logisch, d. i. mit ihm blos der Regel dieses Verfahrens, nicht der Anschauung selbst, mithin blos der Form der Reflexion, nicht dem Jnhalte nach, überein kommt.
Es ist ein von den neuern Logikern zwar angenom- mener, aber sinnverkehrender, unrechter Gebrauch des Worts symbolisch, wenn man es der intuitiven Vorstellungsart entgegensetzt; denn die symbolische ist nur eine Art der intuitiven. Die letztere (die intuitive) kann nämlich in die schematische und in die symbo- lische Vorstellungsart eingetheilt werden. Beyde sind Hypotyposen, d. i. Darstellungen (exhibitio), nicht bloße Characterismen, d. i. Bezeichnungen der Be- griffe durch begleitende sinnliche Zeichen, die gar nichts zu der Anschauung des Objects gehöriges enthalten, son- dern nur jenen, nach dem Gesetze der Association der Einbildungskraft, mithin in subjectiver Absicht, zum Mittel der Reproduction dienen; dergleichen sind entwe- der Worte, oder sichtbare (algebraische, selbst mimische) Zeichen, als bloße Ausdrücke für Begriffe. *)
Alle Anschauungen, die man Begriffen a priori un- terlegt, sind also entweder Schemate oder Symbo- len, wovon die erstern directe, die zweyte indirecte Dar- stellungen des Begrifs enthalten. Die erste thun dieses
*) Das Jntuitive der Erkenntnis muß dem Discursiven (nicht dem Symbolischen) entgegengesetzt werden Das erstere ist nun entweder schematisch, durch Demonstration, oder symbolisch, als Vorstellung nach einer bloßen Analogie.
I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
logiſch, d. i. mit ihm blos der Regel dieſes Verfahrens, nicht der Anſchauung ſelbſt, mithin blos der Form der Reflexion, nicht dem Jnhalte nach, uͤberein kommt.
Es iſt ein von den neuern Logikern zwar angenom- mener, aber ſinnverkehrender, unrechter Gebrauch des Worts ſymboliſch, wenn man es der intuitiven Vorſtellungsart entgegenſetzt; denn die ſymboliſche iſt nur eine Art der intuitiven. Die letztere (die intuitive) kann naͤmlich in die ſchematiſche und in die ſymbo- liſche Vorſtellungsart eingetheilt werden. Beyde ſind Hypotypoſen, d. i. Darſtellungen (exhibitio), nicht bloße Characterismen, d. i. Bezeichnungen der Be- griffe durch begleitende ſinnliche Zeichen, die gar nichts zu der Anſchauung des Objects gehoͤriges enthalten, ſon- dern nur jenen, nach dem Geſetze der Aſſociation der Einbildungskraft, mithin in ſubjectiver Abſicht, zum Mittel der Reproduction dienen; dergleichen ſind entwe- der Worte, oder ſichtbare (algebraiſche, ſelbſt mimiſche) Zeichen, als bloße Ausdruͤcke fuͤr Begriffe. *)
Alle Anſchauungen, die man Begriffen a priori un- terlegt, ſind alſo entweder Schemate oder Symbo- len, wovon die erſtern directe, die zweyte indirecte Dar- ſtellungen des Begrifs enthalten. Die erſte thun dieſes
*) Das Jntuitive der Erkenntnis muß dem Discurſiven (nicht dem Symboliſchen) entgegengeſetzt werden Das erſtere iſt nun entweder ſchematiſch, durch Demonſtration, oder ſymboliſch, als Vorſtellung nach einer bloßen Analogie.
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I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
logiſch, d. i. mit ihm blos der Regel dieſes Verfahrens,
nicht der Anſchauung ſelbſt, mithin blos der Form der
Reflexion, nicht dem Jnhalte nach, uͤberein kommt.
Es iſt ein von den neuern Logikern zwar angenom-
mener, aber ſinnverkehrender, unrechter Gebrauch des
Worts ſymboliſch, wenn man es der intuitiven
Vorſtellungsart entgegenſetzt; denn die ſymboliſche iſt
nur eine Art der intuitiven. Die letztere (die intuitive)
kann naͤmlich in die ſchematiſche und in die ſymbo-
liſche Vorſtellungsart eingetheilt werden. Beyde ſind
Hypotypoſen, d. i. Darſtellungen (exhibitio), nicht
bloße Characterismen, d. i. Bezeichnungen der Be-
griffe durch begleitende ſinnliche Zeichen, die gar nichts
zu der Anſchauung des Objects gehoͤriges enthalten, ſon-
dern nur jenen, nach dem Geſetze der Aſſociation der
Einbildungskraft, mithin in ſubjectiver Abſicht, zum
Mittel der Reproduction dienen; dergleichen ſind entwe-
der Worte, oder ſichtbare (algebraiſche, ſelbſt mimiſche)
Zeichen, als bloße Ausdruͤcke fuͤr Begriffe. *)
Alle Anſchauungen, die man Begriffen a priori un-
terlegt, ſind alſo entweder Schemate oder Symbo-
len, wovon die erſtern directe, die zweyte indirecte Dar-
ſtellungen des Begrifs enthalten. Die erſte thun dieſes
*) Das Jntuitive der Erkenntnis muß dem Discurſiven (nicht
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nun entweder ſchematiſch, durch Demonſtration, oder
ſymboliſch, als Vorſtellung nach einer bloßen Analogie.
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Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/316>, abgerufen am 25.11.2024.
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