Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Drittes Buch. Die Sehnsucht der Freundschaft, (Zu Berlin den 21ten des Heumonats 1761.)an Herrn Gleim. Freund, vom nächtlichen Mahl deines und meines geliebten Sulzers gekommen, verbiet ich der Ruh, Daß sie mich eher nicht reizt, bis ich Gedanken geschrieben; Tausende flattern dir zu! Wie von Herzen der Braut einzelne Sorgen entfliehen Zu dem Geliebten ins ferne Gezelt, Ob sie der Krieger noch denkt? also sorg ich, ob immer Mein Gesang dir gefällt. Achtzehnmahl flohe die Nacht vor dem kommenden Tage; Aber noch schattigt, mit Dunkel noch voll; Wie die Wolke, so schwer ist die Seele der Sapho (*) Wenn sie schwingen sich soll. L 2
Drittes Buch. Die Sehnſucht der Freundſchaft, (Zu Berlin den 21ten des Heumonats 1761.)an Herrn Gleim. Freund, vom naͤchtlichen Mahl deines und meines geliebten Sulzers gekommen, verbiet ich der Ruh, Daß ſie mich eher nicht reizt, bis ich Gedanken geſchrieben; Tauſende flattern dir zu! Wie von Herzen der Braut einzelne Sorgen entfliehen Zu dem Geliebten ins ferne Gezelt, Ob ſie der Krieger noch denkt? alſo ſorg ich, ob immer Mein Geſang dir gefaͤllt. Achtzehnmahl flohe die Nacht vor dem kommenden Tage; Aber noch ſchattigt, mit Dunkel noch voll; Wie die Wolke, ſo ſchwer iſt die Seele der Sapho (*) Wenn ſie ſchwingen ſich ſoll. L 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0207" n="163"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Sehnſucht der Freundſchaft,<lb/> an Herrn Gleim.</hi> </head><lb/> <dateline> <hi rendition="#c">(Zu Berlin den 21ten des Heumonats 1761.)</hi> </dateline><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem" n="6"> <l>Freund, vom naͤchtlichen Mahl deines und meines<lb/><hi rendition="#et">geliebten</hi><lb/> Sulzers gekommen, verbiet ich der Ruh,<lb/> Daß ſie mich eher nicht reizt, bis ich Gedanken geſchrieben;<lb/> Tauſende flattern dir zu!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="7"> <l>Wie von Herzen der Braut einzelne Sorgen<lb/><hi rendition="#et">entfliehen</hi><lb/> Zu dem Geliebten ins ferne Gezelt,<lb/> Ob ſie der Krieger noch denkt? alſo ſorg ich, ob immer<lb/> Mein Geſang dir gefaͤllt.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="1"> <l>Achtzehnmahl flohe die Nacht vor dem kommenden<lb/><hi rendition="#et">Tage;</hi><lb/> Aber noch ſchattigt, mit Dunkel noch voll;<lb/> Wie die Wolke, ſo ſchwer iſt die Seele der Sapho <note xml:id="e4a" next="#e4b" place="end" n="(*)"/><lb/> Wenn ſie ſchwingen ſich ſoll.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">L 2</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [163/0207]
Drittes Buch.
Die Sehnſucht der Freundſchaft,
an Herrn Gleim.
(Zu Berlin den 21ten des Heumonats 1761.)
Freund, vom naͤchtlichen Mahl deines und meines
geliebten
Sulzers gekommen, verbiet ich der Ruh,
Daß ſie mich eher nicht reizt, bis ich Gedanken geſchrieben;
Tauſende flattern dir zu!
Wie von Herzen der Braut einzelne Sorgen
entfliehen
Zu dem Geliebten ins ferne Gezelt,
Ob ſie der Krieger noch denkt? alſo ſorg ich, ob immer
Mein Geſang dir gefaͤllt.
Achtzehnmahl flohe die Nacht vor dem kommenden
Tage;
Aber noch ſchattigt, mit Dunkel noch voll;
Wie die Wolke, ſo ſchwer iſt die Seele der Sapho
⁽*⁾
Wenn ſie ſchwingen ſich ſoll.
L 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/207 |
Zitationshilfe: | Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/207>, abgerufen am 16.07.2024. |