Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Viertes Buch. Mit andern Trauben als der Weinstock träget Prangt er im Herbst; und liefert seinem Herrn Indem ein Holz ihn unbarmherzig schläget Den lieblichen Kern, Gewachsen in dem Umfang harter Schalen. So liegt im schlechten Cörper oft versteckt Ein Herz, nicht mit dem Glanze zu bezahlen Der Mißgunst erweckt. So hart wie sie, soll gegen fremde Lüste Dein Mädchen seyn, für dich allein nur schön. Weyh ihr den Baum, und sag einst: du Geküßte! Dir ließ ich ihn stehn! Viertes Buch. Mit andern Trauben als der Weinſtock traͤget Prangt er im Herbſt; und liefert ſeinem Herrn Indem ein Holz ihn unbarmherzig ſchlaͤget Den lieblichen Kern, Gewachſen in dem Umfang harter Schalen. So liegt im ſchlechten Coͤrper oft verſteckt Ein Herz, nicht mit dem Glanze zu bezahlen Der Mißgunſt erweckt. So hart wie ſie, ſoll gegen fremde Luͤſte Dein Maͤdchen ſeyn, fuͤr dich allein nur ſchoͤn. Weyh ihr den Baum, und ſag einſt: du Gekuͤßte! Dir ließ ich ihn ſtehn! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0247" n="203"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Viertes Buch.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem" n="7"> <l>Mit andern Trauben als der Weinſtock traͤget<lb/> Prangt er im Herbſt; und liefert ſeinem Herrn<lb/> Indem ein Holz ihn unbarmherzig ſchlaͤget<lb/> Den lieblichen Kern,</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="1"> <l>Gewachſen in dem Umfang harter Schalen.<lb/> So liegt im ſchlechten Coͤrper oft verſteckt<lb/> Ein Herz, nicht mit dem Glanze zu bezahlen<lb/> Der Mißgunſt erweckt.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="2"> <l>So hart wie ſie, ſoll gegen fremde Luͤſte<lb/> Dein Maͤdchen ſeyn, fuͤr dich allein nur ſchoͤn.<lb/> Weyh ihr den Baum, und ſag einſt: du Gekuͤßte!<lb/> Dir ließ ich ihn ſtehn!</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [203/0247]
Viertes Buch.
Mit andern Trauben als der Weinſtock traͤget
Prangt er im Herbſt; und liefert ſeinem Herrn
Indem ein Holz ihn unbarmherzig ſchlaͤget
Den lieblichen Kern,
Gewachſen in dem Umfang harter Schalen.
So liegt im ſchlechten Coͤrper oft verſteckt
Ein Herz, nicht mit dem Glanze zu bezahlen
Der Mißgunſt erweckt.
So hart wie ſie, ſoll gegen fremde Luͤſte
Dein Maͤdchen ſeyn, fuͤr dich allein nur ſchoͤn.
Weyh ihr den Baum, und ſag einſt: du Gekuͤßte!
Dir ließ ich ihn ſtehn!
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