Den Früherwachten, der schon in Gedanken schuf, Was Millionen Menschen nützte, Wenn deinem Glanz die Lerch entgegen sang -- Du siehst nicht mehr den Helden, der uns schützte, Der mit viel Feinden für uns rang. Du wirst in Seiner Hand nicht mehr Sein Schwerdt vergülden, Er gab es Seinem Folgefürst, Den du dereinst in Schlachtgefilden Zu Heldenkampf auch wecken wirst, Wenn gegen uns ein Feind sich hübe Vom Waffenlager fürchterlich -- Ihn wird auch Landesvaterliebe Nicht ruhen lassen, wenn du dich Schon zeigst im rosenfarbnen Schleyer: Dieß ist Sein Vorsatz königlich --
Er weint, Sein Vorbild war so groß, so lieb, so theuer, Und ach, du selber trübest ja Dein Antlitz bei der Leichenfeyer, Weils Seine Thränen fließen sah -- Zeuch Wasser aus der Spree und aus der Hafelwelle, Und aus der Ostsee, wenn du willst; Noch weilt Er auf der Grabesschwelle,
Den Fruͤherwachten, der ſchon in Gedanken ſchuf, Was Millionen Menſchen nuͤtzte, Wenn deinem Glanz die Lerch entgegen ſang — Du ſiehſt nicht mehr den Helden, der uns ſchuͤtzte, Der mit viel Feinden fuͤr uns rang. Du wirſt in Seiner Hand nicht mehr Sein Schwerdt verguͤlden, Er gab es Seinem Folgefuͤrſt, Den du dereinſt in Schlachtgefilden Zu Heldenkampf auch wecken wirſt, Wenn gegen uns ein Feind ſich huͤbe Vom Waffenlager fuͤrchterlich — Ihn wird auch Landesvaterliebe Nicht ruhen laſſen, wenn du dich Schon zeigſt im roſenfarbnen Schleyer: Dieß iſt Sein Vorſatz koͤniglich —
Er weint, Sein Vorbild war ſo groß, ſo lieb, ſo theuer, Und ach, du ſelber truͤbeſt ja Dein Antlitz bei der Leichenfeyer, Weils Seine Thraͤnen fließen ſah — Zeuch Waſſer aus der Spree und aus der Hafelwelle, Und aus der Oſtſee, wenn du willſt; Noch weilt Er auf der Grabesſchwelle,
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Den Fruͤherwachten, der ſchon in Gedanken ſchuf,
Was Millionen Menſchen nuͤtzte,
Wenn deinem Glanz die Lerch entgegen ſang —
Du ſiehſt nicht mehr den Helden, der uns ſchuͤtzte,
Der mit viel Feinden fuͤr uns rang.
Du wirſt in Seiner Hand nicht mehr Sein Schwerdt
verguͤlden,
Er gab es Seinem Folgefuͤrſt,
Den du dereinſt in Schlachtgefilden
Zu Heldenkampf auch wecken wirſt,
Wenn gegen uns ein Feind ſich huͤbe
Vom Waffenlager fuͤrchterlich —
Ihn wird auch Landesvaterliebe
Nicht ruhen laſſen, wenn du dich
Schon zeigſt im roſenfarbnen Schleyer:
Dieß iſt Sein Vorſatz koͤniglich —
Er weint, Sein Vorbild war ſo groß, ſo lieb, ſo
theuer,
Und ach, du ſelber truͤbeſt ja
Dein Antlitz bei der Leichenfeyer,
Weils Seine Thraͤnen fließen ſah —
Zeuch Waſſer aus der Spree und aus der Hafelwelle,
Und aus der Oſtſee, wenn du willſt;
Noch weilt Er auf der Grabesſchwelle,
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/283>, abgerufen am 22.11.2024.
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