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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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Gespeißt, gekleidet, auf immer beglücket,
Viel matte dürftige Kranken erquicket,
Erwärmet, und wieder zum Leben erweckt;
Und seine sanfte wohlthätige Rechte
Vor seiner Linken verdeckt,
Damit es ihr unwissend bleiben möchte;
Sein Engel aber hat alles bemerkt,
Und in der letzten zielerstrebenden Stunde
Die müdegewordene Seele gestärkt,
Die sich vom freundlich geschlossenen Munde
Mit ihrem Begleiter gen Himmel erhob,
In welchem sein frommer Gedanke längst schwebte;
O Tochter, besinge du künftig sein Lob:
Wie beyspielleuchtend er lebte,
Wie unveränderlich gütig Er blieh!
Ich kann es nicht singen,
Mich hindern Thränen, Er war mir zu lieb.

Die Zeit kann Schätze wiederbringen,
Und jedem gewässerverheereten Thal
Noch schönere Blumen verleihen,
Nur mit dem redlichgepriesenen Stahl,
Kann sie nicht mehr die Herzen erfreuen
Die seine Tugend gewann.
Ihn klagen Spalding, Sulzer und Leßer,
Und Sack und Hermann vereint;
R 3

Geſpeißt, gekleidet, auf immer begluͤcket,
Viel matte duͤrftige Kranken erquicket,
Erwaͤrmet, und wieder zum Leben erweckt;
Und ſeine ſanfte wohlthaͤtige Rechte
Vor ſeiner Linken verdeckt,
Damit es ihr unwiſſend bleiben moͤchte;
Sein Engel aber hat alles bemerkt,
Und in der letzten zielerſtrebenden Stunde
Die muͤdegewordene Seele geſtaͤrkt,
Die ſich vom freundlich geſchloſſenen Munde
Mit ihrem Begleiter gen Himmel erhob,
In welchem ſein frommer Gedanke laͤngſt ſchwebte;
O Tochter, beſinge du kuͤnftig ſein Lob:
Wie beyſpielleuchtend er lebte,
Wie unveraͤnderlich guͤtig Er blieh!
Ich kann es nicht ſingen,
Mich hindern Thraͤnen, Er war mir zu lieb.

Die Zeit kann Schaͤtze wiederbringen,
Und jedem gewaͤſſerverheereten Thal
Noch ſchoͤnere Blumen verleihen,
Nur mit dem redlichgeprieſenen Stahl,
Kann ſie nicht mehr die Herzen erfreuen
Die ſeine Tugend gewann.
Ihn klagen Spalding, Sulzer und Leßer,
Und Sack und Hermann vereint;
R 3
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[261/0421] Geſpeißt, gekleidet, auf immer begluͤcket, Viel matte duͤrftige Kranken erquicket, Erwaͤrmet, und wieder zum Leben erweckt; Und ſeine ſanfte wohlthaͤtige Rechte Vor ſeiner Linken verdeckt, Damit es ihr unwiſſend bleiben moͤchte; Sein Engel aber hat alles bemerkt, Und in der letzten zielerſtrebenden Stunde Die muͤdegewordene Seele geſtaͤrkt, Die ſich vom freundlich geſchloſſenen Munde Mit ihrem Begleiter gen Himmel erhob, In welchem ſein frommer Gedanke laͤngſt ſchwebte; O Tochter, beſinge du kuͤnftig ſein Lob: Wie beyſpielleuchtend er lebte, Wie unveraͤnderlich guͤtig Er blieh! Ich kann es nicht ſingen, Mich hindern Thraͤnen, Er war mir zu lieb. Die Zeit kann Schaͤtze wiederbringen, Und jedem gewaͤſſerverheereten Thal Noch ſchoͤnere Blumen verleihen, Nur mit dem redlichgeprieſenen Stahl, Kann ſie nicht mehr die Herzen erfreuen Die ſeine Tugend gewann. Ihn klagen Spalding, Sulzer und Leßer, Und Sack und Hermann vereint; R 3

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/421>, abgerufen am 22.11.2024.