Der Weise, der vom Himmel, bis zur Erde Vom Cederbaum zum kleinsten Kraut Erkenntniß hat, fragt unter der Beschwerde Nicht, ob der Ruhm ihm Ehren-Säulen baut?
Der, dem sein Schiff auf ungebahntem Meere Viel Lasten Reichthums zugebracht, Nimmt, wenn sein Eigenthum ganz China wäre Nichts mit als nur die weisse Todten-Pracht.
Nichts folgt dem Grossen, der in vollem Glanze Beneidet von dem Pöbel saß. Dem Herrn des Gartens folgt kaum eine Pflanze, Die irgend einer, der ihn nicht vergaß
Mit Thränen feuchtet, aus der Erde reisset, Sie auf des Freundes Grab versetzt, Und ewig ihre Blätter grünen heisset Auf einem Staube, den er heilig schätzt!
O
Viertes Buch.
Der Weiſe, der vom Himmel, bis zur Erde Vom Cederbaum zum kleinſten Kraut Erkenntniß hat, fragt unter der Beſchwerde Nicht, ob der Ruhm ihm Ehren-Saͤulen baut?
Der, dem ſein Schiff auf ungebahntem Meere Viel Laſten Reichthums zugebracht, Nimmt, wenn ſein Eigenthum ganz China waͤre Nichts mit als nur die weiſſe Todten-Pracht.
Nichts folgt dem Groſſen, der in vollem Glanze Beneidet von dem Poͤbel ſaß. Dem Herrn des Gartens folgt kaum eine Pflanze, Die irgend einer, der ihn nicht vergaß
Mit Thraͤnen feuchtet, aus der Erde reiſſet, Sie auf des Freundes Grab verſetzt, Und ewig ihre Blaͤtter gruͤnen heiſſet Auf einem Staube, den er heilig ſchaͤtzt!
O
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Viertes Buch.
Der Weiſe, der vom Himmel, bis zur Erde
Vom Cederbaum zum kleinſten Kraut
Erkenntniß hat, fragt unter der Beſchwerde
Nicht, ob der Ruhm ihm Ehren-Saͤulen baut?
Der, dem ſein Schiff auf ungebahntem Meere
Viel Laſten Reichthums zugebracht,
Nimmt, wenn ſein Eigenthum ganz China waͤre
Nichts mit als nur die weiſſe Todten-Pracht.
Nichts folgt dem Groſſen, der in vollem Glanze
Beneidet von dem Poͤbel ſaß.
Dem Herrn des Gartens folgt kaum eine Pflanze,
Die irgend einer, der ihn nicht vergaß
Mit Thraͤnen feuchtet, aus der Erde reiſſet,
Sie auf des Freundes Grab verſetzt,
Und ewig ihre Blaͤtter gruͤnen heiſſet
Auf einem Staube, den er heilig ſchaͤtzt!
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Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/253>, abgerufen am 20.07.2024.
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