Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
Oden.
Du von Phöbus Altar nahmst mit Händen der
Freundschaft
Flammende Brände. Den heiligen Raub
Billigt selber der Gott; doch, dem Feuer gefolget,
Ist er ferner mir taub.
Ist im Tempel bey dir, der, am rieselnden
Bache,
Unter den Bäumen von Musen bewohnt,
Die Orcane nicht fühlt; selbst die Kinder der Franzen
Haben alles geschont;
Sonst ein gieriges Volk, das in Gottes Ge-
bäuden
Priester geschimpfet, Altäre bestürmt
Aber heilige Furcht grif die Herzen der Krieger;
Dichter werden beschirmt.
Freund, sie stöhren dich nicht, bleib und spiele
die Laute!
Scipio machte mit siegender Hand
Ihren Hannibal angst, der die Wunde des linken
Armes tödlich empfand. (**)
Oden.
Du von Phoͤbus Altar nahmſt mit Haͤnden der
Freundſchaft
Flammende Braͤnde. Den heiligen Raub
Billigt ſelber der Gott; doch, dem Feuer gefolget,
Iſt er ferner mir taub.
Iſt im Tempel bey dir, der, am rieſelnden
Bache,
Unter den Baͤumen von Muſen bewohnt,
Die Orcane nicht fuͤhlt; ſelbſt die Kinder der Franzen
Haben alles geſchont;
Sonſt ein gieriges Volk, das in Gottes Ge-
baͤuden
Prieſter geſchimpfet, Altaͤre beſtuͤrmt
Aber heilige Furcht grif die Herzen der Krieger;
Dichter werden beſchirmt.
Freund, ſie ſtoͤhren dich nicht, bleib und ſpiele
die Laute!
Scipio machte mit ſiegender Hand
Ihren Hannibal angſt, der die Wunde des linken
Armes toͤdlich empfand. (**)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0208" n="164"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Oden.</hi> </fw><lb/>
          <lg type="poem" n="2">
            <l>Du von Pho&#x0364;bus Altar nahm&#x017F;t mit Ha&#x0364;nden der<lb/><hi rendition="#et">Freund&#x017F;chaft</hi><lb/>
Flammende Bra&#x0364;nde. Den heiligen Raub<lb/>
Billigt &#x017F;elber der Gott; doch, dem Feuer gefolget,<lb/>
I&#x017F;t er ferner mir taub.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem" n="3">
            <l>I&#x017F;t im Tempel bey dir, der, am rie&#x017F;elnden<lb/><hi rendition="#et">Bache,</hi><lb/>
Unter den Ba&#x0364;umen von Mu&#x017F;en bewohnt,<lb/>
Die Orcane nicht fu&#x0364;hlt; &#x017F;elb&#x017F;t die Kinder der Franzen<lb/>
Haben alles ge&#x017F;chont;</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem" n="4">
            <l>Son&#x017F;t ein gieriges Volk, das in Gottes Ge-<lb/><hi rendition="#et">ba&#x0364;uden</hi><lb/>
Prie&#x017F;ter ge&#x017F;chimpfet, Alta&#x0364;re be&#x017F;tu&#x0364;rmt<lb/>
Aber heilige Furcht grif die Herzen der Krieger;<lb/>
Dichter werden be&#x017F;chirmt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem" n="5">
            <l>Freund, &#x017F;ie &#x017F;to&#x0364;hren dich nicht, bleib und &#x017F;piele<lb/><hi rendition="#et">die Laute!</hi><lb/>
Scipio machte mit &#x017F;iegender Hand<lb/>
Ihren Hannibal ang&#x017F;t, der die Wunde des linken<lb/>
Armes to&#x0364;dlich empfand. <note xml:id="e7a" next="#e7b" place="end" n="(**)"/></l>
          </lg><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0208] Oden. Du von Phoͤbus Altar nahmſt mit Haͤnden der Freundſchaft Flammende Braͤnde. Den heiligen Raub Billigt ſelber der Gott; doch, dem Feuer gefolget, Iſt er ferner mir taub. Iſt im Tempel bey dir, der, am rieſelnden Bache, Unter den Baͤumen von Muſen bewohnt, Die Orcane nicht fuͤhlt; ſelbſt die Kinder der Franzen Haben alles geſchont; Sonſt ein gieriges Volk, das in Gottes Ge- baͤuden Prieſter geſchimpfet, Altaͤre beſtuͤrmt Aber heilige Furcht grif die Herzen der Krieger; Dichter werden beſchirmt. Freund, ſie ſtoͤhren dich nicht, bleib und ſpiele die Laute! Scipio machte mit ſiegender Hand Ihren Hannibal angſt, der die Wunde des linken Armes toͤdlich empfand. ⁽**⁾

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/208
Zitationshilfe: Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/208>, abgerufen am 22.11.2024.