Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Viertes Buch. Nun stehn wir oben. Siehe doch, mein lieber! Das öde Thal ist noch nicht ohne Reiz; Dem kleinen Goldbach (*) gegenüber Sucht sich der Heerde Geiz Am Fuß des Berges noch die magern Halmen Des Grases, das im Frühlings Ueberfluß Dort grünte. O, der singe Psalmen Der Brod nicht suchen muß! Doch wenig Brod bey Freunden deines gleichen Bey innrer Ruh, ist lieblicher dem Gaum Als Tafeln unzufriedner Reichen, Als ihrer Freunde Traum. Sieh doch, ein Völckchen Hühner! ruhig lagen Im hohen welkgewordnen Grase sie. Flieht nicht vor uns, wir Dichter jagen Den frommen Vogel nie, Viertes Buch. Nun ſtehn wir oben. Siehe doch, mein lieber! Das oͤde Thal iſt noch nicht ohne Reiz; Dem kleinen Goldbach (*) gegenuͤber Sucht ſich der Heerde Geiz Am Fuß des Berges noch die magern Halmen Des Graſes, das im Fruͤhlings Ueberfluß Dort gruͤnte. O, der ſinge Pſalmen Der Brod nicht ſuchen muß! Doch wenig Brod bey Freunden deines gleichen Bey innrer Ruh, iſt lieblicher dem Gaum Als Tafeln unzufriedner Reichen, Als ihrer Freunde Traum. Sieh doch, ein Voͤlckchen Huͤhner! ruhig lagen Im hohen welkgewordnen Graſe ſie. Flieht nicht vor uns, wir Dichter jagen Den frommen Vogel nie, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0249" n="205"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Viertes Buch.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem" n="6"> <l>Nun ſtehn wir oben. Siehe doch, mein lieber!<lb/> Das oͤde Thal iſt noch nicht ohne Reiz;<lb/> Dem kleinen Goldbach <note xml:id="e5a" next="#e5b" place="end" n="(*)"/> gegenuͤber<lb/> Sucht ſich der Heerde Geiz</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="7"> <l>Am Fuß des Berges noch die magern Halmen<lb/> Des Graſes, das im Fruͤhlings Ueberfluß<lb/> Dort gruͤnte. O, der ſinge Pſalmen<lb/> Der Brod nicht ſuchen muß!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="1"> <l>Doch wenig Brod bey Freunden deines gleichen<lb/> Bey innrer Ruh, iſt lieblicher dem Gaum<lb/> Als Tafeln unzufriedner Reichen,<lb/> Als ihrer Freunde Traum.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="2"> <l>Sieh doch, ein Voͤlckchen Huͤhner! ruhig lagen<lb/> Im hohen welkgewordnen Graſe ſie.<lb/> Flieht nicht vor uns, wir Dichter jagen<lb/> Den frommen Vogel nie,</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [205/0249]
Viertes Buch.
Nun ſtehn wir oben. Siehe doch, mein lieber!
Das oͤde Thal iſt noch nicht ohne Reiz;
Dem kleinen Goldbach
⁽*⁾
gegenuͤber
Sucht ſich der Heerde Geiz
Am Fuß des Berges noch die magern Halmen
Des Graſes, das im Fruͤhlings Ueberfluß
Dort gruͤnte. O, der ſinge Pſalmen
Der Brod nicht ſuchen muß!
Doch wenig Brod bey Freunden deines gleichen
Bey innrer Ruh, iſt lieblicher dem Gaum
Als Tafeln unzufriedner Reichen,
Als ihrer Freunde Traum.
Sieh doch, ein Voͤlckchen Huͤhner! ruhig lagen
Im hohen welkgewordnen Graſe ſie.
Flieht nicht vor uns, wir Dichter jagen
Den frommen Vogel nie,
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