Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Vermischte Gedichte. Ein Wort an den Tod. (Zu Magdeburg den 16ten Jenner 1762.)O Tod, wie bitter bist du dem, Der reich war, der sich hier ein ewigs Leben dachte, Und alle Stunden angenehm Durch neuerfundne Freuden machte! Du kommst: sein Flittergold und seine Federbüsche, Die ihm das Glück, die ihm der Ruhm verschwend- risch gab, Das alles reissest du mit starkem Arm ihm ab. Und läg am Sterbebett auf einem Marmortische Der Zepter über eine Welt, Und wäre bey die Arzeneyen, Das Diadem von theurem Stein gestellt: Doch würde nichts den Menschen mehr erfreuen, Der itzt in deine Hände fällt. Doch, Menschenfeind, der alles so vergällt, Dich zu beschämen, will ich die Geschichte sagen, Vermiſchte Gedichte. Ein Wort an den Tod. (Zu Magdeburg den 16ten Jenner 1762.)O Tod, wie bitter biſt du dem, Der reich war, der ſich hier ein ewigs Leben dachte, Und alle Stunden angenehm Durch neuerfundne Freuden machte! Du kommſt: ſein Flittergold und ſeine Federbuͤſche, Die ihm das Gluͤck, die ihm der Ruhm verſchwend- riſch gab, Das alles reiſſeſt du mit ſtarkem Arm ihm ab. Und laͤg am Sterbebett auf einem Marmortiſche Der Zepter uͤber eine Welt, Und waͤre bey die Arzeneyen, Das Diadem von theurem Stein geſtellt: Doch wuͤrde nichts den Menſchen mehr erfreuen, Der itzt in deine Haͤnde faͤllt. Doch, Menſchenfeind, der alles ſo vergaͤllt, Dich zu beſchaͤmen, will ich die Geſchichte ſagen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0370" n="326"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermiſchte Gedichte.</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Wort an den Tod.</hi> </head><lb/> <dateline> <hi rendition="#c">(Zu Magdeburg den 16ten Jenner 1762.)</hi> </dateline><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem" n="4"> <l>O Tod, wie bitter biſt du dem,<lb/> Der reich war, der ſich hier ein ewigs Leben dachte,<lb/> Und alle Stunden angenehm<lb/> Durch neuerfundne Freuden machte!<lb/> Du kommſt: ſein Flittergold und ſeine Federbuͤſche,<lb/> Die ihm das Gluͤck, die ihm der Ruhm verſchwend-<lb/><hi rendition="#et">riſch gab,</hi><lb/> Das alles reiſſeſt du mit ſtarkem Arm ihm ab.<lb/> Und laͤg am Sterbebett auf einem Marmortiſche<lb/> Der Zepter uͤber eine Welt,<lb/> Und waͤre bey die Arzeneyen,<lb/> Das Diadem von theurem Stein geſtellt:<lb/> Doch wuͤrde nichts den Menſchen mehr erfreuen,<lb/> Der itzt in deine Haͤnde faͤllt.<lb/> Doch, Menſchenfeind, der alles ſo vergaͤllt,<lb/> Dich zu beſchaͤmen, will ich die Geſchichte ſagen,<lb/></l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [326/0370]
Vermiſchte Gedichte.
Ein Wort an den Tod.
(Zu Magdeburg den 16ten Jenner 1762.)
O Tod, wie bitter biſt du dem,
Der reich war, der ſich hier ein ewigs Leben dachte,
Und alle Stunden angenehm
Durch neuerfundne Freuden machte!
Du kommſt: ſein Flittergold und ſeine Federbuͤſche,
Die ihm das Gluͤck, die ihm der Ruhm verſchwend-
riſch gab,
Das alles reiſſeſt du mit ſtarkem Arm ihm ab.
Und laͤg am Sterbebett auf einem Marmortiſche
Der Zepter uͤber eine Welt,
Und waͤre bey die Arzeneyen,
Das Diadem von theurem Stein geſtellt:
Doch wuͤrde nichts den Menſchen mehr erfreuen,
Der itzt in deine Haͤnde faͤllt.
Doch, Menſchenfeind, der alles ſo vergaͤllt,
Dich zu beſchaͤmen, will ich die Geſchichte ſagen,
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