das Kinn herum, und macht daß ich die Muͤh Die mir der Pflug gemacht ſchon halb und halb vergeße, Nu wird der Tiſch gedeckt, ich ſetze mich und eße Mei Kaͤſenbrod mit ihr, und meinen Hirſchebrey Und eine dicke Milch, das ſeyn der G’richte drey, Die ſchmecken mir und ihr ſo gut und zehnmal beßer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#OHR"> <p><pb facs="#f0539" n="379"/> Du kanſt dein Ackerwerk wie ſichs gehoͤrt abwarten,<lb/> Dort in den Laͤndern wo der Krieg ſich tummeln geht,<lb/> Da pfluͤgt, da ſaͤt man nich; und was im Felde ſteht<lb/> Iſt fuͤr die Reuterey, es ab zu furagiren.</p> </sp><lb/> <sp who="#HAN"> <speaker><hi rendition="#g">Hans</hi>.</speaker> <p> Wans ſo iß darf mans nich erſt in die<lb/> Scheune fuͤhren.<lb/> Doch Spaß bei Seit geſetzt, Muhm Ohrte du redſt wahr,<lb/> Der gar zu ſchwere Krieg der kruͤmmt uns noch kei Haar,<lb/> A kommt uns dann und wan nur ſo a bißel nekken;<lb/> Verwichen kamen uns die Rußen och erſchroͤcken,<lb/> Doch haben wir da Schroͤck nich ſunderlich gefuͤhlt,<lb/> Es kam uns nur ſo fuͤr als wan ſichs Wetter kuͤhlt.<lb/> Denn Gott ſey Lob und Dank! ſie ſeyn noch nich<lb/> gekommen<lb/> Und haben uns von Stroh die Betten weggenommen;<lb/> Ich kann in Sicherheit noch meine Furchen ziehn<lb/> Und wenn ich hintern Pflug mich heiſcher gnug geſchrien,<lb/> Da denk ich Abends dann auch an das Ausgeſpanne,<lb/> Da fahr ich heim, und dann kommt meine liebe Anne<lb/> Und lacht mich freundlich an, und dreymal ſtreichelt ſie<lb/> Mich um das Kinn herum, und macht daß ich die Muͤh<lb/> Die mir der Pflug gemacht ſchon halb und halb vergeße,<lb/> Nu wird der Tiſch gedeckt, ich ſetze mich und eße<lb/> Mei Kaͤſenbrod mit ihr, und meinen Hirſchebrey<lb/> Und eine dicke Milch, das ſeyn der G’richte drey,<lb/> Die ſchmecken mir und ihr ſo gut und zehnmal beßer<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [379/0539]
Du kanſt dein Ackerwerk wie ſichs gehoͤrt abwarten,
Dort in den Laͤndern wo der Krieg ſich tummeln geht,
Da pfluͤgt, da ſaͤt man nich; und was im Felde ſteht
Iſt fuͤr die Reuterey, es ab zu furagiren.
Hans. Wans ſo iß darf mans nich erſt in die
Scheune fuͤhren.
Doch Spaß bei Seit geſetzt, Muhm Ohrte du redſt wahr,
Der gar zu ſchwere Krieg der kruͤmmt uns noch kei Haar,
A kommt uns dann und wan nur ſo a bißel nekken;
Verwichen kamen uns die Rußen och erſchroͤcken,
Doch haben wir da Schroͤck nich ſunderlich gefuͤhlt,
Es kam uns nur ſo fuͤr als wan ſichs Wetter kuͤhlt.
Denn Gott ſey Lob und Dank! ſie ſeyn noch nich
gekommen
Und haben uns von Stroh die Betten weggenommen;
Ich kann in Sicherheit noch meine Furchen ziehn
Und wenn ich hintern Pflug mich heiſcher gnug geſchrien,
Da denk ich Abends dann auch an das Ausgeſpanne,
Da fahr ich heim, und dann kommt meine liebe Anne
Und lacht mich freundlich an, und dreymal ſtreichelt ſie
Mich um das Kinn herum, und macht daß ich die Muͤh
Die mir der Pflug gemacht ſchon halb und halb vergeße,
Nu wird der Tiſch gedeckt, ich ſetze mich und eße
Mei Kaͤſenbrod mit ihr, und meinen Hirſchebrey
Und eine dicke Milch, das ſeyn der G’richte drey,
Die ſchmecken mir und ihr ſo gut und zehnmal beßer
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