Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Oden. Die Abendmahlzeit auf dem Lande, (Den 16ten des Heumonats 1761.)an Herrn Geheimen Rath Buchholz. Freund, nicht in fürstlichen Sälen Bey dem glatsteinigten Tisch, Bedeckt mit köstlicher Leinwand, Wohnt das Vergnügen allein! Auch im kleinräumichten Hause, Gebaut nach ländlicher Art, Auf schlechtem reinlichem Zwillich, Mit Einer Schüssel besetzt, Schmeckt dem nicht wählenden Gaumen, Die ungekünstelte Kost: Und vom Luftschöpfen getrocknet, Schmeckt ihm vierjähriger Wein. Oden. Die Abendmahlzeit auf dem Lande, (Den 16ten des Heumonats 1761.)an Herrn Geheimen Rath Buchholz. Freund, nicht in fuͤrſtlichen Saͤlen Bey dem glatſteinigten Tiſch, Bedeckt mit koͤſtlicher Leinwand, Wohnt das Vergnuͤgen allein! Auch im kleinraͤumichten Hauſe, Gebaut nach laͤndlicher Art, Auf ſchlechtem reinlichem Zwillich, Mit Einer Schuͤſſel beſetzt, Schmeckt dem nicht waͤhlenden Gaumen, Die ungekuͤnſtelte Koſt: Und vom Luftſchoͤpfen getrocknet, Schmeckt ihm vierjaͤhriger Wein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0174" n="130"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Oden.</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b">Die Abendmahlzeit auf dem Lande,</hi><lb/> an Herrn Geheimen Rath Buchholz.</head><lb/> <dateline> <hi rendition="#c">(Den 16ten des Heumonats 1761.)</hi> </dateline><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem" n="4"> <l>Freund, nicht in fuͤrſtlichen Saͤlen<lb/> Bey dem glatſteinigten Tiſch,<lb/> Bedeckt mit koͤſtlicher Leinwand,<lb/> Wohnt das Vergnuͤgen allein!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="5"> <l>Auch im kleinraͤumichten Hauſe,<lb/> Gebaut nach laͤndlicher Art,<lb/> Auf ſchlechtem reinlichem Zwillich,<lb/> Mit Einer Schuͤſſel beſetzt,</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="6"> <l>Schmeckt dem nicht waͤhlenden Gaumen,<lb/> Die ungekuͤnſtelte Koſt:<lb/> Und vom Luftſchoͤpfen getrocknet,<lb/> Schmeckt ihm vierjaͤhriger Wein.</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0174]
Oden.
Die Abendmahlzeit auf dem Lande,
an Herrn Geheimen Rath Buchholz.
(Den 16ten des Heumonats 1761.)
Freund, nicht in fuͤrſtlichen Saͤlen
Bey dem glatſteinigten Tiſch,
Bedeckt mit koͤſtlicher Leinwand,
Wohnt das Vergnuͤgen allein!
Auch im kleinraͤumichten Hauſe,
Gebaut nach laͤndlicher Art,
Auf ſchlechtem reinlichem Zwillich,
Mit Einer Schuͤſſel beſetzt,
Schmeckt dem nicht waͤhlenden Gaumen,
Die ungekuͤnſtelte Koſt:
Und vom Luftſchoͤpfen getrocknet,
Schmeckt ihm vierjaͤhriger Wein.
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