Ich hatte Recht, daß ich Ihn zu erinnern wagte, Er aber schätzt die Deutschen klein. Man siegelte auf Sein Befehlen Zwo ganze Friedrichsthaler ein, Und wollt' es öffentlich erzählen, Indem man auf den Umschlag schrieb: "Zwey Thaler zum genädigen Geschenke "Für Deutschlands Dichterin." Dies that man, wie ich denke,
Aus eignem schadenfreuden Trieb. Ich faßte kurzen Schluß; ich lächelte catonisch Auf dies Geschenk herab, und schrieb Mit kaltem Blute ganz laconisch, Weil mir nichts weiter übrig blieb:
"Zwei Thaler giebt kein großer König; "Ein solch Geschenk vergrößert nicht mein Glück, "Nein, es erniedrigt mich ein wenig, "Drum geb ich es zurück.
A. L. K.
So sprach ich, und so mußt' ich sprechen, Und siegelte die Thaler ein, Und sandte sie zurück, und will sich Friedrich rächen, So mag Er Dir an Großmuth ähnlich seyn Und mir ein Jahrgeschenke geben. Er sündigte bei Seinem Leben
K 5
Ich hatte Recht, daß ich Ihn zu erinnern wagte, Er aber ſchaͤtzt die Deutſchen klein. Man ſiegelte auf Sein Befehlen Zwo ganze Friedrichsthaler ein, Und wollt’ es oͤffentlich erzaͤhlen, Indem man auf den Umſchlag ſchrieb: „Zwey Thaler zum genaͤdigen Geſchenke „Fuͤr Deutſchlands Dichterin.“ Dies that man, wie ich denke,
Aus eignem ſchadenfreuden Trieb. Ich faßte kurzen Schluß; ich laͤchelte catoniſch Auf dies Geſchenk herab, und ſchrieb Mit kaltem Blute ganz laconiſch, Weil mir nichts weiter uͤbrig blieb:
„Zwei Thaler giebt kein großer Koͤnig; „Ein ſolch Geſchenk vergroͤßert nicht mein Gluͤck, „Nein, es erniedrigt mich ein wenig, „Drum geb ich es zuruͤck.
A. L. K.
So ſprach ich, und ſo mußt’ ich ſprechen, Und ſiegelte die Thaler ein, Und ſandte ſie zuruͤck, und will ſich Friedrich raͤchen, So mag Er Dir an Großmuth aͤhnlich ſeyn Und mir ein Jahrgeſchenke geben. Er ſuͤndigte bei Seinem Leben
K 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0313"n="153"/><lgn="2"><l>Ich hatte Recht, daß ich Ihn zu erinnern wagte,</l><lb/><l>Er aber ſchaͤtzt die Deutſchen klein.</l><lb/><l>Man ſiegelte auf Sein Befehlen</l><lb/><l><hirendition="#g">Zwo ganze Friedrichsthaler</hi> ein,</l><lb/><l>Und wollt’ es oͤffentlich erzaͤhlen,</l><lb/><l>Indem man auf den Umſchlag ſchrieb:</l><lb/><l>„Zwey Thaler zum genaͤdigen Geſchenke</l><lb/><l>„Fuͤr Deutſchlands Dichterin.“ Dies that man, wie</l><lb/><l>ich denke,</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Aus eignem ſchadenfreuden Trieb.</l><lb/><l>Ich faßte kurzen Schluß; ich laͤchelte catoniſch</l><lb/><l>Auf dies Geſchenk herab, und ſchrieb</l><lb/><l>Mit kaltem Blute ganz laconiſch,</l><lb/><l>Weil mir nichts weiter uͤbrig blieb:</l></lg><lb/><lgn="4"><l>„Zwei Thaler giebt kein großer Koͤnig;</l><lb/><l>„Ein ſolch Geſchenk vergroͤßert nicht mein Gluͤck,</l><lb/><l>„Nein, es erniedrigt mich ein wenig,</l><lb/><l>„Drum geb ich es zuruͤck.</l></lg><lb/><l><hirendition="#et">A. L. K.</hi></l><lb/><lgn="5"><l>So ſprach ich, und ſo mußt’ ich ſprechen,</l><lb/><l>Und ſiegelte die Thaler ein,</l><lb/><l>Und ſandte ſie zuruͤck, und will ſich Friedrich raͤchen,</l><lb/><l>So mag Er Dir an Großmuth aͤhnlich ſeyn</l><lb/><l>Und mir ein Jahrgeſchenke geben.</l><lb/><l>Er ſuͤndigte bei Seinem Leben</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">K 5</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[153/0313]
Ich hatte Recht, daß ich Ihn zu erinnern wagte,
Er aber ſchaͤtzt die Deutſchen klein.
Man ſiegelte auf Sein Befehlen
Zwo ganze Friedrichsthaler ein,
Und wollt’ es oͤffentlich erzaͤhlen,
Indem man auf den Umſchlag ſchrieb:
„Zwey Thaler zum genaͤdigen Geſchenke
„Fuͤr Deutſchlands Dichterin.“ Dies that man, wie
ich denke,
Aus eignem ſchadenfreuden Trieb.
Ich faßte kurzen Schluß; ich laͤchelte catoniſch
Auf dies Geſchenk herab, und ſchrieb
Mit kaltem Blute ganz laconiſch,
Weil mir nichts weiter uͤbrig blieb:
„Zwei Thaler giebt kein großer Koͤnig;
„Ein ſolch Geſchenk vergroͤßert nicht mein Gluͤck,
„Nein, es erniedrigt mich ein wenig,
„Drum geb ich es zuruͤck.
A. L. K.
So ſprach ich, und ſo mußt’ ich ſprechen,
Und ſiegelte die Thaler ein,
Und ſandte ſie zuruͤck, und will ſich Friedrich raͤchen,
So mag Er Dir an Großmuth aͤhnlich ſeyn
Und mir ein Jahrgeſchenke geben.
Er ſuͤndigte bei Seinem Leben
K 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/313>, abgerufen am 29.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.