zu machen gedenkt. Es bleibt also kein Begrif von einer Dialectik übrig, die den Geschmack angehen könnte, als der einer Dialectik der Critik des Geschmacks (nicht des Geschmacks selbst) in Ansehung ihrer Principien: da nämlich über den Grund der Möglichkeit der Ge- schmacksurtheile überhaupt einander widerstreitende Be- griffe natürlicher und unvermeidlicher Weise auftreten. Transcendentale Critik des Geschmacks wird also nur so fern einen Theil enthalten, der den Nahmen einer Dia- lectik der ästhetischen Urtheilskraft führen kann, wenn sich eine Antinomie der Principien dieses Vermögen vor- sindet, welche die Gesetzmäßigkeit desselben mithin auch seine innere Möglichkeit, zweifelhaft macht.
§. 56. Vorstellung der Antinomie des Geschmacks.
Der erste Gemeinort des Geschmacks ist in dem Satze, womit sich jeder Geschmacklose gegen Tadel zu ver- wahren denkt, enthalten. Ein jeder hat seinen eignen Geschmack. Das heißt so viel, als der Be- stimmungsgrund dieses Urtheils ist blos subjectiv (Ver- gnügen oder Schmerz) und das Urtheil hat kein Recht auf die nothwendige Beystimmung anderer.
Der zweyte Gemeinort desselben, der auch von de- nen sogar gebraucht wird, die dem Geschmacksurtheile das Recht einräumen, für jedermann gültig auszuspre-
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I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
zu machen gedenkt. Es bleibt alſo kein Begrif von einer Dialectik uͤbrig, die den Geſchmack angehen koͤnnte, als der einer Dialectik der Critik des Geſchmacks (nicht des Geſchmacks ſelbſt) in Anſehung ihrer Principien: da naͤmlich uͤber den Grund der Moͤglichkeit der Ge- ſchmacksurtheile uͤberhaupt einander widerſtreitende Be- griffe natuͤrlicher und unvermeidlicher Weiſe auftreten. Tranſcendentale Critik des Geſchmacks wird alſo nur ſo fern einen Theil enthalten, der den Nahmen einer Dia- lectik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft fuͤhren kann, wenn ſich eine Antinomie der Principien dieſes Vermoͤgen vor- ſindet, welche die Geſetzmaͤßigkeit deſſelben mithin auch ſeine innere Moͤglichkeit, zweifelhaft macht.
§. 56. Vorſtellung der Antinomie des Geſchmacks.
Der erſte Gemeinort des Geſchmacks iſt in dem Satze, womit ſich jeder Geſchmackloſe gegen Tadel zu ver- wahren denkt, enthalten. Ein jeder hat ſeinen eignen Geſchmack. Das heißt ſo viel, als der Be- ſtimmungsgrund dieſes Urtheils iſt blos ſubjectiv (Ver- gnuͤgen oder Schmerz) und das Urtheil hat kein Recht auf die nothwendige Beyſtimmung anderer.
Der zweyte Gemeinort deſſelben, der auch von de- nen ſogar gebraucht wird, die dem Geſchmacksurtheile das Recht einraͤumen, fuͤr jedermann guͤltig auszuſpre-
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I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
zu machen gedenkt. Es bleibt alſo kein Begrif von einer
Dialectik uͤbrig, die den Geſchmack angehen koͤnnte, als
der einer Dialectik der Critik des Geſchmacks (nicht
des Geſchmacks ſelbſt) in Anſehung ihrer Principien:
da naͤmlich uͤber den Grund der Moͤglichkeit der Ge-
ſchmacksurtheile uͤberhaupt einander widerſtreitende Be-
griffe natuͤrlicher und unvermeidlicher Weiſe auftreten.
Tranſcendentale Critik des Geſchmacks wird alſo nur ſo
fern einen Theil enthalten, der den Nahmen einer Dia-
lectik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft fuͤhren kann, wenn
ſich eine Antinomie der Principien dieſes Vermoͤgen vor-
ſindet, welche die Geſetzmaͤßigkeit deſſelben mithin auch
ſeine innere Moͤglichkeit, zweifelhaft macht.
§. 56.
Vorſtellung der Antinomie des Geſchmacks.
Der erſte Gemeinort des Geſchmacks iſt in dem
Satze, womit ſich jeder Geſchmackloſe gegen Tadel zu ver-
wahren denkt, enthalten. Ein jeder hat ſeinen
eignen Geſchmack. Das heißt ſo viel, als der Be-
ſtimmungsgrund dieſes Urtheils iſt blos ſubjectiv (Ver-
gnuͤgen oder Schmerz) und das Urtheil hat kein Recht
auf die nothwendige Beyſtimmung anderer.
Der zweyte Gemeinort deſſelben, der auch von de-
nen ſogar gebraucht wird, die dem Geſchmacksurtheile
das Recht einraͤumen, fuͤr jedermann guͤltig auszuſpre-
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Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/293>, abgerufen am 21.12.2024.
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