herzig einbildet, daß sein Unvermögen das Meisterstück der Einsicht deutlich erkennen und fassen zu können daher komme, weil ihm neue Wahrheiten in ganzen Massen zugeworfen werden, wogegen ihm das Detail (durch abgemessene Erklärungen und schulgerechte Prüfung der Grundsätze) nur Stümperwerk zu seyn scheint.
§. 48. Vom Verhältnisse des Genie's zum Geschmack.
Zur Beurtheilung schöner Gegenstände, als solcher, wird Geschmack, zur schönen Kunst selbst aber d. i. der Hervorbringung solcher Gegenstände wird Genie erfodert.
Wenn man das Genie als Talent zur schönen Kunst betrachtet (welches die eigenthümliche Bedeutung des Worts mit sich bringt) und es in dieser Absicht in die Vermögen zergliedern will, die ein solches Talent aus- zumachen zusammen kommen müssen, so ist nöthig zuvor den Unterschied zwischen der Naturschönheit, deren Beur- theilung nur Geschmack und der Kunstschönheit, deren Möglichkeit (worauf in der Beurtheilung eines derglei- chen Gegenstandes auch Rücksicht genommmen werden muß) Genie erfodert, genau zu bestimmen.
Eine Naturschönheit ist ein schönes Ding, die Kunst- schönheit ist eine schöne Vorstellung von einem Dinge.
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I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
herzig einbildet, daß ſein Unvermoͤgen das Meiſterſtuͤck der Einſicht deutlich erkennen und faſſen zu koͤnnen daher komme, weil ihm neue Wahrheiten in ganzen Maſſen zugeworfen werden, wogegen ihm das Detail (durch abgemeſſene Erklaͤrungen und ſchulgerechte Pruͤfung der Grundſaͤtze) nur Stuͤmperwerk zu ſeyn ſcheint.
§. 48. Vom Verhaͤltniſſe des Genie’s zum Geſchmack.
Zur Beurtheilung ſchoͤner Gegenſtaͤnde, als ſolcher, wird Geſchmack, zur ſchoͤnen Kunſt ſelbſt aber d. i. der Hervorbringung ſolcher Gegenſtaͤnde wird Genie erfodert.
Wenn man das Genie als Talent zur ſchoͤnen Kunſt betrachtet (welches die eigenthuͤmliche Bedeutung des Worts mit ſich bringt) und es in dieſer Abſicht in die Vermoͤgen zergliedern will, die ein ſolches Talent aus- zumachen zuſammen kommen muͤſſen, ſo iſt noͤthig zuvor den Unterſchied zwiſchen der Naturſchoͤnheit, deren Beur- theilung nur Geſchmack und der Kunſtſchoͤnheit, deren Moͤglichkeit (worauf in der Beurtheilung eines derglei- chen Gegenſtandes auch Ruͤckſicht genommmen werden muß) Genie erfodert, genau zu beſtimmen.
Eine Naturſchoͤnheit iſt ein ſchoͤnes Ding, die Kunſt- ſchoͤnheit iſt eine ſchoͤne Vorſtellung von einem Dinge.
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I. Th. Critik der aͤſthetiſchen Urtheilskraft.
herzig einbildet, daß ſein Unvermoͤgen das Meiſterſtuͤck
der Einſicht deutlich erkennen und faſſen zu koͤnnen daher
komme, weil ihm neue Wahrheiten in ganzen Maſſen
zugeworfen werden, wogegen ihm das Detail (durch
abgemeſſene Erklaͤrungen und ſchulgerechte Pruͤfung der
Grundſaͤtze) nur Stuͤmperwerk zu ſeyn ſcheint.
§. 48.
Vom Verhaͤltniſſe des Genie’s zum
Geſchmack.
Zur Beurtheilung ſchoͤner Gegenſtaͤnde, als
ſolcher, wird Geſchmack, zur ſchoͤnen Kunſt ſelbſt aber
d. i. der Hervorbringung ſolcher Gegenſtaͤnde wird
Genie erfodert.
Wenn man das Genie als Talent zur ſchoͤnen Kunſt
betrachtet (welches die eigenthuͤmliche Bedeutung des
Worts mit ſich bringt) und es in dieſer Abſicht in die
Vermoͤgen zergliedern will, die ein ſolches Talent aus-
zumachen zuſammen kommen muͤſſen, ſo iſt noͤthig zuvor
den Unterſchied zwiſchen der Naturſchoͤnheit, deren Beur-
theilung nur Geſchmack und der Kunſtſchoͤnheit, deren
Moͤglichkeit (worauf in der Beurtheilung eines derglei-
chen Gegenſtandes auch Ruͤckſicht genommmen werden
muß) Genie erfodert, genau zu beſtimmen.
Eine Naturſchoͤnheit iſt ein ſchoͤnes Ding, die Kunſt-
ſchoͤnheit iſt eine ſchoͤne Vorſtellung von einem
Dinge.
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Kant, Immanuel: Critik der Urtheilskraft. Berlin u. a., 1790, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_urtheilskraft_1790/249>, abgerufen am 20.11.2024.
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