Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Oden. Von dem Vertrauen auf Gott (zu Berlin im Heumonat 1761.)an den Herrn Professor Sulzer Gott ist noch Gott, in Schauervoller Stille Nenn ich o Freund, ihn wunderbahr, Krieg drückt das Land, er giebt uns Brod die Fülle Und seine Güte crönt das Jahr. Der Feind verschlang mit nie erfülltem Schlunde Drey Erndten, floh vor Friedrichs Zorn, Trug unsern lezten Bissen noch im Munde, Doch haben wir noch Oel und Korn! Er riß des Landmanns lezte Leinwandshülle Ihm grimmig von der Schulter ab; Doch war ein Gott, der aus des Seegens-Fülle, Den Armen Brod und Kleider gab. Oden. Von dem Vertrauen auf Gott (zu Berlin im Heumonat 1761.)an den Herrn Profeſſor Sulzer Gott iſt noch Gott, in Schauervoller Stille Nenn ich o Freund, ihn wunderbahr, Krieg druͤckt das Land, er giebt uns Brod die Fuͤlle Und ſeine Guͤte croͤnt das Jahr. Der Feind verſchlang mit nie erfuͤlltem Schlunde Drey Erndten, floh vor Friedrichs Zorn, Trug unſern lezten Biſſen noch im Munde, Doch haben wir noch Oel und Korn! Er riß des Landmanns lezte Leinwandshuͤlle Ihm grimmig von der Schulter ab; Doch war ein Gott, der aus des Seegens-Fuͤlle, Den Armen Brod und Kleider gab. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0090" n="46"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Oden.</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b">Von dem Vertrauen auf Gott</hi><lb/> an den Herrn Profeſſor Sulzer</head><lb/> <dateline> <hi rendition="#c">(zu Berlin im Heumonat 1761.)</hi> </dateline><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem" n="4"> <l>Gott iſt noch Gott, in Schauervoller Stille<lb/> Nenn ich o Freund, ihn wunderbahr,<lb/> Krieg druͤckt das Land, er giebt uns Brod die Fuͤlle<lb/> Und ſeine Guͤte croͤnt das Jahr.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="5"> <l>Der Feind verſchlang mit nie erfuͤlltem Schlunde<lb/> Drey Erndten, floh vor Friedrichs Zorn,<lb/> Trug unſern lezten Biſſen noch im Munde,<lb/> Doch haben wir noch Oel und Korn!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="6"> <l>Er riß des Landmanns lezte Leinwandshuͤlle<lb/> Ihm grimmig von der Schulter ab;<lb/> Doch war ein Gott, der aus des Seegens-Fuͤlle,<lb/> Den Armen Brod und Kleider gab.</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0090]
Oden.
Von dem Vertrauen auf Gott
an den Herrn Profeſſor Sulzer
(zu Berlin im Heumonat 1761.)
Gott iſt noch Gott, in Schauervoller Stille
Nenn ich o Freund, ihn wunderbahr,
Krieg druͤckt das Land, er giebt uns Brod die Fuͤlle
Und ſeine Guͤte croͤnt das Jahr.
Der Feind verſchlang mit nie erfuͤlltem Schlunde
Drey Erndten, floh vor Friedrichs Zorn,
Trug unſern lezten Biſſen noch im Munde,
Doch haben wir noch Oel und Korn!
Er riß des Landmanns lezte Leinwandshuͤlle
Ihm grimmig von der Schulter ab;
Doch war ein Gott, der aus des Seegens-Fuͤlle,
Den Armen Brod und Kleider gab.
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