Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Vermischte Gedichte. Gliphästions wirklicher Traum. (Zu Berlin den 6ten des Brachmonaths 1761.)Gliphästion, mein Freund, der nicht zu träumen pflegt, Nicht abergläubisch forscht, nicht Zeichendeuter frägt, Der Kuß und Freuden nimmt, die ungeweissagt kommen; Gliphästion, mein Freund, ist einer von den Frommen, Die Zevs, indem er schuf, schönherzig hat gemacht. Er lag in einer Winternacht Im besten Schlaf, den je das Gastmahl noch gebracht, Wo, mit dem Duft vom Wein, geselliges Vergnügen Den Freunden in den Kopf gestiegen, Und vom Gespräch ihr Herz berauscht gemacht. Er schlief so süß, als wie bey einem Wasserfalle, In weichem Graß, ein Wandrer schlafen liegt; Er sah im Traum Roms Helden alle Vermiſchte Gedichte. Gliphaͤſtions wirklicher Traum. (Zu Berlin den 6ten des Brachmonaths 1761.)Gliphaͤſtion, mein Freund, der nicht zu traͤumen pflegt, Nicht aberglaͤubiſch forſcht, nicht Zeichendeuter fraͤgt, Der Kuß und Freuden nimmt, die ungeweiſſagt kommen; Gliphaͤſtion, mein Freund, iſt einer von den Frommen, Die Zevs, indem er ſchuf, ſchoͤnherzig hat gemacht. Er lag in einer Winternacht Im beſten Schlaf, den je das Gaſtmahl noch gebracht, Wo, mit dem Duft vom Wein, geſelliges Vergnuͤgen Den Freunden in den Kopf geſtiegen, Und vom Geſpraͤch ihr Herz berauſcht gemacht. Er ſchlief ſo ſuͤß, als wie bey einem Waſſerfalle, In weichem Graß, ein Wandrer ſchlafen liegt; Er ſah im Traum Roms Helden alle <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0330" n="286"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermiſchte Gedichte.</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gliphaͤſtions wirklicher Traum.</hi> </head><lb/> <dateline> <hi rendition="#c">(Zu Berlin den 6ten des Brachmonaths 1761.)</hi> </dateline><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem" n="9"> <l>Gliphaͤſtion, mein Freund, der nicht zu traͤumen<lb/><hi rendition="#et">pflegt,</hi><lb/> Nicht aberglaͤubiſch forſcht, nicht Zeichendeuter fraͤgt,<lb/> Der Kuß und Freuden nimmt, die ungeweiſſagt kommen;<lb/> Gliphaͤſtion, mein Freund, iſt einer von den Frommen,<lb/> Die Zevs, indem er ſchuf, ſchoͤnherzig hat gemacht.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="10"> <l>Er lag in einer Winternacht<lb/> Im beſten Schlaf, den je das Gaſtmahl noch gebracht,<lb/> Wo, mit dem Duft vom Wein, geſelliges Vergnuͤgen<lb/> Den Freunden in den Kopf geſtiegen,<lb/> Und vom Geſpraͤch ihr Herz berauſcht gemacht.<lb/> Er ſchlief ſo ſuͤß, als wie bey einem Waſſerfalle,<lb/> In weichem Graß, ein Wandrer ſchlafen liegt;<lb/> Er ſah im Traum Roms Helden alle<lb/></l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [286/0330]
Vermiſchte Gedichte.
Gliphaͤſtions wirklicher Traum.
(Zu Berlin den 6ten des Brachmonaths 1761.)
Gliphaͤſtion, mein Freund, der nicht zu traͤumen
pflegt,
Nicht aberglaͤubiſch forſcht, nicht Zeichendeuter fraͤgt,
Der Kuß und Freuden nimmt, die ungeweiſſagt kommen;
Gliphaͤſtion, mein Freund, iſt einer von den Frommen,
Die Zevs, indem er ſchuf, ſchoͤnherzig hat gemacht.
Er lag in einer Winternacht
Im beſten Schlaf, den je das Gaſtmahl noch gebracht,
Wo, mit dem Duft vom Wein, geſelliges Vergnuͤgen
Den Freunden in den Kopf geſtiegen,
Und vom Geſpraͤch ihr Herz berauſcht gemacht.
Er ſchlief ſo ſuͤß, als wie bey einem Waſſerfalle,
In weichem Graß, ein Wandrer ſchlafen liegt;
Er ſah im Traum Roms Helden alle
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |