Hingeblutet ward sein Leben Mein Gedanke rief dem Tode zu: Laß dir kleinre Opfer geben! Würger, noch nicht satt gemacht bist du, Von den Myriaden, Die im Blute baden? O Verheerer, wenns dein Hunger heißt, Nimm mich selber, nur verschone, Meinen Kleist!
Erde die sein Blut getrunken, Wie beneid ich diesen Tropfen dir! Und du Thal wo er gesunken Schauervoll und heilig bist du mir! Ach an dieser Stäte, Werd auf mein Gebete, Eine Quelle, der des Wandrers Dank Seegen lächelt, wenn er schmachtend, Aus dir trank.
Oden.
Hingeblutet ward ſein Leben Mein Gedanke rief dem Tode zu: Laß dir kleinre Opfer geben! Wuͤrger, noch nicht ſatt gemacht biſt du, Von den Myriaden, Die im Blute baden? O Verheerer, wenns dein Hunger heißt, Nimm mich ſelber, nur verſchone, Meinen Kleiſt!
Erde die ſein Blut getrunken, Wie beneid ich dieſen Tropfen dir! Und du Thal wo er geſunken Schauervoll und heilig biſt du mir! Ach an dieſer Staͤte, Werd auf mein Gebete, Eine Quelle, der des Wandrers Dank Seegen laͤchelt, wenn er ſchmachtend, Aus dir trank.
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Oden.
Hingeblutet ward ſein Leben
Mein Gedanke rief dem Tode zu:
Laß dir kleinre Opfer geben!
Wuͤrger, noch nicht ſatt gemacht biſt du,
Von den Myriaden,
Die im Blute baden?
O Verheerer, wenns dein Hunger heißt,
Nimm mich ſelber, nur verſchone,
Meinen Kleiſt!
Erde die ſein Blut getrunken,
Wie beneid ich dieſen Tropfen dir!
Und du Thal wo er geſunken
Schauervoll und heilig biſt du mir!
Ach an dieſer Staͤte,
Werd auf mein Gebete,
Eine Quelle, der des Wandrers Dank
Seegen laͤchelt, wenn er ſchmachtend,
Aus dir trank.
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Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/200>, abgerufen am 16.02.2025.
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