Ja, Phöbus! seinem Geiste vorgemahlet Hast du die Bilder also fein; Du, dessen grünumkränzte Locke prächtig strahlet Von Sonnenschein.
Der Griechinn Kopf, die von Leukadens Klippe In kalte tiefe Fluthen sprang, Und noch mit todtenblasser halberstorbner Lippe Von Liebe sang;
Ein Saytenspiel, von ihr allein erfunden, Und dir geopfert, daß es sey Einst nach Jahrtausenden mit Rosen frisch umwunden Für mich wie neu;
Den Lorber, den ich so wie sie ersungen, Der über dieser Leyer schwebt; Und meines Vaters Namen, wie er sich geschlungen In meinen webt:
Dies alles seh ich -- o du Gott der Musen! Sprich, ob mein Herz nicht schwellen soll? So hoch schwoll vormals nicht des Sylla stolzer Busen Von Freude voll,
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Ja, Phoͤbus! ſeinem Geiſte vorgemahlet Haſt du die Bilder alſo fein; Du, deſſen gruͤnumkraͤnzte Locke praͤchtig ſtrahlet Von Sonnenſchein.
Der Griechinn Kopf, die von Leukadens Klippe In kalte tiefe Fluthen ſprang, Und noch mit todtenblaſſer halberſtorbner Lippe Von Liebe ſang;
Ein Saytenſpiel, von ihr allein erfunden, Und dir geopfert, daß es ſey Einſt nach Jahrtauſenden mit Roſen friſch umwunden Fuͤr mich wie neu;
Den Lorber, den ich ſo wie ſie erſungen, Der uͤber dieſer Leyer ſchwebt; Und meines Vaters Namen, wie er ſich geſchlungen In meinen webt:
Dies alles ſeh ich — o du Gott der Muſen! Sprich, ob mein Herz nicht ſchwellen ſoll? So hoch ſchwoll vormals nicht des Sylla ſtolzer Buſen Von Freude voll,
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Ja, Phoͤbus! ſeinem Geiſte vorgemahlet
Haſt du die Bilder alſo fein;
Du, deſſen gruͤnumkraͤnzte Locke praͤchtig ſtrahlet
Von Sonnenſchein.
Der Griechinn Kopf, die von Leukadens Klippe
In kalte tiefe Fluthen ſprang,
Und noch mit todtenblaſſer halberſtorbner Lippe
Von Liebe ſang;
Ein Saytenſpiel, von ihr allein erfunden,
Und dir geopfert, daß es ſey
Einſt nach Jahrtauſenden mit Roſen friſch umwunden
Fuͤr mich wie neu;
Den Lorber, den ich ſo wie ſie erſungen,
Der uͤber dieſer Leyer ſchwebt;
Und meines Vaters Namen, wie er ſich geſchlungen
In meinen webt:
Dies alles ſeh ich — o du Gott der Muſen!
Sprich, ob mein Herz nicht ſchwellen ſoll?
So hoch ſchwoll vormals nicht des Sylla ſtolzer Buſen
Von Freude voll,
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/195>, abgerufen am 28.07.2024.
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