Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Er sprachs, und schwang sich herauf, flog schnell wie
kommende Pfeile,
So kommt mit Flügeln der Sturm
Gebraust, da reißen am Schiff die Seegeltücher und
Seile,
Da wankt der prächtige Thurm.

Mit dieser Achillischen Geschwindigkeit, liebster
Freund, wollten Sie sich auf Ihren Rappen schwin-
gen, mich zu begleiten, aber nicht mit eben so stürmi-
scher Empfindung; nein, in dem Gefühl der Freund-
schaft. O wie sanft ist dieses Gefühl! Aber warum
ließen Sie sich zurückrufen? Sie sollten einen ganzen
Gesang haben; aber Ihr Bruder ließ mich zur Köni-
ginn fordern. Sie hätten sehen sollen, wie sie in ih-
rem Schlafzimmer saß und mich anlächelte und ver-
schiedene Fragen that, die ich beantwortete; ich empfahl
ihr meinen Herrn den Baron. Ich würde noch
viel von meinem Freunde reden, aber Ihr Bruder
verlangt nach dem Schreiben, die Kommendantin
nach mir,

Ihre etc.



Er ſprachs, und ſchwang ſich herauf, flog ſchnell wie
kommende Pfeile,
So kommt mit Fluͤgeln der Sturm
Gebrauſt, da reißen am Schiff die Seegeltuͤcher und
Seile,
Da wankt der praͤchtige Thurm.

Mit dieſer Achilliſchen Geſchwindigkeit, liebſter
Freund, wollten Sie ſich auf Ihren Rappen ſchwin-
gen, mich zu begleiten, aber nicht mit eben ſo ſtuͤrmi-
ſcher Empfindung; nein, in dem Gefuͤhl der Freund-
ſchaft. O wie ſanft iſt dieſes Gefuͤhl! Aber warum
ließen Sie ſich zuruͤckrufen? Sie ſollten einen ganzen
Geſang haben; aber Ihr Bruder ließ mich zur Koͤni-
ginn fordern. Sie haͤtten ſehen ſollen, wie ſie in ih-
rem Schlafzimmer ſaß und mich anlaͤchelte und ver-
ſchiedene Fragen that, die ich beantwortete; ich empfahl
ihr meinen Herrn den Baron. Ich wuͤrde noch
viel von meinem Freunde reden, aber Ihr Bruder
verlangt nach dem Schreiben, die Kommendantin
nach mir,

Ihre ꝛc.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <pb facs="#f0324" n="164"/>
                <l>Er &#x017F;prachs, und &#x017F;chwang &#x017F;ich herauf, flog &#x017F;chnell wie</l><lb/>
                <l>kommende Pfeile,</l><lb/>
                <l>So kommt mit Flu&#x0364;geln der Sturm</l><lb/>
                <l>Gebrau&#x017F;t, da reißen am Schiff die Seegeltu&#x0364;cher und</l><lb/>
                <l>Seile,</l><lb/>
                <l>Da wankt der pra&#x0364;chtige Thurm.</l>
              </lg>
            </lg><lb/>
            <p>Mit die&#x017F;er Achilli&#x017F;chen Ge&#x017F;chwindigkeit, lieb&#x017F;ter<lb/>
Freund, wollten Sie &#x017F;ich auf Ihren Rappen &#x017F;chwin-<lb/>
gen, mich zu begleiten, aber nicht mit eben &#x017F;o &#x017F;tu&#x0364;rmi-<lb/>
&#x017F;cher Empfindung; nein, in dem Gefu&#x0364;hl der Freund-<lb/>
&#x017F;chaft. O wie &#x017F;anft i&#x017F;t die&#x017F;es Gefu&#x0364;hl! Aber warum<lb/>
ließen Sie &#x017F;ich zuru&#x0364;ckrufen? Sie &#x017F;ollten einen ganzen<lb/>
Ge&#x017F;ang haben; aber Ihr Bruder ließ mich zur Ko&#x0364;ni-<lb/>
ginn fordern. Sie ha&#x0364;tten &#x017F;ehen &#x017F;ollen, wie &#x017F;ie in ih-<lb/>
rem Schlafzimmer &#x017F;aß und mich anla&#x0364;chelte und ver-<lb/>
&#x017F;chiedene Fragen that, die ich beantwortete; ich empfahl<lb/>
ihr meinen Herrn den Baron. Ich wu&#x0364;rde noch<lb/>
viel von meinem Freunde reden, aber Ihr Bruder<lb/>
verlangt nach dem Schreiben, die Kommendantin<lb/>
nach mir,</p><lb/>
            <p> <hi rendition="#c">Ihre &#xA75B;c.</hi> </p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0324] Er ſprachs, und ſchwang ſich herauf, flog ſchnell wie kommende Pfeile, So kommt mit Fluͤgeln der Sturm Gebrauſt, da reißen am Schiff die Seegeltuͤcher und Seile, Da wankt der praͤchtige Thurm. Mit dieſer Achilliſchen Geſchwindigkeit, liebſter Freund, wollten Sie ſich auf Ihren Rappen ſchwin- gen, mich zu begleiten, aber nicht mit eben ſo ſtuͤrmi- ſcher Empfindung; nein, in dem Gefuͤhl der Freund- ſchaft. O wie ſanft iſt dieſes Gefuͤhl! Aber warum ließen Sie ſich zuruͤckrufen? Sie ſollten einen ganzen Geſang haben; aber Ihr Bruder ließ mich zur Koͤni- ginn fordern. Sie haͤtten ſehen ſollen, wie ſie in ih- rem Schlafzimmer ſaß und mich anlaͤchelte und ver- ſchiedene Fragen that, die ich beantwortete; ich empfahl ihr meinen Herrn den Baron. Ich wuͤrde noch viel von meinem Freunde reden, aber Ihr Bruder verlangt nach dem Schreiben, die Kommendantin nach mir, Ihre ꝛc.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/324
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/324>, abgerufen am 24.12.2024.