Erst niedrig, ohne Schmuck, und rauh, Ich wählte, ich verwarf; so wirft ein Kind den Bau Von Karten auf dem Tische nieder, Hebt schnell die Blätter auf, und baut das Häuschen wieder Und freuet des Geschöpfes sich. Ich baute eben so, war kühn, blieb unverdrossen, Wenn gleich mein Lied nicht Meisterliedern glich; Du aber wurdest ärgerlich, War Dir der Vers nicht halb geflossen. Sei dankbar der Natur; sie gab Dir Fähigkeit Zu Werken, die ich nicht verstehe. Du machst Dir selbst im Anwand Deiner Zeit Den weißen Puz, den ich im Laden suchen gehe. Sei glücklich in der Welt! ward nicht die Muse Dein, So soll ein Musenfreund Dir mehr als Phöbus seyn!
Erſt niedrig, ohne Schmuck, und rauh, Ich waͤhlte, ich verwarf; ſo wirft ein Kind den Bau Von Karten auf dem Tiſche nieder, Hebt ſchnell die Blaͤtter auf, und baut das Haͤuschen wieder Und freuet des Geſchoͤpfes ſich. Ich baute eben ſo, war kuͤhn, blieb unverdroſſen, Wenn gleich mein Lied nicht Meiſterliedern glich; Du aber wurdeſt aͤrgerlich, War Dir der Vers nicht halb gefloſſen. Sei dankbar der Natur; ſie gab Dir Faͤhigkeit Zu Werken, die ich nicht verſtehe. Du machſt Dir ſelbſt im Anwand Deiner Zeit Den weißen Puz, den ich im Laden ſuchen gehe. Sei gluͤcklich in der Welt! ward nicht die Muſe Dein, So ſoll ein Muſenfreund Dir mehr als Phoͤbus ſeyn!
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Erſt niedrig, ohne Schmuck, und rauh,
Ich waͤhlte, ich verwarf; ſo wirft ein Kind den Bau
Von Karten auf dem Tiſche nieder,
Hebt ſchnell die Blaͤtter auf, und baut das Haͤuschen
wieder
Und freuet des Geſchoͤpfes ſich.
Ich baute eben ſo, war kuͤhn, blieb unverdroſſen,
Wenn gleich mein Lied nicht Meiſterliedern glich;
Du aber wurdeſt aͤrgerlich,
War Dir der Vers nicht halb gefloſſen.
Sei dankbar der Natur; ſie gab Dir Faͤhigkeit
Zu Werken, die ich nicht verſtehe.
Du machſt Dir ſelbſt im Anwand Deiner Zeit
Den weißen Puz, den ich im Laden ſuchen gehe.
Sei gluͤcklich in der Welt! ward nicht die Muſe Dein,
So ſoll ein Muſenfreund Dir mehr als Phoͤbus ſeyn!
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/427>, abgerufen am 22.11.2024.
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