Als Krieges-Opfer ihn gesandt: (**) Dis wollt er nun zu rächen wissen, Drum hat er seinen Blick in jene Zeit gewandt, Und grimmiger gehäuft der armen Bürger Plagen, Die, ganz betäubt von Gram, des Feindes Trotz und Spott, Dem höchsten Richter, ihrem Gott, In einem Bretterhause klagen.
O Held, o Menschenfreund! wenn in des Winters Tagen Vom Harzgebürg die rauhe Luft Herabstürmt an die dünnen Wände, Dann zittern dieses Volkes Hände, Das hier versammlet ist, und laut zum Himmel ruft: Laß Dich bewegen seine Zähre, Und gieb nur einen Wink, so wird bey Deinem Heere
(**) Es ist bekannt, daß im Jahr 1744 der französische Mi- nister Herzog von Belleisle an diesem Orte gefangen genommen wurde.
R 4
Erſtes Buch.
Als Krieges-Opfer ihn geſandt: (**) Dis wollt er nun zu raͤchen wiſſen, Drum hat er ſeinen Blick in jene Zeit gewandt, Und grimmiger gehaͤuft der armen Buͤrger Plagen, Die, ganz betaͤubt von Gram, des Feindes Trotz und Spott, Dem hoͤchſten Richter, ihrem Gott, In einem Bretterhauſe klagen.
O Held, o Menſchenfreund! wenn in des Winters Tagen Vom Harzgebuͤrg die rauhe Luft Herabſtuͤrmt an die duͤnnen Waͤnde, Dann zittern dieſes Volkes Haͤnde, Das hier verſammlet iſt, und laut zum Himmel ruft: Laß Dich bewegen ſeine Zaͤhre, Und gieb nur einen Wink, ſo wird bey Deinem Heere
(**) Es iſt bekannt, daß im Jahr 1744 der franzoͤſiſche Mi- niſter Herzog von Belleisle an dieſem Orte gefangen genommen wurde.
R 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"n="4"><l><pbfacs="#f0307"n="263"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Erſtes Buch.</hi></fw><lb/>
Als Krieges-Opfer ihn geſandt: <noteplace="foot"n="(**)">Es iſt bekannt, daß im Jahr 1744 der franzoͤſiſche Mi-<lb/>
niſter Herzog von Belleisle an dieſem Orte gefangen genommen<lb/>
wurde.</note><lb/>
Dis wollt er nun zu raͤchen wiſſen,<lb/>
Drum hat er ſeinen Blick in jene Zeit gewandt,<lb/>
Und grimmiger gehaͤuft der armen Buͤrger Plagen,<lb/>
Die, ganz betaͤubt von Gram, des Feindes Trotz und<lb/><hirendition="#et">Spott,</hi><lb/>
Dem hoͤchſten Richter, ihrem Gott,<lb/>
In einem Bretterhauſe klagen.</l></lg><lb/><lgtype="poem"n="5"><l><hirendition="#fr">O Held,</hi> o <hirendition="#fr">Menſchenfreund!</hi> wenn in des<lb/><hirendition="#et">Winters Tagen</hi><lb/>
Vom Harzgebuͤrg die rauhe Luft<lb/>
Herabſtuͤrmt an die duͤnnen Waͤnde,<lb/>
Dann zittern dieſes Volkes Haͤnde,<lb/>
Das hier verſammlet iſt, und laut zum Himmel ruft:<lb/>
Laß Dich bewegen ſeine Zaͤhre,<lb/>
Und gieb nur einen Wink, ſo wird bey Deinem Heere<lb/><fwplace="bottom"type="sig">R 4</fw><lb/></l></lg></div></div></body></text></TEI>
[263/0307]
Erſtes Buch.
Als Krieges-Opfer ihn geſandt: (**)
Dis wollt er nun zu raͤchen wiſſen,
Drum hat er ſeinen Blick in jene Zeit gewandt,
Und grimmiger gehaͤuft der armen Buͤrger Plagen,
Die, ganz betaͤubt von Gram, des Feindes Trotz und
Spott,
Dem hoͤchſten Richter, ihrem Gott,
In einem Bretterhauſe klagen.
O Held, o Menſchenfreund! wenn in des
Winters Tagen
Vom Harzgebuͤrg die rauhe Luft
Herabſtuͤrmt an die duͤnnen Waͤnde,
Dann zittern dieſes Volkes Haͤnde,
Das hier verſammlet iſt, und laut zum Himmel ruft:
Laß Dich bewegen ſeine Zaͤhre,
Und gieb nur einen Wink, ſo wird bey Deinem Heere
(**) Es iſt bekannt, daß im Jahr 1744 der franzoͤſiſche Mi-
niſter Herzog von Belleisle an dieſem Orte gefangen genommen
wurde.
R 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/307>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.