Karsch, Anna Luise: Auserlesene Gedichte. Berlin, 1764.Oden. Die leichten Wimpel wehten über dir, Wie Fahnen die ein Triumphirer bringet Vom Felde, wo sein Arm den Feind bezwang; so zwinget Der starke Löw, ein Panterthier! Der Dichtkunst Schwester, die Music, erscholl In sanftgedämpftem feinem süssem Thone; Und du vergassest ganz den Glanz der Königs Crone Und warest sanfter Freuden voll! Der Sonnen Antlitz, unverschleyert schön, Sah auf dein kleines Schiff mit unverwandten Und strahlenreichen Blicken, streute Diamanten Und ließ die Fahrt durch Silber gehn. Die Elbe fühlte Vorzug, nennte klein Des deutschen Reiches stolzere Gewässer; Beschift, Holdseeligste, von Dir, dünkt sie sich besser Und edler, als der breite Rhein. Oden. Die leichten Wimpel wehten uͤber dir, Wie Fahnen die ein Triumphirer bringet Vom Felde, wo ſein Arm den Feind bezwang; ſo zwinget Der ſtarke Loͤw, ein Panterthier! Der Dichtkunſt Schweſter, die Muſic, erſcholl In ſanftgedaͤmpftem feinem ſuͤſſem Thone; Und du vergaſſeſt ganz den Glanz der Koͤnigs Crone Und wareſt ſanfter Freuden voll! Der Sonnen Antlitz, unverſchleyert ſchoͤn, Sah auf dein kleines Schiff mit unverwandten Und ſtrahlenreichen Blicken, ſtreute Diamanten Und ließ die Fahrt durch Silber gehn. Die Elbe fuͤhlte Vorzug, nennte klein Des deutſchen Reiches ſtolzere Gewaͤſſer; Beſchift, Holdſeeligſte, von Dir, duͤnkt ſie ſich beſſer Und edler, als der breite Rhein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0116" n="72"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Oden.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem" n="1"> <l>Die leichten Wimpel wehten uͤber dir,<lb/> Wie Fahnen die ein Triumphirer bringet<lb/> Vom Felde, wo ſein Arm den Feind bezwang; ſo zwinget<lb/> Der ſtarke Loͤw, ein Panterthier!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="2"> <l>Der Dichtkunſt Schweſter, die Muſic, erſcholl<lb/> In ſanftgedaͤmpftem feinem ſuͤſſem Thone;<lb/> Und du vergaſſeſt ganz den Glanz der Koͤnigs Crone<lb/> Und wareſt ſanfter Freuden voll!</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="3"> <l>Der Sonnen Antlitz, unverſchleyert ſchoͤn,<lb/> Sah auf dein kleines Schiff mit unverwandten<lb/> Und ſtrahlenreichen Blicken, ſtreute Diamanten<lb/> Und ließ die Fahrt durch Silber gehn.</l> </lg><lb/> <lg type="poem" n="4"> <l>Die Elbe fuͤhlte Vorzug, nennte klein<lb/> Des deutſchen Reiches ſtolzere Gewaͤſſer;<lb/> Beſchift, Holdſeeligſte, von Dir, duͤnkt ſie ſich beſſer<lb/> Und edler, als der breite Rhein.</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0116]
Oden.
Die leichten Wimpel wehten uͤber dir,
Wie Fahnen die ein Triumphirer bringet
Vom Felde, wo ſein Arm den Feind bezwang; ſo zwinget
Der ſtarke Loͤw, ein Panterthier!
Der Dichtkunſt Schweſter, die Muſic, erſcholl
In ſanftgedaͤmpftem feinem ſuͤſſem Thone;
Und du vergaſſeſt ganz den Glanz der Koͤnigs Crone
Und wareſt ſanfter Freuden voll!
Der Sonnen Antlitz, unverſchleyert ſchoͤn,
Sah auf dein kleines Schiff mit unverwandten
Und ſtrahlenreichen Blicken, ſtreute Diamanten
Und ließ die Fahrt durch Silber gehn.
Die Elbe fuͤhlte Vorzug, nennte klein
Des deutſchen Reiches ſtolzere Gewaͤſſer;
Beſchift, Holdſeeligſte, von Dir, duͤnkt ſie ſich beſſer
Und edler, als der breite Rhein.
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