welche jede widersetzende Schwierigkeit überwand, machte sie für jeden Gegenstand dreist. Sie wurde gar so kühn, bei einer Durchreise des Königs von Polen, ihm in Versen ihre Noth vorzutragen; das Gedicht ist im Anhange abgedruckt, allein es ist nicht bis zu Seiner Majestät gelangt, und hat ihr also auch nichts weiter geholfen.
Indessen nahm sie in ihrer Geistesstärke immer zu, und ihr Ruf verbreitete sich durch mehrere Städte bis nach Großglogau. Ihre Fraustädtischen Gönner riethen ihr daher, daß sie nach Glogau reisen möch- te, und dort ihr besseres Glück versuchen. Weil sie in Fraustadt nichts zu verlieren hatte, so folgte sie dem Rath, und zog mit den Ihrigen nach Großglogau.
Es war im Jahre 1755, als sie sich mit ihrem Manne und drei Kindern in dieser Festung wohnend niederließ. Hier brachte sie nichts mit her, als die bitterste Armuth. Indessen wirkten die Empfehlungs- schreiben ihrer Pohlnischen Gönner ihr sogleich zwei vortrefliche Häuser aus, welche nicht allein Kenner des Talents waren, sondern auch ihre wahren Freun- de wurden. Das erste dieser Häuser war der noch zu Berlin lebende Herr Geheime Finanzrath Engelbrecht, damaliger Kriegesrath in Glogau; das zweite der da- malige reformirte Hofprediger Döbel. Da diese Häuser großen Einfluß hatten, so schlossen sich mehrere
welche jede widerſetzende Schwierigkeit uͤberwand, machte ſie fuͤr jeden Gegenſtand dreiſt. Sie wurde gar ſo kuͤhn, bei einer Durchreiſe des Koͤnigs von Polen, ihm in Verſen ihre Noth vorzutragen; das Gedicht iſt im Anhange abgedruckt, allein es iſt nicht bis zu Seiner Majeſtaͤt gelangt, und hat ihr alſo auch nichts weiter geholfen.
Indeſſen nahm ſie in ihrer Geiſtesſtaͤrke immer zu, und ihr Ruf verbreitete ſich durch mehrere Staͤdte bis nach Großglogau. Ihre Frauſtaͤdtiſchen Goͤnner riethen ihr daher, daß ſie nach Glogau reiſen moͤch- te, und dort ihr beſſeres Gluͤck verſuchen. Weil ſie in Frauſtadt nichts zu verlieren hatte, ſo folgte ſie dem Rath, und zog mit den Ihrigen nach Großglogau.
Es war im Jahre 1755, als ſie ſich mit ihrem Manne und drei Kindern in dieſer Feſtung wohnend niederließ. Hier brachte ſie nichts mit her, als die bitterſte Armuth. Indeſſen wirkten die Empfehlungs- ſchreiben ihrer Pohlniſchen Goͤnner ihr ſogleich zwei vortrefliche Haͤuſer aus, welche nicht allein Kenner des Talents waren, ſondern auch ihre wahren Freun- de wurden. Das erſte dieſer Haͤuſer war der noch zu Berlin lebende Herr Geheime Finanzrath Engelbrecht, damaliger Kriegesrath in Glogau; das zweite der da- malige reformirte Hofprediger Doͤbel. Da dieſe Haͤuſer großen Einfluß hatten, ſo ſchloſſen ſich mehrere
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welche jede widerſetzende Schwierigkeit uͤberwand,
machte ſie fuͤr jeden Gegenſtand dreiſt. Sie wurde gar
ſo kuͤhn, bei einer Durchreiſe des Koͤnigs von Polen,
ihm in Verſen ihre Noth vorzutragen; das Gedicht iſt
im Anhange abgedruckt, allein es iſt nicht bis zu Seiner
Majeſtaͤt gelangt, und hat ihr alſo auch nichts weiter
geholfen.
Indeſſen nahm ſie in ihrer Geiſtesſtaͤrke immer
zu, und ihr Ruf verbreitete ſich durch mehrere Staͤdte
bis nach Großglogau. Ihre Frauſtaͤdtiſchen Goͤnner
riethen ihr daher, daß ſie nach Glogau reiſen moͤch-
te, und dort ihr beſſeres Gluͤck verſuchen. Weil ſie
in Frauſtadt nichts zu verlieren hatte, ſo folgte ſie
dem Rath, und zog mit den Ihrigen nach Großglogau.
Es war im Jahre 1755, als ſie ſich mit ihrem
Manne und drei Kindern in dieſer Feſtung wohnend
niederließ. Hier brachte ſie nichts mit her, als die
bitterſte Armuth. Indeſſen wirkten die Empfehlungs-
ſchreiben ihrer Pohlniſchen Goͤnner ihr ſogleich zwei
vortrefliche Haͤuſer aus, welche nicht allein Kenner
des Talents waren, ſondern auch ihre wahren Freun-
de wurden. Das erſte dieſer Haͤuſer war der noch zu
Berlin lebende Herr Geheime Finanzrath Engelbrecht,
damaliger Kriegesrath in Glogau; das zweite der da-
malige reformirte Hofprediger Doͤbel. Da dieſe
Haͤuſer großen Einfluß hatten, ſo ſchloſſen ſich mehrere
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/102>, abgerufen am 22.11.2024.
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