Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Vorrede. einer Dienstmagd erreichte sie ihr sieben-zehentes Jahr, in welchem sie die Laufbahn weit grösserer Mühseeligkeiten antrat. Ihre Mutter verheyrathete sie an einen Mann, dem sie alle Wolle, die er verarbeitete, zu- rechte machen mußte. Und da überdem alle andre häusliche Geschäfte einer Frauen allein auf ihr lagen, so hatte sie keine andere Musse ihrem Hang zu lesen und Lieder zu schreiben nachzugeben, als einige Stunden der Sonn- tage. Da schrieb sie die Lieder nieder, wel- che sie unter ihrer Arbeit ausgedacht hatte. Nach einer neunjährigen Ehe ward sie Vorrede. einer Dienſtmagd erreichte ſie ihr ſieben-zehentes Jahr, in welchem ſie die Laufbahn weit groͤſſerer Muͤhſeeligkeiten antrat. Ihre Mutter verheyrathete ſie an einen Mann, dem ſie alle Wolle, die er verarbeitete, zu- rechte machen mußte. Und da uͤberdem alle andre haͤusliche Geſchaͤfte einer Frauen allein auf ihr lagen, ſo hatte ſie keine andere Muſſe ihrem Hang zu leſen und Lieder zu ſchreiben nachzugeben, als einige Stunden der Sonn- tage. Da ſchrieb ſie die Lieder nieder, wel- che ſie unter ihrer Arbeit ausgedacht hatte. Nach einer neunjaͤhrigen Ehe ward ſie <TEI> <text> <front> <div n="1"> <p><pb facs="#f0020" n="XVI"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/> einer Dienſtmagd erreichte ſie ihr ſieben-<lb/> zehentes Jahr, in welchem ſie die Laufbahn<lb/> weit groͤſſerer Muͤhſeeligkeiten antrat. Ihre<lb/> Mutter verheyrathete ſie an einen Mann,<lb/> dem ſie alle Wolle, die er verarbeitete, zu-<lb/> rechte machen mußte. Und da uͤberdem alle<lb/> andre haͤusliche Geſchaͤfte einer Frauen allein<lb/> auf ihr lagen, ſo hatte ſie keine andere Muſſe<lb/> ihrem Hang zu leſen und Lieder zu ſchreiben<lb/> nachzugeben, als einige Stunden der Sonn-<lb/> tage. Da ſchrieb ſie die Lieder nieder, wel-<lb/> che ſie unter ihrer Arbeit ausgedacht hatte.</p><lb/> <p>Nach einer neunjaͤhrigen Ehe ward ſie<lb/> dieſes Bandes los, um ein viel haͤrteres zu<lb/> tragen; denn ihre Mutter fuͤhrte ſie nicht<lb/> lange hernach einem zweyten Mann zu, und<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [XVI/0020]
Vorrede.
einer Dienſtmagd erreichte ſie ihr ſieben-
zehentes Jahr, in welchem ſie die Laufbahn
weit groͤſſerer Muͤhſeeligkeiten antrat. Ihre
Mutter verheyrathete ſie an einen Mann,
dem ſie alle Wolle, die er verarbeitete, zu-
rechte machen mußte. Und da uͤberdem alle
andre haͤusliche Geſchaͤfte einer Frauen allein
auf ihr lagen, ſo hatte ſie keine andere Muſſe
ihrem Hang zu leſen und Lieder zu ſchreiben
nachzugeben, als einige Stunden der Sonn-
tage. Da ſchrieb ſie die Lieder nieder, wel-
che ſie unter ihrer Arbeit ausgedacht hatte.
Nach einer neunjaͤhrigen Ehe ward ſie
dieſes Bandes los, um ein viel haͤrteres zu
tragen; denn ihre Mutter fuͤhrte ſie nicht
lange hernach einem zweyten Mann zu, und
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