Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Erstes Buch. An den Freyherrn von Kottwitz, als er ihr Gemählde zeigte, und sie fragte, ob die Blumenstücke nicht schön wären? Ja, sie sind schön, die bunten Blumenstücke! Betrügerisch für unsre Blicke, Wird meine Hand verführt, daß sie nach einer langt, Die wie die schönste Blum in deinem Garten prangt! Doch schöner sind für mich die Stücke der Geschichte: Da stirbt auf Alexanders Angesichte Der Ehrgeiz, den der Held in seiner Brust verbarg; Da sieht sein Auge starr, gleich halb verloschnen Kohlen, Die um ihn stehen, an; Er, der der Welt befohlen, Stirbt, und erobert einen Sarg. S
Erſtes Buch. An den Freyherrn von Kottwitz, als er ihr Gemaͤhlde zeigte, und ſie fragte, ob die Blumenſtuͤcke nicht ſchoͤn waͤren? Ja, ſie ſind ſchoͤn, die bunten Blumenſtuͤcke! Betruͤgeriſch fuͤr unſre Blicke, Wird meine Hand verfuͤhrt, daß ſie nach einer langt, Die wie die ſchoͤnſte Blum in deinem Garten prangt! Doch ſchoͤner ſind fuͤr mich die Stuͤcke der Geſchichte: Da ſtirbt auf Alexanders Angeſichte Der Ehrgeiz, den der Held in ſeiner Bruſt verbarg; Da ſieht ſein Auge ſtarr, gleich halb verloſchnen Kohlen, Die um ihn ſtehen, an; Er, der der Welt befohlen, Stirbt, und erobert einen Sarg. S
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Erſtes Buch.
An
den Freyherrn von Kottwitz,
als er ihr Gemaͤhlde zeigte, und ſie fragte, ob
die Blumenſtuͤcke nicht ſchoͤn waͤren?
Ja, ſie ſind ſchoͤn, die bunten Blumenſtuͤcke!
Betruͤgeriſch fuͤr unſre Blicke,
Wird meine Hand verfuͤhrt, daß ſie nach einer langt,
Die wie die ſchoͤnſte Blum in deinem Garten prangt!
Doch ſchoͤner ſind fuͤr mich die Stuͤcke der Geſchichte:
Da ſtirbt auf Alexanders Angeſichte
Der Ehrgeiz, den der Held in ſeiner Bruſt verbarg;
Da ſieht ſein Auge ſtarr, gleich halb verloſchnen Kohlen,
Die um ihn ſtehen, an; Er, der der Welt befohlen,
Stirbt, und erobert einen Sarg.
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