Der Morgen dreht sein heitres Angesichte Uns lächelnd zu, und weckt mit sanftem Lichte Die Creaturen an den Tag hervor! Der Sperling schwazt, die muntern Hähne krähen Den Lobgesang, und aller Augen sehen, Zu Gott, der sie ernährt, empor.
Auch ich bin wach, und meinem ersten Blicke Befehl ich, daß er Dank zum Himmel schicke Für diese Ruh, für diese sanfte Nacht! Es ist ein Gott, der diese Welt regieret, Der aus dem Staub mich wunderbar geführet, Und der mir Freud und Freunde macht!
B 3
Erſtes Buch.
Morgen-Gedanken
1761.
Der Morgen dreht ſein heitres Angeſichte Uns laͤchelnd zu, und weckt mit ſanftem Lichte Die Creaturen an den Tag hervor! Der Sperling ſchwazt, die muntern Haͤhne kraͤhen Den Lobgeſang, und aller Augen ſehen, Zu Gott, der ſie ernaͤhrt, empor.
Auch ich bin wach, und meinem erſten Blicke Befehl ich, daß er Dank zum Himmel ſchicke Fuͤr dieſe Ruh, fuͤr dieſe ſanfte Nacht! Es iſt ein Gott, der dieſe Welt regieret, Der aus dem Staub mich wunderbar gefuͤhret, Und der mir Freud und Freunde macht!
B 3
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Erſtes Buch.
Morgen-Gedanken
1761.
Der Morgen dreht ſein heitres Angeſichte
Uns laͤchelnd zu, und weckt mit ſanftem Lichte
Die Creaturen an den Tag hervor!
Der Sperling ſchwazt, die muntern Haͤhne kraͤhen
Den Lobgeſang, und aller Augen ſehen,
Zu Gott, der ſie ernaͤhrt, empor.
Auch ich bin wach, und meinem erſten Blicke
Befehl ich, daß er Dank zum Himmel ſchicke
Fuͤr dieſe Ruh, fuͤr dieſe ſanfte Nacht!
Es iſt ein Gott, der dieſe Welt regieret,
Der aus dem Staub mich wunderbar gefuͤhret,
Und der mir Freud und Freunde macht!
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Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/65>, abgerufen am 23.02.2025.
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