Ueber die Begierden und Wünsche. An den jungen Herrn von der H*st.
O glaube mir, der Du im Jünglingsfuße Die Flüchtigkeit des Rehes hast, Du wünschest viel, und bist doch im Genusse, Was Du erwünschest, satt.
Der Garten lockt; Du girrest gleich der Taube, Die lange Zeit verlassen ward: "Freund, laß mich gehn zum Rosenstock -- "Erlaube, "Mein lieber Eberhard?"
Er wird besiegt durch süße Schmeicheleyen, Wie von der Juno Jupiter, Du hüpfest fort, und alsobald erfreuen Die Blumen Dich nicht mehr.
Ueber die Begierden und Wuͤnſche. An den jungen Herrn von der H*ſt.
O glaube mir, der Du im Juͤnglingsfuße Die Fluͤchtigkeit des Rehes haſt, Du wuͤnſcheſt viel, und biſt doch im Genuſſe, Was Du erwuͤnſcheſt, ſatt.
Der Garten lockt; Du girreſt gleich der Taube, Die lange Zeit verlaſſen ward: „Freund, laß mich gehn zum Roſenſtock — „Erlaube, „Mein lieber Eberhard?„
Er wird beſiegt durch ſuͤße Schmeicheleyen, Wie von der Juno Jupiter, Du huͤpfeſt fort, und alſobald erfreuen Die Blumen Dich nicht mehr.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0182"n="22"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#g">Ueber<lb/><hirendition="#b">die Begierden und Wuͤnſche.</hi><lb/>
An</hi><lb/>
den jungen Herrn von der H*ſt.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">O</hi> glaube mir, der Du im Juͤnglingsfuße</l><lb/><l>Die Fluͤchtigkeit des Rehes haſt,</l><lb/><l>Du wuͤnſcheſt viel, und biſt doch im Genuſſe,</l><lb/><l>Was Du erwuͤnſcheſt, ſatt.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Der Garten lockt; Du girreſt gleich der Taube,</l><lb/><l>Die lange Zeit verlaſſen ward:</l><lb/><l>„Freund, laß mich gehn zum Roſenſtock —„Erlaube,</l><lb/><l>„Mein lieber Eberhard?„</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Er wird beſiegt durch ſuͤße Schmeicheleyen,</l><lb/><l>Wie von der Juno Jupiter,</l><lb/><l>Du huͤpfeſt fort, und alſobald erfreuen</l><lb/><l>Die Blumen Dich nicht mehr.</l></lg><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[22/0182]
Ueber
die Begierden und Wuͤnſche.
An
den jungen Herrn von der H*ſt.
O glaube mir, der Du im Juͤnglingsfuße
Die Fluͤchtigkeit des Rehes haſt,
Du wuͤnſcheſt viel, und biſt doch im Genuſſe,
Was Du erwuͤnſcheſt, ſatt.
Der Garten lockt; Du girreſt gleich der Taube,
Die lange Zeit verlaſſen ward:
„Freund, laß mich gehn zum Roſenſtock — „Erlaube,
„Mein lieber Eberhard?„
Er wird beſiegt durch ſuͤße Schmeicheleyen,
Wie von der Juno Jupiter,
Du huͤpfeſt fort, und alſobald erfreuen
Die Blumen Dich nicht mehr.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/182>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.