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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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An Seiner eignen Ehre durch die That,
Und ich betrug mich, wie ich sollte,
Für mich war gar kein andrer Rath.
Denn wenn ich dies Geschenk behalten wollte,
Mit solcher niedern Art gesandt,
Alsdann verdient' ich künftig nimmer
Die Ehre, daß der große Ferdinand
Sich meiner kühnen Sangart immer
Mit günstiglichem Auge neigt.
Ich folgte einem meiner Freunde,
Der ehrlich denkt und ehrlich sich bezeigt,
Und schrieb dem Könige, der tausend neue Feinde
Mit tausend neuen Dörfern sich erstrebt.
Der Freund hat's gut gemeint, indem Er mich belebt,
Den König an Sein Wort zu denken
Nach zehn verflogner Jahre Frist,
Und ich bin ohne Philosophengründe
So ruhig wie ein Weiser ist.
Rings um mich her blick ich und finde
Viel Tausend mir an Glück nicht gleich,
Und auch nicht gleich an Ruhm und Würde.
Hab ich nicht eine Goldesbürde,
So bin ich doch an Briefen reich,
Die mir mein göttlichgroßer Gönner,
Held Ferdinand von Herzen zugeschickt,
An Seiner eignen Ehre durch die That,
Und ich betrug mich, wie ich ſollte,
Fuͤr mich war gar kein andrer Rath.
Denn wenn ich dies Geſchenk behalten wollte,
Mit ſolcher niedern Art geſandt,
Alsdann verdient’ ich kuͤnftig nimmer
Die Ehre, daß der große Ferdinand
Sich meiner kuͤhnen Sangart immer
Mit guͤnſtiglichem Auge neigt.
Ich folgte einem meiner Freunde,
Der ehrlich denkt und ehrlich ſich bezeigt,
Und ſchrieb dem Koͤnige, der tauſend neue Feinde
Mit tauſend neuen Doͤrfern ſich erſtrebt.
Der Freund hat’s gut gemeint, indem Er mich belebt,
Den Koͤnig an Sein Wort zu denken
Nach zehn verflogner Jahre Friſt,
Und ich bin ohne Philoſophengruͤnde
So ruhig wie ein Weiſer iſt.
Rings um mich her blick ich und finde
Viel Tauſend mir an Gluͤck nicht gleich,
Und auch nicht gleich an Ruhm und Wuͤrde.
Hab ich nicht eine Goldesbuͤrde,
So bin ich doch an Briefen reich,
Die mir mein goͤttlichgroßer Goͤnner,
Held Ferdinand von Herzen zugeſchickt,
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[154/0314] An Seiner eignen Ehre durch die That, Und ich betrug mich, wie ich ſollte, Fuͤr mich war gar kein andrer Rath. Denn wenn ich dies Geſchenk behalten wollte, Mit ſolcher niedern Art geſandt, Alsdann verdient’ ich kuͤnftig nimmer Die Ehre, daß der große Ferdinand Sich meiner kuͤhnen Sangart immer Mit guͤnſtiglichem Auge neigt. Ich folgte einem meiner Freunde, Der ehrlich denkt und ehrlich ſich bezeigt, Und ſchrieb dem Koͤnige, der tauſend neue Feinde Mit tauſend neuen Doͤrfern ſich erſtrebt. Der Freund hat’s gut gemeint, indem Er mich belebt, Den Koͤnig an Sein Wort zu denken Nach zehn verflogner Jahre Friſt, Und ich bin ohne Philoſophengruͤnde So ruhig wie ein Weiſer iſt. Rings um mich her blick ich und finde Viel Tauſend mir an Gluͤck nicht gleich, Und auch nicht gleich an Ruhm und Wuͤrde. Hab ich nicht eine Goldesbuͤrde, So bin ich doch an Briefen reich, Die mir mein goͤttlichgroßer Goͤnner, Held Ferdinand von Herzen zugeſchickt,

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/314>, abgerufen am 25.11.2024.