War sie dem Schlaf des Schnitters gleich, Der, ohne Gold bey schwarzem Brodte reich, Bey Wasser aus dem Quell zufrieden ist, und müde Die Schlummerkörner bald auf seinem Augenliede Sanft drückend liegen hat, wenn sie manch grosser Mann Auf Purpurdecken wünscht und nicht erseufzen kann?
Und schliefst du nun so süß, als Helden auf Trophäen, Und wie ein Jüngling, der am weichen Busen schlief? Wie Schnitter, die zurück im Abendthaue gehen Vom Feld, auf welches sie die Morgensonne rief?
So sollst du deinen Traum mir sagen; Sprich! fuhrest du auf Venus Wagen, Bespannt mit Tauben, die du längst ersungen hast? Und sah dein Geist den prächtigsten Pallast,
Erſtes Buch.
War ſie dem Schlaf des Schnitters gleich, Der, ohne Gold bey ſchwarzem Brodte reich, Bey Waſſer aus dem Quell zufrieden iſt, und muͤde Die Schlummerkoͤrner bald auf ſeinem Augenliede Sanft druͤckend liegen hat, wenn ſie manch groſſer Mann Auf Purpurdecken wuͤnſcht und nicht erſeufzen kann?
Und ſchliefſt du nun ſo ſuͤß, als Helden auf Trophaͤen, Und wie ein Juͤngling, der am weichen Buſen ſchlief? Wie Schnitter, die zuruͤck im Abendthaue gehen Vom Feld, auf welches ſie die Morgenſonne rief?
So ſollſt du deinen Traum mir ſagen; Sprich! fuhreſt du auf Venus Wagen, Beſpannt mit Tauben, die du laͤngſt erſungen haſt? Und ſah dein Geiſt den praͤchtigſten Pallaſt,
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Erſtes Buch.
War ſie dem Schlaf des Schnitters gleich,
Der, ohne Gold bey ſchwarzem Brodte reich,
Bey Waſſer aus dem Quell zufrieden iſt, und
muͤde
Die Schlummerkoͤrner bald auf ſeinem Augenliede
Sanft druͤckend liegen hat, wenn ſie manch groſſer
Mann
Auf Purpurdecken wuͤnſcht und nicht erſeufzen kann?
Und ſchliefſt du nun ſo ſuͤß, als Helden auf
Trophaͤen,
Und wie ein Juͤngling, der am weichen Buſen ſchlief?
Wie Schnitter, die zuruͤck im Abendthaue gehen
Vom Feld, auf welches ſie die Morgenſonne rief?
So ſollſt du deinen Traum mir ſagen;
Sprich! fuhreſt du auf Venus Wagen,
Beſpannt mit Tauben, die du laͤngſt erſungen haſt?
Und ſah dein Geiſt den praͤchtigſten Pallaſt,
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Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/327>, abgerufen am 16.02.2025.
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