Was die Barmherzigkeit in seinem Herzen spricht; Und Engel freuten sich, daß seine Gnade wolle, Daß deine Asche sich in Glanz verwandeln solle, Und daß er im Gefühl der ewgen Liebe schwur, Er wollt in Zukunft nicht die Kräfte der Natur Zu deinem Untergang mit stärkern Waffen rüsten, Kein feurig Zorngericht, kein loderndes Verwüsten Sollt dein Zerstöhrer seyn, du solltest prächtig blühn, Bis Seraphs einst mit ihm zum Weltgerichte ziehn. Sein Lächeln, seine Huld, das soll dich neu gestalten, Sein volles Segensmaaß das soll dich schadlos halten. Beschränke deinen Gram, entnässe deinen Blick, Und sieh betrachtungsvoll in jene Zeit zurück, Da deine Ahnen auch in Staub und Asche saßen, Und in der Zukunft doch Verlust und Gram vergaßen; Da aus den Schwellen, die ein großer Schutt begrub, Gott eine schönre Stadt als die verbrannte hub. Er ist noch eben der Allmächtige und Große, Stark, daß er in den Staub des Helden Feinde stoße, Und wunderthätig, daß er mitten in der Schlacht Aus grimmigem Gefühl den Trieb zum Frieden macht. Er sprichts, so sinkt das Schwerdt, so schweigen die Kartaunen, Und sein Gesalbter schließt, den Völkern zum Erstaunen, Verträge, die den Ruhm, den der Monarch erfocht, Noch mehr verherrlichen, und Kränze, die er flocht,
Was die Barmherzigkeit in ſeinem Herzen ſpricht; Und Engel freuten ſich, daß ſeine Gnade wolle, Daß deine Aſche ſich in Glanz verwandeln ſolle, Und daß er im Gefuͤhl der ewgen Liebe ſchwur, Er wollt in Zukunft nicht die Kraͤfte der Natur Zu deinem Untergang mit ſtaͤrkern Waffen ruͤſten, Kein feurig Zorngericht, kein loderndes Verwuͤſten Sollt dein Zerſtoͤhrer ſeyn, du ſollteſt praͤchtig bluͤhn, Bis Seraphs einſt mit ihm zum Weltgerichte ziehn. Sein Laͤcheln, ſeine Huld, das ſoll dich neu geſtalten, Sein volles Segensmaaß das ſoll dich ſchadlos halten. Beſchraͤnke deinen Gram, entnaͤſſe deinen Blick, Und ſieh betrachtungsvoll in jene Zeit zuruͤck, Da deine Ahnen auch in Staub und Aſche ſaßen, Und in der Zukunft doch Verluſt und Gram vergaßen; Da aus den Schwellen, die ein großer Schutt begrub, Gott eine ſchoͤnre Stadt als die verbrannte hub. Er iſt noch eben der Allmaͤchtige und Große, Stark, daß er in den Staub des Helden Feinde ſtoße, Und wunderthaͤtig, daß er mitten in der Schlacht Aus grimmigem Gefuͤhl den Trieb zum Frieden macht. Er ſprichts, ſo ſinkt das Schwerdt, ſo ſchweigen die Kartaunen, Und ſein Geſalbter ſchließt, den Voͤlkern zum Erſtaunen, Vertraͤge, die den Ruhm, den der Monarch erfocht, Noch mehr verherrlichen, und Kraͤnze, die er flocht,
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Was die Barmherzigkeit in ſeinem Herzen ſpricht;
Und Engel freuten ſich, daß ſeine Gnade wolle,
Daß deine Aſche ſich in Glanz verwandeln ſolle,
Und daß er im Gefuͤhl der ewgen Liebe ſchwur,
Er wollt in Zukunft nicht die Kraͤfte der Natur
Zu deinem Untergang mit ſtaͤrkern Waffen ruͤſten,
Kein feurig Zorngericht, kein loderndes Verwuͤſten
Sollt dein Zerſtoͤhrer ſeyn, du ſollteſt praͤchtig bluͤhn,
Bis Seraphs einſt mit ihm zum Weltgerichte ziehn.
Sein Laͤcheln, ſeine Huld, das ſoll dich neu geſtalten,
Sein volles Segensmaaß das ſoll dich ſchadlos halten.
Beſchraͤnke deinen Gram, entnaͤſſe deinen Blick,
Und ſieh betrachtungsvoll in jene Zeit zuruͤck,
Da deine Ahnen auch in Staub und Aſche ſaßen,
Und in der Zukunft doch Verluſt und Gram vergaßen;
Da aus den Schwellen, die ein großer Schutt begrub,
Gott eine ſchoͤnre Stadt als die verbrannte hub.
Er iſt noch eben der Allmaͤchtige und Große,
Stark, daß er in den Staub des Helden Feinde ſtoße,
Und wunderthaͤtig, daß er mitten in der Schlacht
Aus grimmigem Gefuͤhl den Trieb zum Frieden macht.
Er ſprichts, ſo ſinkt das Schwerdt, ſo ſchweigen die
Kartaunen,
Und ſein Geſalbter ſchließt, den Voͤlkern zum Erſtaunen,
Vertraͤge, die den Ruhm, den der Monarch erfocht,
Noch mehr verherrlichen, und Kraͤnze, die er flocht,
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/534>, abgerufen am 22.11.2024.
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