Absicht hinreichend darthue und die Speculation in demselben ihre Stärke keinesweges beweise, oder den Umfang ihres Ge- biets dadurch erweitere. Auch wird die Befremdung, oder der vorgebliche Widerspruch einer hier behaupteten Möglich- keit einer Theologie, mit dem, was die Critik der speculati- ven Vernunft von den Categorien sagte: daß diese nämlich nur in Anwendung auf Gegenstände der Sinne, keineswe- ges aber aufs Uebersinnliche angewandt, Erkenntnis hervor- bringen können, verschwinden, wenn man sie hier zu einem Erkenntnis Gottes, aber nicht in theoretischer, (nachdem was seine uns unerforschliche Natur an sich sey) sondern le- diglich in practischer Absicht gebraucht sieht. -- Um bey dieser Gelegenheit der Misdeutung jener sehr nothwendrgen, aber zum Verdruß des blinden Dogmatikers die Vernunft, auch in ihre Grenzen zurückweisenden Lehre der Critik, ein Ende zu machen, füge ich hier beygehende Erläuterung derselben bey.
Wenn ich einen Körper bewegende Kraft beylege, mit- hin ihn durch die Categorie der Caussalität denke, so erken- ne ich ihn dadurch zugleich, d. i. ich bestimme den Begrif desselben, als Objects überhaupt, durch das, was ihm, als Gegenstande der Sinne, für sich (als Bedingung der Mög- lichkeit jener Relation) zukommt: denn ist die bewegende Kraft, die ich ihnen beylege, eine abstoßende so kommt ihm (wenn ich gleich noch nicht einen anderen gegen den er sie ausübt neben ihm setze) ein Ort im Raume, ferner eine Ausdehnung, d.i. Raum in ihm selbst, überdem Erfüllung desselben durch die abstoßende Kräfte seiner Theile zu, endlich auch das Gesetz dieser Erfüllung (daß der Grund der Abstoßung der letzteren in derselben Propor- tion abnehmen müsse, als die Ausdehnnng des Körpers wächst und der Raum den er mit denselben Theilen durch diese Kraft erfüllt zunimmt). -- Dagegen, wenn ich mir ein übersinn- liches Wesen als den ersten Beweger, mithin durch die Ca-
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II. Th. Critik der teleologiſchen Urtheilskraft.
Abſicht hinreichend darthue und die Speculation in demſelben ihre Staͤrke keinesweges beweiſe, oder den Umfang ihres Ge- biets dadurch erweitere. Auch wird die Befremdung, oder der vorgebliche Widerſpruch einer hier behaupteten Moͤglich- keit einer Theologie, mit dem, was die Critik der ſpeculati- ven Vernunft von den Categorien ſagte: daß dieſe naͤmlich nur in Anwendung auf Gegenſtaͤnde der Sinne, keineswe- ges aber aufs Ueberſinnliche angewandt, Erkenntnis hervor- bringen koͤnnen, verſchwinden, wenn man ſie hier zu einem Erkenntnis Gottes, aber nicht in theoretiſcher, (nachdem was ſeine uns unerforſchliche Natur an ſich ſey) ſondern le- diglich in practiſcher Abſicht gebraucht ſieht. — Um bey dieſer Gelegenheit der Misdeutung jener ſehr nothwendrgen, aber zum Verdruß des blinden Dogmatikers die Vernunft, auch in ihre Grenzen zuruͤckweiſenden Lehre der Critik, ein Ende zu machen, fuͤge ich hier beygehende Erlaͤuterung derſelben bey.
Wenn ich einen Koͤrper bewegende Kraft beylege, mit- hin ihn durch die Categorie der Cauſſalitaͤt denke, ſo erken- ne ich ihn dadurch zugleich, d. i. ich beſtimme den Begrif deſſelben, als Objects uͤberhaupt, durch das, was ihm, als Gegenſtande der Sinne, fuͤr ſich (als Bedingung der Moͤg- lichkeit jener Relation) zukommt: denn iſt die bewegende Kraft, die ich ihnen beylege, eine abſtoßende ſo kommt ihm (wenn ich gleich noch nicht einen anderen gegen den er ſie ausuͤbt neben ihm ſetze) ein Ort im Raume, ferner eine Ausdehnung, d.i. Raum in ihm ſelbſt, uͤberdem Erfuͤllung deſſelben durch die abſtoßende Kraͤfte ſeiner Theile zu, endlich auch das Geſetz dieſer Erfuͤllung (daß der Grund der Abſtoßung der letzteren in derſelben Propor- tion abnehmen muͤſſe, als die Ausdehnnng des Koͤrpers waͤchſt und der Raum den er mit denſelben Theilen durch dieſe Kraft erfuͤllt zunimmt). — Dagegen, wenn ich mir ein uͤberſinn- liches Weſen als den erſten Beweger, mithin durch die Ca-
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II. Th. Critik der teleologiſchen Urtheilskraft.
Abſicht hinreichend darthue und die Speculation in demſelben
ihre Staͤrke keinesweges beweiſe, oder den Umfang ihres Ge-
biets dadurch erweitere. Auch wird die Befremdung, oder
der vorgebliche Widerſpruch einer hier behaupteten Moͤglich-
keit einer Theologie, mit dem, was die Critik der ſpeculati-
ven Vernunft von den Categorien ſagte: daß dieſe naͤmlich
nur in Anwendung auf Gegenſtaͤnde der Sinne, keineswe-
ges aber aufs Ueberſinnliche angewandt, Erkenntnis hervor-
bringen koͤnnen, verſchwinden, wenn man ſie hier zu einem
Erkenntnis Gottes, aber nicht in theoretiſcher, (nachdem
was ſeine uns unerforſchliche Natur an ſich ſey) ſondern le-
diglich in practiſcher Abſicht gebraucht ſieht. — Um bey
dieſer Gelegenheit der Misdeutung jener ſehr nothwendrgen,
aber zum Verdruß des blinden Dogmatikers die Vernunft,
auch in ihre Grenzen zuruͤckweiſenden Lehre der Critik, ein Ende
zu machen, fuͤge ich hier beygehende Erlaͤuterung derſelben bey.
Wenn ich einen Koͤrper bewegende Kraft beylege, mit-
hin ihn durch die Categorie der Cauſſalitaͤt denke, ſo erken-
ne ich ihn dadurch zugleich, d. i. ich beſtimme den Begrif
deſſelben, als Objects uͤberhaupt, durch das, was ihm, als
Gegenſtande der Sinne, fuͤr ſich (als Bedingung der Moͤg-
lichkeit jener Relation) zukommt: denn iſt die bewegende Kraft,
die ich ihnen beylege, eine abſtoßende ſo kommt ihm (wenn ich
gleich noch nicht einen anderen gegen den er ſie ausuͤbt neben ihm
ſetze) ein Ort im Raume, ferner eine Ausdehnung, d.i. Raum in
ihm ſelbſt, uͤberdem Erfuͤllung deſſelben durch die abſtoßende
Kraͤfte ſeiner Theile zu, endlich auch das Geſetz dieſer Erfuͤllung
(daß der Grund der Abſtoßung der letzteren in derſelben Propor-
tion abnehmen muͤſſe, als die Ausdehnnng des Koͤrpers waͤchſt
und der Raum den er mit denſelben Theilen durch dieſe Kraft
erfuͤllt zunimmt). — Dagegen, wenn ich mir ein uͤberſinn-
liches Weſen als den erſten Beweger, mithin durch die Ca-
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Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/537>, abgerufen am 26.06.2024.
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