Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Erstes Buch. Er herrschet über alle Thier-Geschlechte, Und wenn er brüllet, zittern sie; Er macht Gebrauch von seinem Rechte, Würgt um sich her, und kennt dich nie. Der Elephant trägt einen Thurm in Schlachten, Ist Weiser in der Thiere Reich, Hört Unterricht, kann tief betrachten Und traurig seyn, dem Menschen gleich. Der Bieber baut, von hingetragnem Holze, Sein künstlich Haus im Wasser sich; Doch nicht das starke, nicht das stolze Und klügste Thier erkennet dich! Auf steilen Felsen, wie im niedern Thale Weiß, Herr! von dir der Adler nichts; Er fliegt zur Sonne, trozt dem Strahle, Und sieht dich nicht, du Quell des Lichts! Erſtes Buch. Er herrſchet uͤber alle Thier-Geſchlechte, Und wenn er bruͤllet, zittern ſie; Er macht Gebrauch von ſeinem Rechte, Wuͤrgt um ſich her, und kennt dich nie. Der Elephant traͤgt einen Thurm in Schlachten, Iſt Weiſer in der Thiere Reich, Hoͤrt Unterricht, kann tief betrachten Und traurig ſeyn, dem Menſchen gleich. Der Bieber baut, von hingetragnem Holze, Sein kuͤnſtlich Haus im Waſſer ſich; Doch nicht das ſtarke, nicht das ſtolze Und kluͤgſte Thier erkennet dich! Auf ſteilen Felſen, wie im niedern Thale Weiß, Herr! von dir der Adler nichts; Er fliegt zur Sonne, trozt dem Strahle, Und ſieht dich nicht, du Quell des Lichts! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0073" n="29"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Erſtes Buch.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem" n="1"> <l>Er herrſchet uͤber alle Thier-Geſchlechte,<lb/> Und wenn er bruͤllet, zittern ſie;<lb/> Er macht Gebrauch von ſeinem Rechte,<lb/> Wuͤrgt um ſich her, und kennt dich nie.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="2"> <l>Der Elephant traͤgt einen Thurm in Schlachten,<lb/> Iſt Weiſer in der Thiere Reich,<lb/> Hoͤrt Unterricht, kann tief betrachten<lb/> Und traurig ſeyn, dem Menſchen gleich.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="3"> <l>Der Bieber baut, von hingetragnem Holze,<lb/> Sein kuͤnſtlich Haus im Waſſer ſich;<lb/> Doch nicht das ſtarke, nicht das ſtolze<lb/> Und kluͤgſte Thier erkennet dich!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="4"> <l>Auf ſteilen Felſen, wie im niedern Thale<lb/> Weiß, Herr! von dir der Adler nichts;<lb/> Er fliegt zur Sonne, trozt dem Strahle,<lb/> Und ſieht dich nicht, du Quell des Lichts!</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [29/0073]
Erſtes Buch.
Er herrſchet uͤber alle Thier-Geſchlechte,
Und wenn er bruͤllet, zittern ſie;
Er macht Gebrauch von ſeinem Rechte,
Wuͤrgt um ſich her, und kennt dich nie.
Der Elephant traͤgt einen Thurm in Schlachten,
Iſt Weiſer in der Thiere Reich,
Hoͤrt Unterricht, kann tief betrachten
Und traurig ſeyn, dem Menſchen gleich.
Der Bieber baut, von hingetragnem Holze,
Sein kuͤnſtlich Haus im Waſſer ſich;
Doch nicht das ſtarke, nicht das ſtolze
Und kluͤgſte Thier erkennet dich!
Auf ſteilen Felſen, wie im niedern Thale
Weiß, Herr! von dir der Adler nichts;
Er fliegt zur Sonne, trozt dem Strahle,
Und ſieht dich nicht, du Quell des Lichts!
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