Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Oden. Die Wahrheit spricht im Sonnenlichte; Es ist ein Gott der alles sieht; Der vor sein allgemein Gerichte Auch unbekannte Lügner zieht. Und wenn der Gott in seinem Grimme Auch nicht der Falschheit Rächer wär; So fiele mir doch schon die Stimme Der Tugend, in der Seele schwer. Der Wahrheit Stimme will ich brauchen, Und solt ich meinen Bissen Brodt, Mit Salz bestreut in Eßig tauchen, So bliebe sie mein größt Geboth. Sie hieß mir Friedrichs Siege singen; Und wollten seine Feinde mich Zu andern Thönen grausam zwingen, Doch säng ich sterbend Friederich. Oden. Die Wahrheit ſpricht im Sonnenlichte; Es iſt ein Gott der alles ſieht; Der vor ſein allgemein Gerichte Auch unbekannte Luͤgner zieht. Und wenn der Gott in ſeinem Grimme Auch nicht der Falſchheit Raͤcher waͤr; So fiele mir doch ſchon die Stimme Der Tugend, in der Seele ſchwer. Der Wahrheit Stimme will ich brauchen, Und ſolt ich meinen Biſſen Brodt, Mit Salz beſtreut in Eßig tauchen, So bliebe ſie mein groͤßt Geboth. Sie hieß mir Friedrichs Siege ſingen; Und wollten ſeine Feinde mich Zu andern Thoͤnen grauſam zwingen, Doch ſaͤng ich ſterbend Friederich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0132" n="88"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Oden.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem" n="5"> <l>Die Wahrheit ſpricht im Sonnenlichte;<lb/> Es iſt ein Gott der alles ſieht;<lb/> Der vor ſein allgemein Gerichte<lb/> Auch unbekannte Luͤgner zieht.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="6"> <l>Und wenn der Gott in ſeinem Grimme<lb/> Auch nicht der Falſchheit Raͤcher waͤr;<lb/> So fiele mir doch ſchon die Stimme<lb/> Der Tugend, in der Seele ſchwer.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="7"> <l>Der Wahrheit Stimme will ich brauchen,<lb/> Und ſolt ich meinen Biſſen Brodt,<lb/> Mit Salz beſtreut in Eßig tauchen,<lb/> So bliebe ſie mein groͤßt Geboth.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="1"> <l>Sie hieß mir Friedrichs Siege ſingen;<lb/> Und wollten ſeine Feinde mich<lb/> Zu andern Thoͤnen grauſam zwingen,<lb/> Doch ſaͤng ich ſterbend Friederich.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [88/0132]
Oden.
Die Wahrheit ſpricht im Sonnenlichte;
Es iſt ein Gott der alles ſieht;
Der vor ſein allgemein Gerichte
Auch unbekannte Luͤgner zieht.
Und wenn der Gott in ſeinem Grimme
Auch nicht der Falſchheit Raͤcher waͤr;
So fiele mir doch ſchon die Stimme
Der Tugend, in der Seele ſchwer.
Der Wahrheit Stimme will ich brauchen,
Und ſolt ich meinen Biſſen Brodt,
Mit Salz beſtreut in Eßig tauchen,
So bliebe ſie mein groͤßt Geboth.
Sie hieß mir Friedrichs Siege ſingen;
Und wollten ſeine Feinde mich
Zu andern Thoͤnen grauſam zwingen,
Doch ſaͤng ich ſterbend Friederich.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/132 |
Zitationshilfe: | Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1764/132>, abgerufen am 23.07.2024. |