Ihn grimmiger verfolgt, und dann zurücke spühlt. Vor Angst umher geschwankt im tiefen Thränenmeere Kams unsern Herzen vor, als ob sie kleiner wäre, Die fürchterliche Gluth, doch ach! ihr Hinterhalt Brach heftiger hervor mit prasselnder Gewalt; Sie machte Wendungen, an die wir nicht gedachten. So greift der größte Held, der Sieger in den Schlachten, Den schon verwirrten Feind am sichern Rücken an, Und schlägt ihn bis aufs Haupt, eh er sich wenden kann. So wandte sich die Gluth, die Häuser zu entprachten, Die stolz auf Stein und Kalk ihr nur entgegen lachten; Nun wütete sie fort, so wie ein Löwe brüllt, Der einen weiten Wald mit Furchtbarkeit erfüllt. Und brüllend höhnte sie dem Löschenden entgegen, Und spottend fraß ihr Schlund der Bürger Schweiß und Segen. Mit einem sauften Muth voll innerlicher Ruh Sah der Verzehrerin der Blick des Frommen zu; So ruhig unterwarf dem göttlichen Befehle Sich einst der Patriarch, der an des Sohnes Kehle Das Messer setzen sollt, so folgsam band er ihn Und machte sich geschickt das Opfer zu vollziehn -- Hier opferte sein Haus, das bis zur Schwelle brannte, Der Fromme, der den Herrn, den Gott im Feuer kannte. Ihm gegen über saß und raufte sich sein Haar
Der,
Ihn grimmiger verfolgt, und dann zuruͤcke ſpuͤhlt. Vor Angſt umher geſchwankt im tiefen Thraͤnenmeere Kams unſern Herzen vor, als ob ſie kleiner waͤre, Die fuͤrchterliche Gluth, doch ach! ihr Hinterhalt Brach heftiger hervor mit praſſelnder Gewalt; Sie machte Wendungen, an die wir nicht gedachten. So greift der groͤßte Held, der Sieger in den Schlachten, Den ſchon verwirrten Feind am ſichern Ruͤcken an, Und ſchlaͤgt ihn bis aufs Haupt, eh er ſich wenden kann. So wandte ſich die Gluth, die Haͤuſer zu entprachten, Die ſtolz auf Stein und Kalk ihr nur entgegen lachten; Nun wuͤtete ſie fort, ſo wie ein Loͤwe bruͤllt, Der einen weiten Wald mit Furchtbarkeit erfuͤllt. Und bruͤllend hoͤhnte ſie dem Loͤſchenden entgegen, Und ſpottend fraß ihr Schlund der Buͤrger Schweiß und Segen. Mit einem ſauften Muth voll innerlicher Ruh Sah der Verzehrerin der Blick des Frommen zu; So ruhig unterwarf dem goͤttlichen Befehle Sich einſt der Patriarch, der an des Sohnes Kehle Das Meſſer ſetzen ſollt, ſo folgſam band er ihn Und machte ſich geſchickt das Opfer zu vollziehn — Hier opferte ſein Haus, das bis zur Schwelle brannte, Der Fromme, der den Herrn, den Gott im Feuer kannte. Ihm gegen uͤber ſaß und raufte ſich ſein Haar
Der,
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Ihn grimmiger verfolgt, und dann zuruͤcke ſpuͤhlt.
Vor Angſt umher geſchwankt im tiefen Thraͤnenmeere
Kams unſern Herzen vor, als ob ſie kleiner waͤre,
Die fuͤrchterliche Gluth, doch ach! ihr Hinterhalt
Brach heftiger hervor mit praſſelnder Gewalt;
Sie machte Wendungen, an die wir nicht gedachten.
So greift der groͤßte Held, der Sieger in den Schlachten,
Den ſchon verwirrten Feind am ſichern Ruͤcken an,
Und ſchlaͤgt ihn bis aufs Haupt, eh er ſich wenden kann.
So wandte ſich die Gluth, die Haͤuſer zu entprachten,
Die ſtolz auf Stein und Kalk ihr nur entgegen lachten;
Nun wuͤtete ſie fort, ſo wie ein Loͤwe bruͤllt,
Der einen weiten Wald mit Furchtbarkeit erfuͤllt.
Und bruͤllend hoͤhnte ſie dem Loͤſchenden entgegen,
Und ſpottend fraß ihr Schlund der Buͤrger Schweiß
und Segen.
Mit einem ſauften Muth voll innerlicher Ruh
Sah der Verzehrerin der Blick des Frommen zu;
So ruhig unterwarf dem goͤttlichen Befehle
Sich einſt der Patriarch, der an des Sohnes Kehle
Das Meſſer ſetzen ſollt, ſo folgſam band er ihn
Und machte ſich geſchickt das Opfer zu vollziehn —
Hier opferte ſein Haus, das bis zur Schwelle brannte,
Der Fromme, der den Herrn, den Gott im Feuer
kannte.
Ihm gegen uͤber ſaß und raufte ſich ſein Haar
Der,
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/528>, abgerufen am 22.11.2024.
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