Alles geht, gereizt von den Gerüchen Junger Veilchen, die so niedrig kriechen Und doch edler, als die Tulpen sind! Und der Hyacinthen ofne Glocken Duften Balsam, den um seine Locken Dir entgegen trägt der Frühlingswind.
Blat und Frucht, die in der Knospe lagen, Dringen sich des Schöpfers Lob zu sagen, Aus der Hülle nun mit Macht hervor. Wenn die stummen Redner prächtig blühen, Steigt, in regellosen Symphonien, Aus den Zweigen ein Gesang empor!
Ohne Muse, ohne Kunst und Schriften Singt die Lerche, schwebend in den Lüften, Unaufhörlich ihr pindarisch Lied! Unter ihr, in früher Tagesstunde, Singt mit bäurisch vollgenommnem Munde Auch die Einfalt, welche Furchen zieht!
Oden.
Alles geht, gereizt von den Geruͤchen Junger Veilchen, die ſo niedrig kriechen Und doch edler, als die Tulpen ſind! Und der Hyacinthen ofne Glocken Duften Balſam, den um ſeine Locken Dir entgegen traͤgt der Fruͤhlingswind.
Blat und Frucht, die in der Knoſpe lagen, Dringen ſich des Schoͤpfers Lob zu ſagen, Aus der Huͤlle nun mit Macht hervor. Wenn die ſtummen Redner praͤchtig bluͤhen, Steigt, in regelloſen Symphonien, Aus den Zweigen ein Geſang empor!
Ohne Muſe, ohne Kunſt und Schriften Singt die Lerche, ſchwebend in den Luͤften, Unaufhoͤrlich ihr pindariſch Lied! Unter ihr, in fruͤher Tagesſtunde, Singt mit baͤuriſch vollgenommnem Munde Auch die Einfalt, welche Furchen zieht!
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0078"n="34"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Oden.</hi></fw><lb/><lgtype="poem"n="5"><l>Alles geht, gereizt von den Geruͤchen<lb/>
Junger Veilchen, die ſo niedrig kriechen<lb/>
Und doch edler, als die Tulpen ſind!<lb/>
Und der Hyacinthen ofne Glocken<lb/>
Duften Balſam, den um ſeine Locken<lb/>
Dir entgegen traͤgt der Fruͤhlingswind.</l></lg><lb/><lgtype="poem"n="6"><l>Blat und Frucht, die in der Knoſpe lagen,<lb/>
Dringen ſich des Schoͤpfers Lob zu ſagen,<lb/>
Aus der Huͤlle nun mit Macht hervor.<lb/>
Wenn die ſtummen Redner praͤchtig bluͤhen,<lb/>
Steigt, in regelloſen Symphonien,<lb/>
Aus den Zweigen ein Geſang empor!</l></lg><lb/><lgtype="poem"n="7"><l>Ohne Muſe, ohne Kunſt und Schriften<lb/>
Singt die Lerche, ſchwebend in den Luͤften,<lb/>
Unaufhoͤrlich ihr pindariſch Lied!<lb/>
Unter ihr, in fruͤher Tagesſtunde,<lb/>
Singt mit baͤuriſch vollgenommnem Munde<lb/>
Auch die Einfalt, welche Furchen zieht!</l></lg><lb/></div></div></body></text></TEI>
[34/0078]
Oden.
Alles geht, gereizt von den Geruͤchen
Junger Veilchen, die ſo niedrig kriechen
Und doch edler, als die Tulpen ſind!
Und der Hyacinthen ofne Glocken
Duften Balſam, den um ſeine Locken
Dir entgegen traͤgt der Fruͤhlingswind.
Blat und Frucht, die in der Knoſpe lagen,
Dringen ſich des Schoͤpfers Lob zu ſagen,
Aus der Huͤlle nun mit Macht hervor.
Wenn die ſtummen Redner praͤchtig bluͤhen,
Steigt, in regelloſen Symphonien,
Aus den Zweigen ein Geſang empor!
Ohne Muſe, ohne Kunſt und Schriften
Singt die Lerche, ſchwebend in den Luͤften,
Unaufhoͤrlich ihr pindariſch Lied!
Unter ihr, in fruͤher Tagesſtunde,
Singt mit baͤuriſch vollgenommnem Munde
Auch die Einfalt, welche Furchen zieht!
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/78>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.