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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792.

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"Liebling meines Herzens, spricht der große Weise,
"Wie der müde Wandrer schmachtend Trank und
Speise,
"Wie der Steuermann den Rand
"Tiefer Fluthen wünschet auf der weiten Reise;
"Also wünschte Dich das Land.
"Heil mir, daß Du kamest, Heil sey Deiner keuschen
"Jugendlichen Mutter, die das Sehnsuchts-
heischen
"Meines Volkes hat gestillt.
"Du wirst meine Hofnung nimmer, nimmer täuschen;
"Sie wird ganz in Dir erfüllt.
"Früh wirst Du erkennen, daß man auf der Erde,
"Durch die Tugend jenem Herrscher ähnlich werde,
"Dessen Herrschaft ewig ist;
"Und daß Du dem Hirten bey der kleinsten Heerde
"Deine Güte schuldig bist.
"Deine höchste Wollust wirst Du mit Entzücken
"In der Uebung finden, Menschen zu beglücken,
"Und dafür geliebt zu seyn.
"Keinem als dem Schmeichler wirst Du zornig blicken,
"Und ihm nie Dein Ohr verleihn."

C 4
„Liebling meines Herzens, ſpricht der große Weiſe,
„Wie der muͤde Wandrer ſchmachtend Trank und
Speiſe,
„Wie der Steuermann den Rand
„Tiefer Fluthen wuͤnſchet auf der weiten Reiſe;
„Alſo wuͤnſchte Dich das Land.
„Heil mir, daß Du kameſt, Heil ſey Deiner keuſchen
Jugendlichen Mutter, die das Sehnſuchts-
heiſchen
„Meines Volkes hat geſtillt.
„Du wirſt meine Hofnung nimmer, nimmer taͤuſchen;
„Sie wird ganz in Dir erfuͤllt.
„Fruͤh wirſt Du erkennen, daß man auf der Erde,
„Durch die Tugend jenem Herrſcher aͤhnlich werde,
„Deſſen Herrſchaft ewig iſt;
„Und daß Du dem Hirten bey der kleinſten Heerde
„Deine Guͤte ſchuldig biſt.
„Deine hoͤchſte Wolluſt wirſt Du mit Entzuͤcken
„In der Uebung finden, Menſchen zu begluͤcken,
„Und dafuͤr geliebt zu ſeyn.
„Keinem als dem Schmeichler wirſt Du zornig blicken,
„Und ihm nie Dein Ohr verleihn.„

C 4
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[39/0199] „Liebling meines Herzens, ſpricht der große Weiſe, „Wie der muͤde Wandrer ſchmachtend Trank und Speiſe, „Wie der Steuermann den Rand „Tiefer Fluthen wuͤnſchet auf der weiten Reiſe; „Alſo wuͤnſchte Dich das Land. „Heil mir, daß Du kameſt, Heil ſey Deiner keuſchen „Jugendlichen Mutter, die das Sehnſuchts- heiſchen „Meines Volkes hat geſtillt. „Du wirſt meine Hofnung nimmer, nimmer taͤuſchen; „Sie wird ganz in Dir erfuͤllt. „Fruͤh wirſt Du erkennen, daß man auf der Erde, „Durch die Tugend jenem Herrſcher aͤhnlich werde, „Deſſen Herrſchaft ewig iſt; „Und daß Du dem Hirten bey der kleinſten Heerde „Deine Guͤte ſchuldig biſt. „Deine hoͤchſte Wolluſt wirſt Du mit Entzuͤcken „In der Uebung finden, Menſchen zu begluͤcken, „Und dafuͤr geliebt zu ſeyn. „Keinem als dem Schmeichler wirſt Du zornig blicken, „Und ihm nie Dein Ohr verleihn.„ C 4

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Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/199>, abgerufen am 24.11.2024.