Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Drittes Buch. An Herrn Professor Sulzer, (Zu Berlin im April 1761.)über den Tod seines Kindes. Sie ist nicht mehr! o du ihr Vater weine, Auf jenen Ueberrest entseeleter Gebeine, Dein in dich dringend Leid! Nichts half die Kunst, und nichts daß du gerungen Hast im Gebet, sie ging auf größre Foderungen Hin in die Ewigkeit! Da wird sie sich mit jenem Geiste küssen Der deine Liebe hat mit sich dahin gerissen Wo nichts, als Liebe lebt! Da wird sie nun im Schooß der Mutter liegen Und ihr erzählen, wie dein einziges Vergnügen, Ihr Schatten, um dich schwebt! Drittes Buch. An Herrn Profeſſor Sulzer, (Zu Berlin im April 1761.)uͤber den Tod ſeines Kindes. Sie iſt nicht mehr! o du ihr Vater weine, Auf jenen Ueberreſt entſeeleter Gebeine, Dein in dich dringend Leid! Nichts half die Kunſt, und nichts daß du gerungen Haſt im Gebet, ſie ging auf groͤßre Foderungen Hin in die Ewigkeit! Da wird ſie ſich mit jenem Geiſte kuͤſſen Der deine Liebe hat mit ſich dahin geriſſen Wo nichts, als Liebe lebt! Da wird ſie nun im Schooß der Mutter liegen Und ihr erzaͤhlen, wie dein einziges Vergnuͤgen, Ihr Schatten, um dich ſchwebt! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0185" n="141"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b">An Herrn Profeſſor Sulzer,</hi><lb/> uͤber den Tod ſeines Kindes.</head><lb/> <dateline> <hi rendition="#c">(<hi rendition="#g">Zu Berlin im April 1761</hi>.)</hi> </dateline><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem" n="5"> <l>Sie iſt nicht mehr! o du ihr Vater weine,<lb/> Auf jenen Ueberreſt entſeeleter Gebeine,<lb/> Dein in dich dringend Leid!<lb/> Nichts half die Kunſt, und nichts daß du gerungen<lb/> Haſt im Gebet, ſie ging auf groͤßre Foderungen<lb/> Hin in die Ewigkeit!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="6"> <l>Da wird ſie ſich mit jenem Geiſte kuͤſſen<lb/> Der deine Liebe hat mit ſich dahin geriſſen<lb/> Wo nichts, als Liebe lebt!<lb/> Da wird ſie nun im Schooß der Mutter liegen<lb/> Und ihr erzaͤhlen, wie dein einziges Vergnuͤgen,<lb/> Ihr Schatten, um dich ſchwebt!</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [141/0185]
Drittes Buch.
An Herrn Profeſſor Sulzer,
uͤber den Tod ſeines Kindes.
(Zu Berlin im April 1761.)
Sie iſt nicht mehr! o du ihr Vater weine,
Auf jenen Ueberreſt entſeeleter Gebeine,
Dein in dich dringend Leid!
Nichts half die Kunſt, und nichts daß du gerungen
Haſt im Gebet, ſie ging auf groͤßre Foderungen
Hin in die Ewigkeit!
Da wird ſie ſich mit jenem Geiſte kuͤſſen
Der deine Liebe hat mit ſich dahin geriſſen
Wo nichts, als Liebe lebt!
Da wird ſie nun im Schooß der Mutter liegen
Und ihr erzaͤhlen, wie dein einziges Vergnuͤgen,
Ihr Schatten, um dich ſchwebt!
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