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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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Darein zu setzen sie, die nicht vor sie der Kaiser
Wohl aber dieser Stadt, die in der Bürgerpflicht
Die Gaben rechnen dran und sollten geben nicht.
Es konnten viele nicht nicht einen Mann erlangen,
Ob sie gleich oft und viel zum Herren seyn gegangen;
Sie sagten bald zu ihm: geht ihr habt eu'r Bericht
Nicht bei euch schickt es sich, und ihr verstehts auch nicht.
Sie machten sich gar frey, daß sie nichts durften geben,
Und also thäten sie bei großen Gütern leben.
Es mußten ihre Werk und Thun stets seyn gerecht,
Auch trotz dem, der nur was wieder das aufbrächt.
Im Gaben mußten sie die Bürger übertragen,
Und dieses konnten sie auch keinem Rechten klagen:
So also bin ich hier aus dieser Stadt verbannt,
Daß ich itzt und darin bin nun nicht mehr bekannt.
Ich sprach, sie sey getrost, man wird sie wieder kennen,
Ein jeder Mann wird sie sein Schatz und Freundin
nennen:
Dem Könige gehört mit Recht das ganze Land,
Der der wird geben ihr ihr Schwerdt in ihre Hand;
Und ob er gleich noch ist in seiner Blüth der Jugend,
So sind't man doch an ihm das Muster aller Tugend.
Er liebet Frömmigkeit, die reine Gotteslehr,
Und mit ihr zieht ins Feld Gott selbst sein Engelheer;
Ich selber werde ihm auch dieses alles sagen
Das was sie so betrübt und was sie mir thut klagen.

Darein zu ſetzen ſie, die nicht vor ſie der Kaiſer
Wohl aber dieſer Stadt, die in der Buͤrgerpflicht
Die Gaben rechnen dran und ſollten geben nicht.
Es konnten viele nicht nicht einen Mann erlangen,
Ob ſie gleich oft und viel zum Herren ſeyn gegangen;
Sie ſagten bald zu ihm: geht ihr habt eu’r Bericht
Nicht bei euch ſchickt es ſich, und ihr verſtehts auch nicht.
Sie machten ſich gar frey, daß ſie nichts durften geben,
Und alſo thaͤten ſie bei großen Guͤtern leben.
Es mußten ihre Werk und Thun ſtets ſeyn gerecht,
Auch trotz dem, der nur was wieder das aufbraͤcht.
Im Gaben mußten ſie die Buͤrger uͤbertragen,
Und dieſes konnten ſie auch keinem Rechten klagen:
So alſo bin ich hier aus dieſer Stadt verbannt,
Daß ich itzt und darin bin nun nicht mehr bekannt.
Ich ſprach, ſie ſey getroſt, man wird ſie wieder kennen,
Ein jeder Mann wird ſie ſein Schatz und Freundin
nennen:
Dem Koͤnige gehoͤrt mit Recht das ganze Land,
Der der wird geben ihr ihr Schwerdt in ihre Hand;
Und ob er gleich noch iſt in ſeiner Bluͤth der Jugend,
So ſind’t man doch an ihm das Muſter aller Tugend.
Er liebet Froͤmmigkeit, die reine Gotteslehr,
Und mit ihr zieht ins Feld Gott ſelbſt ſein Engelheer;
Ich ſelber werde ihm auch dieſes alles ſagen
Das was ſie ſo betruͤbt und was ſie mir thut klagen.

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[348/0508] Darein zu ſetzen ſie, die nicht vor ſie der Kaiſer Wohl aber dieſer Stadt, die in der Buͤrgerpflicht Die Gaben rechnen dran und ſollten geben nicht. Es konnten viele nicht nicht einen Mann erlangen, Ob ſie gleich oft und viel zum Herren ſeyn gegangen; Sie ſagten bald zu ihm: geht ihr habt eu’r Bericht Nicht bei euch ſchickt es ſich, und ihr verſtehts auch nicht. Sie machten ſich gar frey, daß ſie nichts durften geben, Und alſo thaͤten ſie bei großen Guͤtern leben. Es mußten ihre Werk und Thun ſtets ſeyn gerecht, Auch trotz dem, der nur was wieder das aufbraͤcht. Im Gaben mußten ſie die Buͤrger uͤbertragen, Und dieſes konnten ſie auch keinem Rechten klagen: So alſo bin ich hier aus dieſer Stadt verbannt, Daß ich itzt und darin bin nun nicht mehr bekannt. Ich ſprach, ſie ſey getroſt, man wird ſie wieder kennen, Ein jeder Mann wird ſie ſein Schatz und Freundin nennen: Dem Koͤnige gehoͤrt mit Recht das ganze Land, Der der wird geben ihr ihr Schwerdt in ihre Hand; Und ob er gleich noch iſt in ſeiner Bluͤth der Jugend, So ſind’t man doch an ihm das Muſter aller Tugend. Er liebet Froͤmmigkeit, die reine Gotteslehr, Und mit ihr zieht ins Feld Gott ſelbſt ſein Engelheer; Ich ſelber werde ihm auch dieſes alles ſagen Das was ſie ſo betruͤbt und was ſie mir thut klagen.

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/508>, abgerufen am 22.11.2024.