Tauch' ich die Feder in den Wein: So kann dich dieser Irrthum lehren, Wo mein Gedanke müsse seyn; O, könnte doch sein Ohr nur den Gedanken hören!
An das kommende Jahr.
Als Gott der geistigen Monaden Vorausgezählte Myriaden Im Reich der Möglichkeit allsehend überblickt; Da sahe dich, du Punkt der Zeiten, Sein Auge, dem die Dunkelheiten Mit tausend Sonnen sind geschmückt. O kämst du doch mit vollen Schwingen, Und brächtest goldne Zeit, von der die Dichter singen, Und fändest, außer Greis und Kind, Noch Menschen, die der goldnen Jahre würdig sind!
An Montan.
Tauch’ ich die Feder in den Wein: So kann dich dieſer Irrthum lehren, Wo mein Gedanke muͤſſe ſeyn; O, koͤnnte doch ſein Ohr nur den Gedanken hoͤren!
An das kommende Jahr.
Als Gott der geiſtigen Monaden Vorausgezaͤhlte Myriaden Im Reich der Moͤglichkeit allſehend uͤberblickt; Da ſahe dich, du Punkt der Zeiten, Sein Auge, dem die Dunkelheiten Mit tauſend Sonnen ſind geſchmuͤckt. O kaͤmſt du doch mit vollen Schwingen, Und braͤchteſt goldne Zeit, von der die Dichter ſingen, Und faͤndeſt, außer Greis und Kind, Noch Menſchen, die der goldnen Jahre wuͤrdig ſind!
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An Montan.
Tauch’ ich die Feder in den Wein:
So kann dich dieſer Irrthum lehren,
Wo mein Gedanke muͤſſe ſeyn;
O, koͤnnte doch ſein Ohr nur den Gedanken hoͤren!
An das kommende Jahr.
Als Gott der geiſtigen Monaden
Vorausgezaͤhlte Myriaden
Im Reich der Moͤglichkeit allſehend uͤberblickt;
Da ſahe dich, du Punkt der Zeiten,
Sein Auge, dem die Dunkelheiten
Mit tauſend Sonnen ſind geſchmuͤckt.
O kaͤmſt du doch mit vollen Schwingen,
Und braͤchteſt goldne Zeit, von der die Dichter ſingen,
Und faͤndeſt, außer Greis und Kind,
Noch Menſchen, die der goldnen Jahre wuͤrdig ſind!
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/493>, abgerufen am 25.11.2024.
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