Der Ruf von diesem Sänger flog Bis an des Herzogs Hof. Bewunderung bewog Den Fürsten, daß er schnell befohlen, Den schäfrischen Ovid in den Pallast zu holen. Er kam in seiner Hirtentracht, Und, wie man sagt, hat er in zweymal dreißig Tagen Zwey hundert Lieder ihm gemacht. Doch länger konnt er nicht ertragen Des Hofes Schmeicheley, die Falschheit unter Pracht Verdeckt, und schön verhüllt, wie Gift in bunter Schlange. Der Hirt, zu redlich, kam und trat Vor seinen Herzog mit Gesange, Worin er um Erlaubniß bat, Auf seine stille Trift sich wieder zu begeben. Herr Herzog! sang er, gieb du mir Nur so viel Brodt, daß ich mit Laura könne leben, Die ganze Welt hab ich in ihr.
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Zweytes Buch.
Der Ruf von dieſem Saͤnger flog Bis an des Herzogs Hof. Bewunderung bewog Den Fuͤrſten, daß er ſchnell befohlen, Den ſchaͤfriſchen Ovid in den Pallaſt zu holen. Er kam in ſeiner Hirtentracht, Und, wie man ſagt, hat er in zweymal dreißig Tagen Zwey hundert Lieder ihm gemacht. Doch laͤnger konnt er nicht ertragen Des Hofes Schmeicheley, die Falſchheit unter Pracht Verdeckt, und ſchoͤn verhuͤllt, wie Gift in bunter Schlange. Der Hirt, zu redlich, kam und trat Vor ſeinen Herzog mit Geſange, Worin er um Erlaubniß bat, Auf ſeine ſtille Trift ſich wieder zu begeben. Herr Herzog! ſang er, gieb du mir Nur ſo viel Brodt, daß ich mit Laura koͤnne leben, Die ganze Welt hab ich in ihr.
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Zweytes Buch.
Der Ruf von dieſem Saͤnger flog
Bis an des Herzogs Hof. Bewunderung bewog
Den Fuͤrſten, daß er ſchnell befohlen,
Den ſchaͤfriſchen Ovid in den Pallaſt zu holen.
Er kam in ſeiner Hirtentracht,
Und, wie man ſagt, hat er in zweymal dreißig Tagen
Zwey hundert Lieder ihm gemacht.
Doch laͤnger konnt er nicht ertragen
Des Hofes Schmeicheley, die Falſchheit unter Pracht
Verdeckt, und ſchoͤn verhuͤllt, wie Gift in bunter
Schlange.
Der Hirt, zu redlich, kam und trat
Vor ſeinen Herzog mit Geſange,
Worin er um Erlaubniß bat,
Auf ſeine ſtille Trift ſich wieder zu begeben.
Herr Herzog! ſang er, gieb du mir
Nur ſo viel Brodt, daß ich mit Laura koͤnne leben,
Die ganze Welt hab ich in ihr.
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Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/357>, abgerufen am 23.07.2024.
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